documenta 14 – DOCUMENTAHALLE… CECILIA VICUNA
verwirrende rote fäden
drei nornen
ob der faden bei den drei nornen, die den faden spannen, zuteilten und abschnitten, rot war, kann ich nicht sagen und wage es auch zu beweifeln.
hier erzählt die erklärerin die geschichte der ariadne und theseus aus dem labyrinthischen knossos auf kreta. und auch da wage ich zu bezweifeln, dass der faden rot war. und schon gar nicht gefilzt, gefärbt und gedreht und geknotet.
aber was dann soll der rote faden uns erzählen, welche assoziationen ruft er hervor. auch bei dem verweis, den faden nicht verlieren, wird er nicht so beschrieben, als könne er rot sein.
die farbe also – rot war einst die farbe der mächtigen – der päpste heute noch. rot ruft bei mir eher weibliche ettribute hervor, rot wie blut, ich denke an die geburt, also der lebensspendende moment. bei den männer eher auf dem schlachtfeld zu suchen – auch mächtig, aber totbringend.
mir gefällt, dass der filz sich so schmiegsam darbietet – in falten und knoten. ja, auch im geschmeidigen denken können sich knoten einschleichen. also, bei allem fantasieren auf der hut sein…
Ihr aktuelles „quipoem“ in Form einer immersiven „weichen Skulptur“ in Übergröße besteht aus riesigen Fäden ungesponnener Wolle. Letztere wurde von einem lokalen Lieferanten bezogen und auffallend purpurrot gefärbt – zu Ehren einer synkretistischen religiösen Tradition, die durch die Nabelschnur menstrueller Symbolik die Muttergottheiten der Andenregion mit den maritimen Mythologien des alten Griechenland verknüpft.