ES IST EINE ALTE GESCHICHTE…
…
Es ist eine alte Geschichte,
Doch bleibt sie immer neu;
Und wem sie just passieret,
Dem bricht das Herz entzwei.
heinrich heine
amour
diese beiden – ja was denn – gestalten – ihnen fehlen hand und fuß. sie symbolisieren für mich die totale liebe – eine zärtliche dazu – zärtlich, wie ich sie heute nicht mehr finden kann. sie steckt in meinen erinnerungen fest.
mir fallen dazu moderne filme ein, in denen liebe ist wie auffressen, wie verschlingen, wie vereinnahmen. von zärtlichkeit nicht die geringste spur und ich denke, was kommt nach dem gegenseitigen auffressen
hiroshima mon amour… der film von 1959 fällt mir ein. ich war 20 und tief ergriffen.
ich schaue die werke mit liebenden augen an. die lippen, die herzen, die penisse und das viele sperma – metamorphosen – erklärungen – deutung… und immer wieder liebe in den verschiedensten farben und formen. es wächst aus einem blumentopf heraus – das herz. ein durch liebe befruchtetes – es gebiert zwei kleine herzen. zwei eingesperrte in einem käfig, damit sie nicht entfleuche – die liebe.
in ketten gelegt auch – zwei penisse, die zu einem herz verschmelzen. der konflikt – liebe und penis…
philip fragt mich, ob mir die vielen penisse nicht die scham ins gesicht trieben. die scham sei doch in meinen früheren jahren sicher thema gewesen.
war es nicht wirklich. ich erzähle ihm meine eigene geschichte – meine erfahrungen mit scham.
und heute und hier.
ich überlege – nein, weder scham noch peinlichkeit. sie sind ja in ihrer ART schon metamorphisiert umgestaltet und nicht aktuell mir gegenüber – aber auch dann – nein, nein….
auf jeden fall sind sie gegenstand von diskussionen.
die menschen machen die ausstellung interessant – die gespräche.
die geschichte ist eine lange – von hiroshima bis herher. diese atombombenabwürfe mit den 32 kilometer hohen atompilzen kriege ich nicht aus meinem kopf. ich war damals sechs jahre. und erst viel später – 15 jahre später – hatte uns dieses monster noch immer im griff. da fragten wir uns, ob nach hiroshima kinderkriegen noch angesagt sei.
noch heute macht es mich unruhig durch die ausstellung zu gehen. der spuk ist nicht vorbei denke ich. er wird nie vorbei sein, solange menschen…
und ich antworte mit TETSUMI KUDO:
Geprägt von den Atombombenabwürfen über Hiroshima und
Nagasaki erwägt Kudo eine radikale, posthumane Konsequenz: Eine impotente Menschheit wäre frei vom unbedingten Streben nach Fortbestand der Spezies und würde so eine Neuordnung der vorherrschenden Kategorien zuallererst möglich
machen.