JÜDISCHER FRIEDHOF KASSEL I …
heute gehe ich über den älteren teil des friedhofs. das licht ist gut, obwohl es sich dann noch einmal auftut, was fürs fotografieren nicht so dienlich ist.
heute bin ich nicht alleine. a., die tante, und l., die 11 jährige nichte, schließen sich mir an. es gibt lange gespräche, teils über die gräber, die hier im unteren teil liegen.
und – nein, sie sind nicht umgefallen die stelen. es war der besondere stil der portogiesischen juden.
in der zwischenzeit hat sich das licht zu meinen gunsten verändert. die späte nachmittagssonne taucht die szenerie in ein mildes licht und das verändert auch meine sichtweise und bilder.
heute kann ich nicht alleine sein. ein paar – blanka aus prag – haben fragen an mich.
irgendwie scheine ich den gräbern zu entsteigen und informationen mitzubringen…
nein auf dem prager friedhof war ich noch nie. ich klappere die friedhöfe nicht ab – ich muß eine bestimmte beziehung zu ihnen haben. zu prag habe ich das nur aus der ferne und über fremde beschreibungen und fotos.
dann doch noch eine kleine alleinstrecke. ich kann kaum noch laufen – aber das licht – das licht verführt mich. auch ist es nicht gar zu kahl gemäht – die schneebeeren leuchten und machen die stimmung etwas feierlich. mal wieder breche ich in eine grabkuhle mit meinem linken fuß – der herzseite – ein und denke es geschieht dir ganz recht. in das allzu feierliche und sorglose darf ich mich nicht einschwingen.
die zahl 1774 bringt mich zurück in das vergangene – in das – woran ich mich erinnern will.
unter einem baum links und rechts mehrere stelen übereinandergestapelt. ich denke – es schaut aus wie der lebensbaum und unter ihm die gesetzestafeln moses. einige der grabsteine liegen oder stehn da wie persönlichkeiten. andere am boden liegende überstrahlen sie noch durch geschickte anordnung etwa mit einem geduldeten (nicht entfernte) schneebeerenzweig die eine kecke umrahmung zaubert.
ich setze mich mal hier mal da ab und schaue genau und in verschiedene richtungen. oft entschuldige ich mich dass ich mich respektlos auf einem grabstein niederlasse. aber ich denke – mir wird verziehen ob meines alters und meiner morschen knochen.
ganz nahe bin ich den toten nicht die sich heute etwas zurückhalten weil ich nicht allein bin. doch dann wagen sie doch noch kontakt zu mir und ich bin hier dem tod ferner als andernorts. ihre lebendigkeit macht mich fast froh. froh bin ich auch dass mich mein weg heute doch noch hierher gelenkt hat.
Wunderbar! Ich glaube, da könnte ich mich auch stundenlang fotografierend und meditierend aufhalten.
Danke für die feine Reportage.
Lieben Gruss,
Brigitte
Du hältst wunderbar Erfahrungen fest, die ich ebenfalls auf Friedhöfen mache: bewusste Lebendigkeit!
gut dass du gehst
und so viel mitbringst
uns so viel mitbringst
die liegenden
die gebeugten
die aufrecht stehenden
die ihre jahre
mit würde bekränzen
efeu
moos
blätter
licht