IM WERKHOF…
Kampfmittelräumdienst in der karlsaue.
meine fundstücke mögen unbedeutend sein – doch sie taugen immerhin, sie als rostkunst in meine sammlung einzuordnen. geradezu gierig, wie auf einen leckerbissen, bin ich hinter ihnen her. aus einem riesenmetallabfallberg suche ich sie heraus. sie zeigen sich mir in ihrem befreiten zustand und hoffen auf anerkennung – noch ein letztes mal, ehe sie dann an die schrottverwertung verkauft werden. was ihnen da geschieht, will ich gar nicht nachverfolgen. sicher verlieren sie ihre form und damit ihr gesicht, das sie mir noch zeigen.
ich weiss nicht mit sicherheit, wie lange sie im verborgenen zubringen mußten. der räumdienst sucht nach blindgängern, die jetzt an der reihe wären, sich selbst zu zünden. mit akribie suchen sie und finden sicher auch dinge, die nicht aus der bombung von 1943 stammen. ihr sucher zeigt jedes fitzelchen an.
warum sind sie kunst – rostkunst. sie sind es für mich, weil ich das so will, weil ich sie dazu mache. sie sind es wert, betrachtet und ins licht gerückt zu werden. es erfaßt mich ein schauer, wenn sie mir begegnen und – dass sie nach so langer zeit irgendwie ihre zerschlagene form behalten haben. ihre beschaffenheit überdauert die zeit. sie sind zeitzeugen auf besondere art. sie geben nur zögerliche antworten, so man sie fragt. und ein seltsamer coca cola-knautsch veranlasst mich, die geschichte der firma nachzulesen. ich bin erstaunt, dass sie schon im vergangenen jahrhundert ihre reise begonnen hat – eine reise um die ganze welt und bis in die ablage des werkhofes in der karlsaue in kassel genommen hat. interessant und spannend finde ich die zusammenhänge. alles hat einen anfang und endet nie…
sonnen und monde
raupen und schnecken
und eine blüte
all das seh ich
und weiss doch
alles ist anders
Ich seh eine Dose und denke mir nichts dabei. Eine Dose ist eine Dose ist eine …. aus und fertig. Aber das eine Dose auch rostet und verfällt, auf diese Idee komme ich beim Anblick der glänzend bunten Dosen nicht.
Sehr interessant, wie sie sich verwandeln.
Liebe Grüße
Ganga
Rosadora stellt Beziehung her zu den Dingen
Lebendig machen geht nicht
Lebendig über sie schreiben, Worte finden, Abbilden – das geht, ist eine Art von Kunst, ist
Kunst
Wenn sie nicht mehr das sind, die Dinge, was sie einmal sein sollten, sprechen sie uns tatsächlich auf ganz neue3 Weise an.
Liebe Grüße
Helmut