die steine
die pflanzen
der himmel
die sonne zeigt sich, zeigt an, dass es sommer ist, geht schon fast ein bißchen rückwärts.
die sonne wärmt, der schatten kühlt – das ist gut auszuhalten. den bachlauf hat sie nicht aufgehalten, nicht aufgeleckt, die sonne. die pflanzen breiten sich, breiten sich aus, wachsen in die höhe auch, haben einen guten stand stehn geschützt im rund des steinbruchs, sehen die kolosse nicht, nehmen sich, was sie brauchen. ungestört ein jahresrund. sie haben sich vermehrt, sind zahlreicher geworden, erwecken mein erstaunen. zottiges weidenröschen, nachtkerzen und blühgras hoch und aufrecht. lupinen, längst verblüht und voller samenschoten warten darauf, noch einmal erkannt und beachtet zu werden. meine sitzecke mit steinkreis schützen sie, machen ein entdecken fast unmöglich.
ich steige, steige hinauf – ich nenne es erste etage – weil es noch eine zweite gibt für mich und eine dritte.
ein steinwall mit grauen zerkleinerten steinen gibt eine gute kulisse. ich filme und fotografiere. hocke, hocke auf einem riesigen felsbrocken, der mit einem anderen eine sperre errichtet. durchfahren unmöglich. aber wer sollte hier noch fahren im stillgelegten steinbruch.
immer wieder hocke ich, hocke auf dem einen oder anderen felsgestein, um mich zu ruhen, zu schauen auch und um energie zu tanken.
die letzte etappe nehme ich gemächlich, teile meine puste ein, wie wasser, das ich wiedermal nicht bei mir trage, und das verschwappt, wenn man ungestüm ist.
bis ins letzte eck krabbele ich mich durch. sitze dann im schatten unter dem großen felsgestein, das sich auftürmt wie eine wand, das sich brüstet, das brahlt und doch stillschweigt, beobachte die sonne, wie sie über den felsrand steigt. es ist still, so still, dass ich es wahrnehme und mich wundere, dass es das gibt, wo alles in bewegung ist. es sind diese momente, die mich dankbar werden lassen, ein wenig ehrfürchtig auch, immer in begleitung von meiner neugier.
steine in diesem zusammenhang des abgebrochenen, aufgebrochenen, gefallenen, ja gestürzten, und neuvereinten, geben eine interessante szenerie. ich sehe und beobachte, wie sich die steine zu gruppen einen, wie sie berührung wagen, wie sie szenen gestalten im sturz, wie sie geduldig ausharren und sich weiterhin selbst inszene setzen durch sonne, feuchtigkeit, indem sie moose und flechten und kalkablagerungen und manch anderes verwenden, und nicht untätig und tot herumlungern.
ich finde einen sakophag, der zu meinem schönsten foto wird und den ich schon als großes bild in auftrag gegeben habe. also auch anreger, sie regen an zu manchem, so man es will und sich anregen lässt, damit es nicht tote masse ist. und sie haben geduld, die steine. du kannst sie auch fragen und bekommst antworten – so du willst – des menschen wille ist sein himmelreich – heißt es nicht so…
ein stein – um die 40 cm im quadrat – weist ein gleichschenkliges kreuz auf. ich denke an meinen vater, der vor seinem tod sagte – da wo andere menschen ein herz haben, ist bei mir ein stein – verursacher wohl die kriegserlebnisse, die ihn niedergedrückt hilelten sein lebenlang.
steine sind nicht nur steine – sie sind auch erinnerung, sie legen gefühle frei. sie verändern ihre gestalt mit dem wetter, mit den jahreszeiten und stoßen unterschiedliches in mir an, jenachdem…
heute begegnen mir, außer ein paar vöggeli und schmetterlingen, keine tiere hier. doch ich bin nicht allein, denke an a., der mit seinem hund wohl hier hin und wieder seine touren läuft, an meine enkelkinder, denen ich das alles gern zeigen möchte. manchen möchte ich die schönheit erschließen, die von wolken begleitet und verzaubert so heimlich hier lagert.
ich denke an das leben und an das sterben und die vergänglichkeit. die immer anderen bilder hier neigen dazu, haben talent, das in mir hervorzurufen, und in der stille kann ich das gut weiterflechten, weiterdenken und bins zufrieden bis zum ende.
ich würde gern weiter und weiter laufen, aber meine hüfte mahnt mich, nicht leichtsinnig zu sein. am ende muss ich ja den ganzen weg wieder zurück gehen. und so gehe ich heute mit meinem reichtum – so fühlt es sich für mich an – zum ausgang zurück, hochzufrieden und beschenkt…
dankbarkeit und neugier
sind tüchtige
lebensgefährten und -werkzeuge
die kann man brauchen
wenn man auf und absteigt
im steinbruch
oder sonst wo
formen farben vielfalt
ein ganz eigenes leben
fernab vom lautgewusel
das lauschen
das schauen
das ergründen
und verbinden
so ein reiches
kaleidoskop
verschiedener
erscheinungsformen
und dann noch durchdacht
durchlebt
durchfühlt
ein geschenk
DANKE…
Uns hast du auch bereichert und beglückt mit deinen Aufzeichnungen und den wunderschönen sommerlichen Steinbruch-Bildern, liebe Rosadora.
Herzlichen Dank dafür!
Lieben Gruss,
Brigitte
Die Liebe zu den Steinen.
Viele Väter brachten aus den Kriegen Steinherzen mit, sanken mit denen ins Grab, wogen um so viel schwerer als die der schwammigen Bierbauchknaben.
Ach ja, und von der Sonne gewärmte Steine befühlen…
Können denn Canyons in Arizona heißer sein als deine Steinbrüche?
Die dünnen Schreie der Bussardgeier hörtest du sicher auch?
Gruß von Sonja