1. mai und im urwald…
irgend etwas unter meinen füßen ist ungewohnt weich – wie ein dicker wollteppich. doch was sich hier ausgebreitet hat ist kein teppich, sondern ein ganzer baum in seinem vergehen. ich muss erst genau schauen ehe ich begreife, was da vor mir liegt wie ein wesen, das arme und beine von sich gestreckt hat. ganz entspannt weich und warm liegt es vor mir.
und wieder einmal darf ich teilhaben an dem vorgang des sich auflösens eines ehemals grossen starken baumes und wie er sich in die erde hineinbemüht oder gezogen wird ohne widerstand – darf ich erfahren was es heißt von einem zustand in einen anderen zu wechseln.
als ich weitergehe ist es, als schaue er mir nach, als wolle er mir sagen, schön dass du da warst, danke dass du mir deine aufmerksamkeit geschenkt hast, wunderbar dass du mich erkannt hast. und ich sage, es war mir eine große ehre – ich komme wieder…
so weich
weich auch die haut meiner alten großmutter
die ging auch sehr langsam, wurde mit jedem schmerzensschrei mehr und mehr hineingezogen in die alte erde
du machst es fassbar
danke
So poetisch kann die Vergänglichkeit sein und so sanft das Erlöschen.
Schön, deine Bilder!
Lieben Gruss,
Brigitte