HOHE EICHE in der aue…sie ist eine gewaltige. wie zum schutz hat sie sich einen übermässig dicken gürtel zugelegt. das ist zumindest eigenartig. das hab ich bisher bei keiner anderen eiche so rundum gesehn.
mich lockt es an. die anderen bäume hält sie sich vom leibe – alles spilliges getue – bäumchen mit ihr verglichen. gewaltig sind auch die einkerbungen in ihrem stamm. das muss sie viel energie und willenskraft gekostet haben. vielleicht ein schwimmreifen. in der aue ist es ja sehr feucht, oft nass. und wenn da mal ein see war – über längere zeit.
sie ist nicht nur dick, sondern auch ausgesprochen hoch. neugier – oder der starke drang, sich mit dem himmel zu verbinden. auch ich verbinde mich mit ihr für einen moment und im nachhinein noch in meinen gedanken. ich trete an sie heran, begrüsse sie, schleiche um sie herum, mache mir eine vorstellung von ihrem gepräge, spüre ihre energie, und entferne mich wieder von ihr. so eingespannt zwischen himmel und erde macht sie mir eindruck. und einfach so vorbeilaufen – das geht nun nicht mehr.
‘bäume sind keine erweiterungen des selbst, sondern reine erscheinungen. ihre zeit überschneidet sich nicht mit der unseren. sie reisen auf andere weise. sie sind zyklisch und werden darum beneidet. ihre leben sind nicht teil unseres tragischen kontinuums; sie haben eine leichtigkeit, eine nähe zu wasser, luft und feuer, alles aus eigener kraft.
etel adnan in JAHRESZEITEN
Sie hat Charakter, diese wunderbare „knorzige“ Uralteiche.
Schön, wie du sie ins Bild holst!
Lieben Gruss,
Brigitte
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all das find ich
in ihrer rinde
schau’n sie heraus
oder schau ich sie
hinein
ich weiss es nicht
ist auch egal
schön ist sie
diese alte
und kräftig und
wild mit der
schüttelmähnenkrone
streift sie den himmel