Walzer der Liebe: Bertolt Brechts „Die Liebenden“
Seht jene Kraniche in großen Bogen!
Die Wolken, welche ihnen beigegeben
Zogen mit ihnen schon, als sie entflogen
Aus einem Leben in ein andres Leben.
In gleicher Höhe und mit gleicher Eile
Scheinen sie alle beide nur daneben.
Dass so der Kranich mit der Wolke teile
Den schönen Himmel, den sie kurz befliegen,
Dass also keines länger hier verweile
Und keines andres sehe als das Wiegen
Des andern in dem Wind, den beide spüren
Die jetzt im Fluge beieinander liegen.
So mag der Wind sie in das Nichts entführen:
Wenn sie nur nicht vergehen und sich bleiben
So lange kann sie beide nichts berühren.
So lange kann man sie von jedem Ort vertreiben
Wo Regen drohen oder Schüsse schallen.
So unter Sonn und Monds verschiednen Scheiben
Fliegen sie hin, einander ganz verfallen.
Wohin, ihr? – Nirgends hin. – Von wem davon? – Von allen.
in diesem jahr erscheinen sie ausgesprochen früh. es ist september. ob sie einen frühen winter ankündigen.
ihre schreie, oder sollte ich fluggesang sagen, lösen in mir eine freude aus – unbeschreibliche und immer wieder. ich bin im steinbruch und erstaunt sie zu sehen. ich habe sie noch nicht erwartet.
so hoch fliegen sie – ich bin froh, dass ich sie hören und sehen kann, dass ich sie an ihrem ruf erkenne. nur das fotografieren ist nicht ganz leicht. ich kann sie kaum ausmachen am himmel. beim heranzoomen flutschen sie mir weg. es bleibt keine zeit. sie ziehen schnell davon.
gute reise – gute reise…
flugggesang! fluggesang! wie treffend erfunden, gefunden.
sie sehen aus, so hoch da droben, wie der lange schwanz eines drachen, der, dem bunten körper entkommen, für sich allein durch den himmel schnürt, „so unter Sonn und Monds verschiednen Scheiben“ (der Herr Brecht war schon so’n oller romantiker, manchmal…).
danke für die schönen worte und fotos und gedanken!
Sylvia
Wunderbar „eingefangen“ – obwohl ich viel draußen bin, meine Nüsse einzusammeln und zum Trocknen zu legen, noch keine Zugvogelformation gehört oder gesehen.
Sonjagruß
einfach traumhaft, die Kraniche, liebe Rosado – und sehr schön das Gedicht von Brecht !!!!
ina
Wunderschön, diese Flüge ins Ungewisse über uns.
Fein, dass du sie gehört, gesehen und ins Bild gebracht hast.
Gute Reise, ihr Kraniche, – nehmt unsere Hoffnungen und Sehnsüchte mit gen Süden!
Lieben Gruss,
Brigitte