AI WEI WEI – UND DIE KUNST…

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‚…dass kunst eher ein prozess, ein lebensstil und eine haltung ist’.

‚künstlerIn sein heisst, deine individuelle verantwortung tragen. Es heisst du selbst sein, statt dich einem anderen system oder einer struktur zu unterwerfen. Du bist unabhängig und kannst deinen eigenen blick auf die welt schulen. Und du hast die fähigkeit, deine gefühle auszudrücken. Mit nichts anderem hat es zu tun. Es ist ein ein-personen-system. Nur du und die strasse. So einfach ist das.’

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das, was die kunstszene als kunst akzeptiert und das, was eine einzelne künstlerin/künstler hervorbringt klafft so weit auseinander wie nie zuvor.
man beginnt, das wertesytem infrage zu stellen. der kunstmarkt, der den geldwert als grundlage der bewertung und der wichtigkeit einer arbeit einer künstlerin oder künstlers zum ausgangspunkt nimmt, wird weiterhin als ein phänomen der kunst betrachtet werden.

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viel mehr wird sich eine andere richtung aufbegehrend herausentwickeln, die den einzelnen menschen als mitverantwortlichen und schöpferischen teil der welt wahrnimmt und anerkennt. das geht hin bis zu bildungsprogrammen, die lange schon auf der stelle treten, sich an alten normen und vorgaben orientieren, die die jungen menschen unfähig sein lassen, sich in der heutigen welt zurechtzufinden.
menschsein ansich muss neu defeniert und an die erste stelle aller bewertungen gesetzt werden.
für die kunst heisst das, dass ein kunstwerk nicht nach grösse und aktualität und dem gängigen marktpreis beurteilt werden kann, sondern nach dem, was es in einer ‚freien demokratie’ (J.beuys) an informationen und denkanstössen liefert. kunst kann nicht einfach nur ‚schön’ sein. wenn sie schön ist, wogegen ich nichts einzuwenden habe, muss sie dennoch einen mitteilenden, erklärenden sinn vermitteln. schön wäre dann für mich, wenn die information von dem kunstwerk und nicht von den schwer zu beschaffenden mitteilungen zu dem werk ausginge, (z. b. die giraffe in der documentahalle, die durch ihr einfaches nurdastehen nichts vermittelt – ausserdem finde ich es ziemlich geschmacklos, ausgestopfte tiere zur schau zu stellen. oder auch richters mädchenporträit, im fridericianum, das nur mit grossen kinderaugen zu mir spricht, aber den hintergrund verheimlicht.
es trifft bei mir auch nicht, dass er die ‚pose’, die ulrike meinhoff nach ihrem selbstmord innehatte, erwähnt. ich kann keine verbindung knüpfen. das werk erhält bei den betrachterInnen eher dadurch seinen ‚wert’ (den kunst niemals haben sollte), dass es von dem ‚grossen richter’ stammt. darin liegt die gefahr, von dem grossen künstler zu sprechen und nicht von dem grossartigen werk, das mich dadurch beeindruckt, dass es zu mir spricht.

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mir gefällt ai wei weis haltung, weil er der ist, der sich nicht einordnen, nicht einreihen lässt, sondern sein ‚ein-personen-system’ lebt, ohne die soziale komponente ausseracht zu lassen. dass er es leben kann, hängt mit seiner biografie zusammen. wer als kind grosse entbehrungen erlitten hat, nimmt leicht authistische züge an. eine besonderheit des authismus ist, dass sich sehr oft spezielle fähigkeiten in hohem masse herausbilden.

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die eigenen stärken zu entwickeln und zu leben ist in unserer art zu leben, nicht einfach, fast unmöglich. wir richten ja arbeiten nicht nach menschlichen fähigkeiten aus, sondern nach gewinn und gewinn in erster linie für unsere wirtschaftsobersten. die anpassung an unsere heutige arbeitswelt bringt eher kranke als kreative menschen hervor.
ai wei weis werk wird noch lange im gespräch bleiben. das, was er mit ‚fairytail’ bewirkt hat und noch weiterhin bewirken wird, ist noch nicht abzusehen. seine grosse gelassenheit und sein zielstrebiges herangehen an ungewöhnliches – das hat mich schon sehr beeindruckt und ist für mich beispielhaft.

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