DIE DOCUMENTA 12 EIN GARTEN…

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die metapher des gartens gefällt mir. die unkenrufe über den blanken acker sind verflogen. aus dem angebauten kunstpflänzchen ist eine bezaubernd schöne rotblühende mohnlandschaft geworden. heiter stimmt sie mich, weitet mir ihren glanz über die ganze documenta. diese stimmung trage ich mit, hin zu anderen kunstpflanzen.
sie taugt zum heranzüchten von neugier, von neugier überhaupt, die gleich diesem acker oft erst verspätet, ihre kraft zeigt. neugier erst einmal auf den nächsten schritt – aus dem garten heraus ins museum oder in den grossen auegarten, der wildwuchs vortäuscht und doch in einer gewissen ordnung angelegt ist.
die frage, wie wir uns selbst kultivieren, wäre das naheliegendste, und manch eine/r wird dies wagen, sich an dieser frage reiben, sie erst einmal auf den komposthaufen werfen, um sie irgendwann neu hervorzuholen.

die zeit verwandelt, deutet um. das, was uns anstössig und unverständlich war, wird ganz einfach und durchschaubar. wie haben sich die menschen an den henry- moore-plastiken, die auf der ersten documenta, die arnold bode ausgerichtet hatte, wie viele andere danach, gescheuert, gerieben, ja gestossen. in der zwischenzeit sind sie zu schmeichelsteinen geworden. man darf sie sogar anfassen und fühlen, wie samtenweich harter stein sein kann. die formen haben wir längst verinnerlicht über die jahre. jetzt sind es andere, an denen unsere gemüter sich erhitzen.
was machen die bilder mit uns und was machen wir mit den bildern?

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die metaphern liegen nicht immer auf der hand, obwohl sie sich uns oft eindeutig in den weg legen. der erstaunlichen macht der bilder können wir uns nicht entziehen, auch nicht, wenn wir sie einer kunstgewordenen illusion
zurechnen.

die documenta schafft es, dass ich meinen blick auf die welt weite. mein gehen durch die welt verändert sich. in gedanken lege ich lange wege zurück, die ich ohne diese anstösse nie gegangen wäre.

jetzt blüht es im garten und wir haben unsere freude daran. dann denken wir weniger an die zeiten, wo er arbeit bedeutet und geduld abverlangt und manchmal auch missernten oder gar dürren erleben muss. es steht nicht allein in unserer macht. schon das wetter kann gewaltige streiche spielen und alles mögliche unvorhersehbares sich dazwischenschieben.
der garten ist ein symbol – der mohn ein weiteres – das verspätete erblühen des mohns – und das ausgesetztsein dem wetter und der zeit und der unglaublichen macht der menschen aus ihrer ohnmacht heraus….

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