STÄDEL MUSEUM FRANKFURT/MAIN
GEGENWARTSKUNST 1945 – HEUTE
der einstieg in das thema will mir nicht so recht gelingen – fast 70 jahre als gegenwart zu bezeichnen schaffe ich nicht – meine lebenszeit kann ich gegenwärtig betrachten doch sie besteht zum grösseren teil aus vergangenheit – meiner vergangenheit
also nehme ich meinen eigenen gang – lasse mich inspirieren ohne berücksichtigung von entstehungsjahr und aussage
es ist die architektur die mich zuerst fasziniert – klare linien helle hohe räume und als krönung diese spiegelwand – ,mosaic mirror wall piece‘ von JOHN M. ARMLEDER – die verzerrungen lassen neue bilder entstehen und ich mag bilder die ich selber finden kann – bilder in bildern sozusagen – ich kann mich gar nicht wieder beruhigen – immer neues fällt mir auf – spiegelzerrbilder – moderne
in den neuen räume die nun schon nicht mehr so neu sind in denen die gegenwartskunst gezeigt wird begegnet mir viel bekanntes – bekannt u. a. von den verschiedenen documentas in kassel – das bekannte oder die bekannten die bei mir eindruck hinterliesen sehe ich hier nun in einem neuen kontex – ich staune was zeit vermag und was erworbenes wissen während dieser für aufschlüsse ermöglicht
vor RICHARD SERRAS ,inka‘ 1989 mischen sich ehrfurcht und erstaunen – auch grenzenlose freude zumal ich mit seinen skulpturen persönliche erfahrungen und empfindungen verbinde – dieses riesige schwarze etwas kannte ich bisher noch nicht – eine klare scheinbar leere fläche entfacht grosse fantasien lässt möglichkeiten des eignen sehens und interpretierens offen – ich schwinge mit
ROSEMARIE TROCKELS ,who will be in in ´99?‘ (wer wird ´99 in sein?) aus dem jahre 1988
ein gleichschenkliges kreuz – gestrickt – mit maschine wie vermutet wird – hängt in einer ecke hochoben – wie schützend oder segen spendend – über der dunklen skulptur von OTTO FREUNDLICHS ,composition‘ aus dem jahre 1933 – rosmarie trockel ist heute eine über die grenzen hin bekannte künstlerin – auf der d13 war sie mit ihrem ,teaparty-pavillon‘ vertreten – sie hier mit einem so alten werk präsentiert zu sehen erstaunt mich
die klaren symbole wie kreuz kreis spirale dreieck oder kreuz – ROSEMARIE TROCKEL – WALTER DAHN – JIRI GEORG DOKOUPIL – GÜNTHER ÜCKER – RUPRECHT GEIGER – GÜNTER FRUHTRUNK – erlangen mühelos aufmerksamkeit – sie geben allgemeinverständliche botschaften – bei näherem betrachten des jeweiligen bildes sagen sie doch auch noch etwas ganz anderes
so wie der STERN IN NOT von ji`ri georg dokoupil aus dem jahre 1982
der zentrale platz mit bank davor trägt vielleicht dazu bei dass man nicht drumherum kommt näher hinzuschauen – es entsteht eine rege diskussion – die nähe entsteht vielleicht aus dem dass das pentagramm des sternes den mensch als mikrokosmos offenbart –
ein stern der ursprünglich auf festen beinen steht kippt um und beginnt obendrein auch noch zu brennen – das ist sinnbildlich und ziemlich klar – zusammenbruch der bisherigen weltanschauung – wir erkennen bei näherem hinschauen dass die steine bücher sind – nichts ist mehr gültig was bisher gültigkeit besass – dokoupil will für sich keine klare aussage treffen
die ,alten‘ noch lebenden künstler wie georg baselitz – markus lüppertz – gerhard richter können für sich sprechen erhalten viel – zu viel – aufmerksamkeit
ALBERTO GIACOMETTI‘s grand nu assis – grosser sitzender akt – und femme epaule cassée – frau gebrochene schulter – rühren an indem sie zu verschwinden scheinen und doch gegenwärtig sind
er zieht mich an – er spuckt mich wieder aus – der ,grossherzog tapié von JEAN DUBUFFET – kleine augen abstehende ohren die alles zu hören scheinen zugespitzter mund und spitzes kinn lassen geist und witz erahnen
ISA GENZKENS ,fenster‘ wird zum guckkasten – es steht mitten im raum und ich hätte es fast übersehen – entschliesse mich dann aber es als guckkasten zu benutzen – mache zwei besucher zum bildinhalt – ihr markenzeichen – konfrontation von kunst mit banalität des alltags – ihre suptilen andeutungen in ihren werken lassen assoziationen wie vergeblichkeit oder ratlosigkeit aufblitzen – isa genzken ist eine der ganz grossen mit einem umfangreichen werk das kaum ganz zu deuten ist – ich verstehe sie – ich verstehe sie nicht
MARIA LASSNIG ist mit ihrem ,selbstbildnis mit affen‘ kaum zu deuten – spät wurde sie bekannt und auch berühmt – in venedig erhält sie den ,goldenen löwen‘ – sie lebt in new york – mit 60 bot man ihr eine malerei professur an – sie sagt: und jeder tag bringt eine neue wende – es ist die kunst die bringt mich nicht ins grab – maria lassning ist 93 und eine grosse in der malerei
LENI HOFFMANNS ,sansibar‘ – zwei linien aus elektrokabel – erinnert mich an Die Spur der Kordel: Sheela Gowdas „And tell him of my pain” von der documenta 12 – sie ist gut platziert – man kommt nicht drumherum
GEORG HEROLDS ,schal ohne arafat‘ – aus kaviar und lack auf leinwand – ist eines der versuche die malerei von den bisherigen vorstellungen zu befreien – das ist ihm gelungen – meine aufmerksamkeit hat er
die gemeinsamkeiten von der ,badende‘n von ALEXANDER ARCHIPENKO aus gips papiermaché auf einem innengerüst aus draht und – der ,grossen badenden‘ von HENRI LAURENS fallen mir erst jetzt auf – gemeinsam haben sie nur das thema – ansonsten sind sie gänzlich verschieden – schon wegen des materials und der daraus resultierenden aussage
ein rundgang aufschlussreich und faszinierend
ELSBETH MAAG SCHREIBT:
Rosadora, wunderbar! Serras dunkles Bild Inka ist eine Wucht! Stark, gross, aussagekräftig – und berührend zu gleich. Dann kommst du ins Bild – und es kommt noch eine andere Kraft, eine andere Energie dazu. Und berührt mich nun zweifach.
Danke!
Elsbeth
ja das ist es liebe elsbeth
das dunkle gebilde strahlt kraft aus und energie
es saugt mich ein – es spuckt mich wieder aus – und mit mir fantasie – euphorie – möglichkeiten – raum unermesslichen – u.u.u…..
danke elsbeth
rosadora
Kunsthimmel dort!
Danke für das Betrachten dürfen und nachleben
Deiner innigen Kunstsinne….
bitte sonja gern gemacht