WAS LEBT – IST SICH NAH…

josef guggenmos

wegwarte

da stehst du am weg,
stehst immerzu.
wegwarte am weg,
auf wen wartest du?

mit blauen augen
schaust du mich an.
was weiss ich,
was ich dir sagen kann?

wegwarte, raue,
du bist schön, du bist da.
du bist du, ich bin ich.
was lebt, ist sich nah.

wie schön er das sagt: was lebt ist sich nah
wenns doch immer so wäre

meine wegwarte ist eine aus der erinnerung
meiner kindheit
ich erinnere dass es viele gab
auf dem weg zum sommerhölzchen
dem kleinen für mich geheimnisvollen wäldchen

die sterne waren wie verlockungen
das blau schöner als das blau des himmels
bei aller lieblichkeit der blüten
war die pflanze störrisch
und liess sich schlecht pflücken
ich pflückte gerne blumen als kind
heute lasse ich sie lieber

eine einzige finde ich in meinem kompostgarten
wenn wir uns begrüssen
scheint sie mir zuzunicken
wenn wir uns verabschieden
singt sie mir noch das chicory-lied
und wir beginnen zu tanzen
und immer bange ich
dass sie beim nächsten mal
nicht mehr da sein könnte

CHICORY-bachblüte
bachblütentanz
von anastasia geng

8 thoughts on “WAS LEBT – IST SICH NAH…

  1. was lebt, ist sich nah
    und doch,
    wie fern bin ich diesem stinktier dort
    (mit humor betrachten!)

  2. Mir ist sie auch besonders lieb, diese Kindheitsblume, die auch als blaue Zauberblume in den Märchen vorkommt. Und die Gedichte von Josef Guggenmoos sind ebenso zauberhaft!

    Liebe Grüsse in diesen schönen Sonntag,
    Brigitte

  3. Das „Stinktier“ – rein symbolisch gemeint, aber ich glaube, du hast das richtig verstanden.
    Wenn ich auf diesen wunderbaren Blumenfotos eines sehen würde, wäre mir die Hitze sehr in den Kopf gestiegen…
    Sonntagsgruß von
    Sonja

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