die verschwörung der formen
bedeutungsraum – ohne deutung aufzuzwingen…
da ist einer, der den ‚roten faden’ der documenta aufnimmt und weiterspinnt, die besucherinnen und besucher zum weiterspinnen inspiriert und ermutigt. einer, der hört, wie die kunstwerke ‚wispern und tuscheln und manchmal auch ganz verstummen’. einer der sieht, wie die d12 ‚ausholt zu einer grossen, fast epischen erzählung’, nimmt so verbindung auf mit ai weiweis farytale und damit zu den märchen der gebrüder grimm. ein faden, an dem frau/mann lange hangeln kann, so sie/er will. ein märchenhaftes gedankenspiel.
einer, der auf die gefahren der schönheit aufmerksam macht, uns die verletzlichkeit darin sehen lässt.
einer, der uns erkunden lässt, ‚wie die formen der welt unsere bewegungen bestimmen’. von lust erfüllt folgt er der ausstellung, weil ihr thema ‚so klug und spielerisch’ angeordnet, ‚ganz ohne schulmeisterliches gedröhn’ auskommt.
unser ‚stilles glück’ können wir finden beim knüpfen von beziehungen zwischen alter und neuer kunst, den verschiedenen kulturen mit ihrem formenreichtum und tiefempfundenen ideen.
die d12 ‚öffnet der kunst einen bedeutungsraum, ohne ihr eine deutung aufzuzwingen’. das ist es, was mich am meisten fasziniert, nicht draufgeschuppst, nicht mit erklärungen vollgestopft zu werden, frei von wohlfeilem ‚weltverbesserungsgehabe’.
also: ‚eine anleitung zu kontrolliertem spinnen’.
ein dankeschön
HANNO RAUTERBERG
DIE ZEIT