HUGENOTTENHAUS
theaster gates
friedrichstrasse
430 nr. 70
das was es einmal war
1826 bürgerliches wohnhaus
hotel
seit 1970 leer
das was es werden soll
labor für
objekte
performances
diskussionsveranstaltungen
festessen
installationen
gespräche
u.u.u.
DAS WAS ES ZUR ZEIT IST…
es riecht nach lehm, nach feuchtem holz, fast rieche ich den tapetenkleister noch. viele wände habe ich in meinem leben tapeziert und gestrichen, teppiche herausgerissen und neue verlegt. ein leiser wind weht durch die räume.
menschen drängen sich hindurch, fragen, wie finden sie das denn…
der blick in die gesichter, die wortfetzen, ach würden sie ein bild von mir machen auf diesem stuhl, ein ´tschuldigung´ nach einem anrempler, ein unverbindliches lächeln, mama, das klo fehlt hier, flüchtige gespräche, und der helle wahnsinn…
meine aufmerksamkeit gilt zuerst den vielen wiederverwendeten dingen, eine wohnzimmerlampe im bad, eine türe als tisch, eine haustürklinke als schranktüröffner,
gestapelte holzwürfel als kunst, überhaupt viel kunst aus holzresten in rahmen gezwängt – meine lieblinge.
ein nachgebildeter schuhputzthron, der den anschein erweckt, eine betbank zu sein, ein schwarzes kreuz im selben raum wie das goldene herz. das herz überwältigt alles andere. verputz an wänden, reste von kleber, treppen mit teppichresten beklebt, von einer wand zur anderen schräg versetzt.
die räume sind klein, schmal und lang, sicher wurden sie als hotelzimmer so umgebaut, ohne namhaften komfort. zur zeit werden sie bewohnt von den arbeitern und künstlern dieses unterfangens.
ein spiegel der seelen, wie sie nach 1943 geschädigt waren und ein beispiel dafür, wie nach fast 70 jahren des versuchs zu vergessen, die erinnerungen aufbrechen.
wenn menschen, wie theaster gates, in vielen praktiken und berufen zuhause wären, ich zähle 15, könnte sich die welt in etwas verwandeln, das sie weniger zerstören würde.
ich will nicht weiter ausholen, sondern durch das haus begleiten und dinge zeigen, wie ich sie gesehen habe.