sonnenblumen…
eigentlich hatte ich sie schon fast vergessen, habe gedacht,
dass das feld schon abgeräumt sei, wie alle anderen felder auch,
bis mir brigitte sagte, dass sie dort immer vorbeifährt und alle sonnenblumen
noch da sind – eben verblüht, mit hängenden köpfen,
und dazu machte sie eine bewegung mit ihren händen vor ihrem gesicht,
ganz abgeknickt nach unten.
und so war es dann auch. ich traute meinen augen nicht. unter strahlend blauem himmel,
mit einer dem horizont zugeneigten sonne, ein herzzerreissender anblick – das sonnenblumenfeld.
im ganzen gesehen ein ungewöhnlicher anblick, schwarzbraun, die farben des verwesens und vergehens.
die schönheit des morbiden, die mich besticht in ihrem sosein und mich becirct mit ihrer todessehnsucht.
aufrecht stehn sie, mit gesenktem kopf und immer noch mit einheitlichem blick gen osten.
kein regen, kein schnee, kein wind konnte sie beugen.
so wird mir die sonnenblume zum symbol der aufrichtigkeit, im leben wie im sterben.
jetzt gehe ich leichter durch das feld, ein paar malven kann ich noch ausmachen, samenbestanden, und viel, viel kardamom. reste von kohlstengeln, und meist am boden liegend, mit zartem blattgeschmiege ringsherum, sich in auflösung befindend. die einst ausgestreckten blätter der sonnenblumen haben sich am stengel niedergelassen und lassen nun platz zum mühelosen durchschlängeln.
ich fotografiere und bin wie getrieben, als ob das feld gleich verschwinden, oder die sonne sich schnell senken und mir das licht ausmachen könnte.
eigentlich ist mir danach, mich zu füssen jeder einzelnen sonnenblume zu legen und mir ihre geschichte anzuhören oder für jede eine zu erfinden. doch es ist kalt, 6 grad minus und ein wind ist aufgekommen. meine finger sind klamm.
ich denke, was bin ich zimperlich und messe mich an jeder einzelnen blume, wie sie nicht zaudert oder gar umfällt.
auf manchen hängenden köpfen hat sich ein schnee festgehalten auf der seite, wo die sonne nicht hin scheint. wieder andere haben die restlichen sonnenblumenkerne auf ihren häuptern, halten sie für die vögel hoch, damit diese sie auch finden.
das eigenleben dieses feldes geht mir nahe, macht mich nachdenklich. wie wenig wir uns hineindenken können in diese pflanzenwelt und wie sie nur mit uns zu tun hat, wenn wir uns ihr zuwenden mit all unserer aufmerksamkeit.
jetzt könnte ich mir jedes einzelne foto hernehmen und schauen, was es mir erzählt.
jetzt könnte ich ein ganzes sonnenblumenbuch machen mit sommer- und wintersonnenblumen.
jetzt könnte ich…..
das ist fantastisch! so berührend, so treffend, so wunderbar komponiert!
traurig, aber doch irgendwie schön ,
lg
karl
Was du uns hier erzählst und in Bildern zeigst, ist vom Feinsten und rührt an Geist und Seele!
Ein liebes Dankeschön,
die andere Brigitte
Liebe Rosadora,
ein wundervolles Stimmungsbild einer unverfälschten Natur. Gefällt mir sehr.
LG in den Montag,
Anna-Lena
diese sonnenblumen
sie sehen blühend schon so traurig aus…
das liegt an deiner trauer im herzen, dass du das so siehst.
wenn sie blühen, sind sie doch die helle sonne.
rosadora
ja, bea,, karl, brigitte, anna-lena und birgit,
geist und seele, wer könnte da anders und tiefer dran rühren, wenn nicht die natur.
sie ist mir barometer und stimmungsaufheller für vieles.
schöne grüsse
rosadora