meditatives gehen durchs rose-gartenlabyrinth…
als ich dabei war, in mein gedankenlabyrinth einzutreten, stiess ich nicht zufällig auf den text von CORNELIUS CASTORIADIS : ‚durchs labyrinth’. ich liess seine sehr bildhafte sprache, die vielen griechen zueigen ist, in mich hinein. sie durchdrang mich, sie zog mich ins labyrinth, ohne zu denken, dass ich eine/meine mitte gefunden hätte.
seine worte will ich euch nicht vorenthalten. sie sind bedeutsamer, als alles, was ich im augenblick sagen könnte:
sobald wir fragen stellen, geraden wir in eine labyrinthische bewegung‚ es ‚verändert sich’ unsere ‚umgebung. wir sind dann nicht mehr in der lebenswelt, in der beständigen und (trotz noch so heftiger erschütterungen) ruhigen landschaft, über die wir unseren blick nach der ordnung einer geregelten aufeinanderfolge schweifen lassen können. das licht der ebene ist verschwunden, die berge, die sie begrenzten, sind nicht mehr da, die unendliche heiterkeit des griechischen meeres ist nun nicht mehr wahrnehmbar. nichts steht mehr einfach neben dem anderen, das nächste ist das entfernteste, die verzweigungen folgen nicht aufeinander, sondern treten gleichzeitig auf und durchdringen einander. der eingang ins labyrinth ist unvermittelt einer seiner mittelpunkte, oder genauer: wir wissen nicht mehr, ob es einen mittelpunkt gibt, was ein mittelpunkt ist. dunkle gänge führen in alle richtungen, verbinden sich mit anderen, die – man weiß nicht, woher – kommen und vielleicht nirgendwo münden. man hätte den schritt nicht wagen dürfen, man hätte draußen bleiben müssen. aber wir sind nicht einmal mehr sicher, ob wir ihn nicht immer schon getan haben, ob die gelben und weißen flecke des asphodill, die uns in manchen augenblicken verwirren, jemals anderswo existiert haben als auf der innenseite unserer augenlider. die einzige wahl, die uns bleibt: statt in diesen gang in jenen einzudringen, ohne zu wissen, wohin sie uns führen mögen, ob sie uns nicht vielleich sogar zu eben dieser kreuzung zurückführen werden oder zu einer anderen, die dieser gleicht.
denken heißt nicht, die höhle verlassen, auch nicht, die ungewißheit der schatten durch die umrisse der dinge selbst ersetzen, den zitternden schein einer flamme mit dem licht der wahren sonne vertauschen. denken heißt, ins labyrinth eintreten, einen irrgarten erstehen lassen, während wir uns auch »zwischen die blumen / gegenüber dem himmel« hätten lagern können.2 (rilke) denken heißt, sich in den gängen verlieren, die es nur deshalb gibt, weil wir sie unablässig graben; am ende einer sackgasse umkehren, deren zugang sich hinter unseren schritten wieder verschlossen hat, bis endlich dieses herumtappen im kreise – ohne daß man wüßte, wie – begehbare öffnungen in der wand auftut. [8]
gewiß wollte der mythos etwas damit sagen, als er aus dem labyrinth das werk dädalus‘, eines menschen, machte.