BLÄTTER FALLEN – FALLEN WIE VON WEIT…

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ich gehe in die aue, um in der herbstsonne die eichenbäume zu fotografieren. die waren vor ein paar tagen noch golden im laub. enttäuschung – keine blätter mehr an den ästen, kein gold in den tag.
wieder etwas gelernt. nicht alle eichen behalten ihr laub bis zum frühjahr. es gibt eben nicht nur eichen, sondern eichen und eichen und eichen… so, wie bei den menschen. jeder hat seine eigene art loszulassen.
stattdessen pilze wie verrückt – rote, gelbe, weisse, schwarze. also, in die kniee und pilze fotografieren statt bäume.

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ein halber kreis von pilzen ist auch ein hexenkreis. da bin ich ja am richtigen ort…

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heute gehen mir die worte aus. diese formvollendung im kleinen, die farbausgewogenheit und die übergrosse vielfalt der pilzsorten. die pilzwelt ist märchenhaft schön.

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nein, kein pilz – der versuch einer wurzel der sumpfzypresse sich im luftigen element auszubreiten.

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erde und wasser, feuer und luft, nur gemeinsam können sie solche zaubergebilde hervorbringen. und wie im wachsen immer alles gleichzeitig beieinander ist. mich reizen so unbenennbare gebilde, so unerwartete formationen, die keinem erwarten entsprechen. sie entlocken mir meine eigenen fantasien – vielleicht eine ruheinsel für kleinste wasserwesen in einem märchen.

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eine elegante verrenkung im zerfall noch künstlerisch sich zu gebärden.
vom baum zur skulptur – von welcher hand geformt? viele stufen durchlaufen wir und alle lebewesen in unserer entwicklung – bis ganz zuletzt. das licht verlässt uns nicht.

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diesem baumpilz sieht man seine jahreszeitliche verwandlung nicht an.
mir scheint, er braucht jahre, um zu seiner vollendung zu finden.
einen übersichtlichen platz hat er sich ausgesucht. in diesem jahr kann sogar noch am 27. november ein schwan bei ihm vorbeischaun. die haben ihr winterquartier noch einmal verlassen.

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gesicht zeigen und den mut haben sich zu entblösen…
dieses wesen schaut mich von oben an mit zerzaustem haar.
bäume sind wahre zauberkünstler in ihrer darstellung, oder wir in unserem schauen, wenn uns ein baum nicht nur baum ist, sondern uns
wesen oder teile von gestalten sichtbar werden. und ich frage mich (mal wieder), ist das leben ein traum oder der traum unser leben?

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so dem himmel entgegen – immer wieder reizen mich diese baumkronen.
eine eiche, die zögernd ihr haupt entblöst.

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„du siehest uns von dem geliebten baum
nicht, um denselben zu entkleiden,
noch um ihn nackt und bloß zu lassen, scheiden;
ach nein, wir machen frisch und schönern blättern raum.“

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die blätter fallen, fallen wie von weit,
als welkten in den himmeln ferne gärten;
sie fallen mit verneinender gebärde.
und in den nächten fällt die schwere erde
aus allen sternen in die einsamkeit.
wir alle fallen. diese hand da fällt.
und sieh dir andre an: es ist in allen.
und doch ist eine, welche dieses fallen
unendlich sanft in ihren händen hält.

nach RMR

One thought on “BLÄTTER FALLEN – FALLEN WIE VON WEIT…

  1. Absolut Genialer Comment, dies wollte ich selbst auch schon Mal schreiben, wusste nur niemals wie ich dies ausdrücken konnte :) !

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