fotos: helena sarantidis
von ‚einander die hand reichen’ bis ‚die hand für eine ins feuer legen’ –
es gibt viele redewendungen, die sich mit händen beschäftigen.
in meinem buch für ‚redewendungen und sprichwörter’ gibt es über 130, die den händen handeln zuweisen. ich war erstaunt. ich hätte vielleicht mit 10 gerechnet. so flüchtig mögen auch die gedanken sein, die sich, aufgefordert, mit ‚händen’ beschäftigen. bei näherem hingucken, hinfühlen, hindenken fallen mir eine ganze menge gefühle, gedanken und bilder ein.
so ist dann ein kompliment, ‚weisst du, dass ich mich sehr gerne an deine hände erinnere. ich liebe hände; die form, die haut, ihre sprache, der ausdruck…’ sicher eher eines, das frau frau macht, und ‚ich liebe – deine – hände’ ein kleiner liebesbeweis, und vielleicht der beginn dessen, mehr als nur die hände der frau zu lieben… nach solch einem geständnis fühlt frau aufmerksamer zu der gereichten hand hin, reicht die hände sorgfältiger und aufmerksamer als zuvor.
die wahnsinns energie, die über hände in die welt verströmt, was über den geist zur idee und über die tat der hände umgewandelt wird in schöpferisches gestalten. all die kleinen und grossen ‚werke’.
hände empfangen und leiten energien weiter. eine gute übung im kreis ist, mit geschlossenen augen die energie fliessen zu lassen. du kannst spüren, ob du die energie, die ankommt, haben möchtest, oder nicht , ob deine energie angenommen, vielleicht auch zögernd, oder zurückgewiesen wird – ein stau entsteht sozusagen. gute energie kannst du vorlassen, dahin, wo du sie haben möchtest, schlechte kannst du über deine hände ausschütteln.
hände sind überträgerinnen von botschaften. schon der händedruck eines menschen sagt einiges aus. etwa die hand, die deine fast zerdrückt; die luschige hand, die nicht zufasst, nur die fingerspitzen reicht und dich nicht einmal anschaut.
jede gereichte hand ist anders.
beim tennisspiel ist es aufschlussreich, wie eine spielerin der schiedsrichterin die hand reicht, eine flüchtige geste, die dadurch, dass sie diese nicht anschaut, ins belanglose stürzt
hände, die dich betatschen, dich anfassen, obwohl du es nicht ausdrücklich erlaubt hast, sind keine schönen hände.
hände, die sich verstecken. menschen erfinden unergründliche erklärungen dafür, weshalb sie ihre hände nicht gern zeigen, sie gar verstecken. sie finden ihre hände nicht schön, zu grob, zu dicke finger, zu faltig. sie halten sie hinterm rücken, stecken sie in taschen, oder tragen gar handschuhe – ein leben lang.
meine hände, denen ich den auftrag gebe, hier niederzuschreiben, was mein kopf ausheckt.
hinterm rücken versteckte ich auch meine hände, wenn die mutter vor dem essen fragte, hast du deine hände gewaschen? oder ich zeigte sie stolz her, wenn ich sie tatsächlich einmal gewaschen hatte.
hände erledigen viel für uns. wir könnten sie jeden abend ein bisschen loben, für das, was sie für uns tun, abgesehen davon, dass wir sie sorgfältig einölen. ein dankeschön, indem wir uns ihnen in gedanken bewusst zuwenden. ‚die hände in den schoss legen’ kann vom langweiligen akt befreit und in ein bewusstes ‚in ruhe betten’ abgelöst werden.
entspannte hände sind schöne hände.
liebende hände sind die schönsten hände, die zart streicheln, dir sagen, ich mag dich.
deine händen sehen
wie sie sich dem leben öffnen
im lebendigen zuhause sind
den tag begrüssen
und zupacken
deine worte
in wellen begleiten
sich recken
hin zu einem du
lyrik: rosadora g. trümper tuschick