DAS ERSTAUNLICHE AM LEBEN IST DAS LEBEN…

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„denn nichts kann so erstaunlich sein wie das leben. außer dem schreiben. ja, natürlich, außer dem schreiben, dem einzigen trost.“
ohan pamuk

das erstaunliche am leben ist das leben.
das leben ist um mich herum, und es ist weit weg von mir.
je weiter es von mir weg lebt, das leben, desto erstaunlicher ist es.
das fs berichtet tagtäglich und aus allen teilen der welt über die erstaunlichsten dinge, im positiven, wie im negativen, nein, eigentlich eher negatives. und je mehr das fs berichtet, desto abgestumpfter wird der teil in mir, der das erstaunen hervorrufen könnte, positiv, wie negativ, ohne mich über die geschehnisse weniger zu ärgern.
also betrachte ich mir doch besser mein eigenes leben und übe das erstaunen und das erstaunliche wahrzunehmen – wieder wahrzunehmen, immer wieder und neu.
die dinge und das lebendige leben um mich herum neu zu betrachten hiesse, mit neuen augen zu schauen, eine neue aufmerksamkeit, hiesse auch, das hören zu trainieren:
der anblick meines schlafenden katers strömt geradezu eine welle von ruhe und gelassenheit auf mich aus. erstaunt stelle ich fest, dass mich heute kein wirbelchen meines rückgrads schmerzt.
ich geniesse die ruhe, die eingekehrt ist, nachdem die reinemachfrau in der wohnung über mir aufgehört hat zu rumpeln.
und für überraschungen ist das leben gut, die es mich erstaunlich lebendig spüren lassen – unser gärtner bringt mir rote rosen, die er frisch geschnitten hat.
kleine freuden, nichts als selbstverständlich nehmen und vor einem bild stehen, das schon lange an der wand hängt und es neu betrachten und staunen, dass ich etwas sehe, was ich so auf diesem bild noch nie gesehen habe. das warme rot, das mir entgegenquillt, während es sonst ruhig dalag, das ockergelb, wie es sich anschmiegt, wo es bisher immer teilnahmslos mir schien – weben am webstuhl der tagträume das starke tuch der innerlichkeit, leben beleben, der einschränkenden realität etwas entgegensetzen.
‚der dichter lebt eine träumerei im vollen wachzustand, und vor allem bleibt seine träumerei innerhalb der welt, den dingen der welt gegenüber.’ (gaston bachelard).

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