A L T W E I B E R S O M M E R . . .

ob er schon begonnen hat, der altweibersommer, frag ich mich. die tage liegen ja nicht fest. wage siedeln sie ende september anfang oktober. was ist es aber dann, was sich dieser tage um uns zusammenspinnt? ein vorläufer, ein verspäteter sommer, also spätsommer? dann könnten wir ja noch eine lange zeit mit diesen sommersonnentagen rechnen.
‚be’-rechnen, das ist eine unberechenbare angewohnheit geworden. das wetter können wir ‚voraus’-berechnen, aber letztlich macht es doch, was es will.

auf jedenfall kommt der name ‚altweibersommer’ nicht von alten weibern.
in der germanische mythologie sind es die nornen oder schicksalsgöttinnen, die unter der esche yggsdrasil an einem brunnen, dem schicksalsquell, sitzen und die lebensfäden der menschen ‚weiben’ (spinnen).
urd sitzt und spinnt, verdandi stellt das gewebe her, skuld teilt es zu – das gewordene (vergangenheit), das werdende (die gegenwart) und das werdensollende (die zukunft).

ich warte darauf, dass die sonne an kraft verliert und sanftere strahlen sendet. wenn ich in der sonne sitzen kann, ohne in den schatten treten zu müssen, ich ihre wärmefinger auskosten kann bis zum untergang, ich sie in mich einwickele für den langen winter, wenn ich mich so rundum wohlfühle – dann ist altweibersommer.

altweibersommer

an die mauer gelehnt
die wärme einsammeln
eidechsengleich
aus dem schatten huschen
den sommer legen
in den herbst
in meinem haar
letzte sonnenstrahlen
mich durch den winter
tragen lassen
von meiner habe
sommerweib

rosadora

spinnen weben
seidene netze ins gras
hangeln an einem bein
im silbernen licht
altweibersommer

rosadora

siehe auch: bauernregeln.net

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