DIESSEITS UND JENSEITS…

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FÜR REGULA
das unerwartete zu ertragen…

‚es gibt weder ein diesseits noch ein jenseits, sondern die grosse einheit…‘ RMR

der blkick ist uns verstellt, nicht nur für das jenseits, sondern auch für das diesseits. wir leben in dieser welt und können sie doch nicht wahrnehmen, so wie sie wirklich ist. es existiert für uns die welt nur in unseren begrenzten vorstellungen. wir machen uns ein bild von ihr und gehen davon aus, dass sie so ist, wie wir es annehmen. für das leben im diesseits sehen wir uns in unserer eigenen gestalt, für das jenseits wird uns diese gestalt wieder entzogen. und wenn es schon schwer ist, eine realität im diesseits anzunehmen, ist es uns für das jenseits durch das gestalt- und wesenlose fast unmöglich. fast – denn wir versuchen ja, aus verschiedenen hintergründen heraus, uns auch von dem jenseits und der ewigkeit eine imaginierte ebene zu erschaffen. dies soll uns helfen, das unvorstellbare zu ertragen. was wir am wenigsten aushalten können, ist eine grosse leere, selbst wenn wir annehmen könnten, dass diese leere nicht ohne inhalt und sinn ist.
vermehrt sprechen wir – wie rilke es schon ausgesprochen hat – von einer ‚grossen einheit‘ – einem ‚grossen ganzen‘. und dennoch fehlt uns die zuversicht, aus dem grossen ganzen nicht herausfallen zu können.
liegt es vielleicht an unserem gottesbild? liegt es vielleicht daran, dass dieses bild, das wir uns von einem gott machen, zu eng ist und – da aus menschlichem geiste entsprungen – behaftet mit all unseren kleinen gedanken und grossen ängsten, die der zuversicht keinen platz lassen? dass es, aus unseren ansprüchen und machtvorstellungen, gottähnlich zu sein, mit einem zu dicken rahmen versehen ist, aus dem wir nicht heraus können?
sehen wir einmal ab von einem einzigen vatergott und nehmen an, dass alles um uns herum, das, was wir sehen und das, was uns unsichtbar bleibt, beseelt ist, dass es, wie wir, von einem göttlichen auftrag geleitet, einer steten verwandlung unterliegt. glauben wir einmal nicht an auferstehung im religiösen sinne, sondern dass wir in einer ständigen verwandlung – auch schon zu lebzeiten – von dieser durch alle zeit getragen und geborgen uns so einer grossen weltenseele zugehörig sind.
diesseits und jenseits müssten wir dann so nicht mehr denken. das, was wir leben, und das, was wir tod nennen, gäbe es in dieser trennenden form nicht. unsere verwandlung (noch sagen wir sterben) im leben zu begleiten ist ein kreativer akt, der uns lebendig sein lässt. diesen prozess zu verdrängen nimmt uns einen teil dieser lebendigkeit. wir leben einen teil von uns nicht, wir schliessen vor ihm die augen. so können wir nie wissen, wer wir sind. so können wir nie wissen, woher wir kommen und wohin wir gehen. was mit uns geschieht, bleibt im dunkel. uns die hellen seiten herauszunehmen entspricht nicht der wahrheit. helligkeit macht blind, und dann ist auch das helle nicht mehr hell. wenn wir uns in das dunkel wagen – in unser unterbewusstsein , in traum und tod – so leuchtet uns das helle entgegen. aber ist denn der tod der dunkle teil? sprechen die sterbenden nicht davon, dass sie ein licht sehen, in ein licht gehen.
aus polaritäten besteht alles leben, sie bedingen sich, um den lebensprozess in bewegung zu halten. leben und tod, hell und dunkel, traum und wirklichkeit – das eine ist ohne das andere nicht zu denken.

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