ROSENSCHAU BISCHOFSZELL…
Ich gehe durch den torbogen des schlosses. Duft von rosen stimmt mich sommerlich heiter. Die sonne ist inzwischen rausgekommen, brennt heiss vom himmel herunter. Beim fotografieren kann sie einen ganz schön aufheizen. Ich suche hin und wieder die schattenseite.
Viel mühe haben sie sich gegeben die bischofszellerinnen und –zeller,
das städtchen in einen rosengarten zu verwandeln. Man könnte denken, es wäre immer so. ist es aber nicht. einige läden, die sonst leer stehen, sind zum fest vorübergehend vermietet. Im eisenwarenladen, den es nicht mehr gibt, hat jacqueline rufer
ihre ‚rosen’-antiquitäten ausgebreitet.
Gegenüber hat ….. einen ‚rosen’- geschenkeladen und rosa vita ihre kreidebilder ausgestellt.
bild: ROSA VITA – kreidetechnik
Dazwischen die rosen – oder umgekehrt – und dazwischen die menschen, meistens ältere. Entweder weil sie zeit haben, oder rosen etwas sind, für die man sich in jüngeren jahren in anderer weise interessiert – z. b. da, wo es um liebesbeweise geht. Eine gruppe rollstuhlmenschen, behinderte, alte, die von jüngeren geschoben werden, voll ihrem schicksal und der sonne ausgesetzt.
Aber vor allem, viele rosensorten, die ich nicht kenne. Sie werden zum kauf angeboten. Man kann sie reservieren lassen und am ende des festes kaufen. Es ist anstrengend zu fotografieren zwischen den vielen besucherinnen und besuchern, anstrengend, die rosen – nicht in einer natürlichen umgebung – richtig ins bild zu rücken. Ich wage einen schritt ins geschrätterte beet für die richtige perspektive, kniee auf den beeträndern, wozu ich meinen ewig langen rock ‚lupfen’ muss, und recke mich übern beckenrand, um die rosenblütenblätter aus all dem andern herauszufiltern.
Ein ältere, gebücktgehender mann ist plötzlich neben mir. Ich stehe neben einem stein, der zum ‚brünnerle’ umgestaltet, dahinplätschert. Er ist von dem stein fasziniert. Ich sage, dass ich den stein, zwischen all den vielen rosen, noch gar nicht wahrgenommen habe. Ich hole eine handvoll wasser und lasse es, das wasser, von meiner hand auf seine tröpfeln, den rest verstreiche ich mir auf gesicht und nacken. Es ist heiss, sehr heiss. Der alte erzählt mir eine fantastische geschichte über diesen stein. Ich frage, ob er ihn denn so gestaltet hat. nein, sie, nein sie. Haben sie den stein gemacht? Es entsteht ein lebhaftes gespräch über das alter des steines und wie der seine entstehungsgeschichte verrät in den verschiedenen schichten. Darüber, dass wir menschen diese welt erhalten könnten – könnten, sagt er und schaut mich erstmals mit seinen wasserblauen augen an.
Ich überlege, mit was er sich im leben beschäftigen könnte. bauer, sagt seine jüngere begleiterin, tochter od. bekannte, oder… er ist ein philosoph, sage ich. Ich habe eine schwäche für philosophierende menschen. Ich lasse sie ein foto von uns machen. Er sagt, ich bin hugo… aus chur.
Ich bedanke mich bei seiner begleiterin für ihre geduld.
Begegnungen – begegnungen mit menschen, die ich noch nie vorher gesehen habe und auch danach nie mehr sehen werde. Unerwartete gespräche – glücksmomente.
Im nachhinein war das der höhepunkt meines rosenbesuches…