wieder einmal begegne ich ihr – SHEELA NA GIG oder BAUBO.
sie sitzt im kreis – wir umtanzen sie.
ich muss sie in die hand nehmen – mich an ihr reiben.
ich liebe sie als ‚BAUBO’, obwohl die märchenhafte darstellung ihrer herkunft (griechenland) mir lachhaft erscheint..
die geschichte sagt, dass BAUBO demeter in einer ihrer wütenden befindlichkeiten, weil hades, gott der unterwelt, ihre tochter persephone entführen wollte, erheitern konnte, indem sie – kopf- und fusslos und auf einem schwein reitend – ihre vulva zeigte.
mir scheint, an der geschichte ist etwas faul, irgenwie falsch erzählt. man muss länger zurückschauen, denn die demetergeschichte ist da schon patriarchal gefärbt

die keltische version ist älter und vermittelt das bild vom beginn aller zeiten, vom beginn des lebens, von fruchtbarkeit auch und der göttlichen allmacht der frau.
die christliche tradition hat dafür gesorgt, dass wir heute von BAUBO oder SHEELA NA GIG nichts mehr wissen. Misstrauisch, wie wir sind, sind wir ihr dennoch auf der spur…
jedes symbol, jedes bild ist vielfach deutbar. und ich muss wieder einmal neu schauen, was es mir diesmal sagen will.
‚wenn du etwas wichtiges hast, so zeige es.’
uns zeigen, unserem dasein als frau wichtigkeit verleihen – uns unter frauen einüben in neue verhaltensmuster, die uns heute noch nicht selbstverständlich sind. mit unserem feuer die welt am kochen halten, sie in göttlicher weise nähren, uns immer wieder sagen, ohne uns ist nichts.
mir gefiel eine darstellung der schriftstellerin und sozialkritikerin charlotte perkins gilman HERLAND, in der sie eine ‚feministische utopie’ – eine frauenwelt ohne männer – erfindet. ich ‚fand’ diese schriftstellerin – in den 70ger jahren neuaufgelegt – die schon um die jahrhundertwende den durchblick hatte. (s. auch DIE GELBE TAPETE).

sich trauen, das alte hinter sich lassen, neu erfinden, neu gestalten. wir haben so viel ‚wichtiges’, das wir zeigen können!!!
tanzend, singend es ins feuer werfen und bereinigen und gemeinsame schöpferinnen werden für eine frauen-göttinnen-welt.

damit ich mich noch mehr an baubo reiben kann, werde ich mir einen klumpen ton holen und sie für mich hervorbringen, damit sie in meiner nähe ist.

sheila na gig
ich öffne meine vulva,
damit alle sie sehen können,
ich ziehe sie weit auseinander,
das tor, durch das alles kommt,
der durchgang zum leben.
ich sage,
tritt durch mein tor,
öffne dich für das, was ist,
wenn du etwas wichtiges hast, zeige es,
so dass es jede sehen kann.

ich bin die öffnung in dieser welt,
das heilige und das verrückte,
das wilde und das wollige,
das mutige und das dreiste.
ich bin die weise alte,
von so vielen windungen geöffnet,
zusammengebrochen,
eingebrochen,
durchgebrochen.
ich bin das tor zum leben,
und ich sage:
„öffne dich!“

gedicht aus
„göttinnen geflüster“,
von amy sophia marashinsky,
schirner verlag