labyrintisch…

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labyrintisch die gedanken, die um das labyrinth kreisen. dass es ein symbol ist – seit menschengedenken – ist sicher. die mythen, die sich drum herum schlengeln, sind so verschieden wie die labyrinthformen.

‚wenn wir wüssten, dass die welt ein labyrinth ist, dann wüssten wir, dass es ein zentrum gibt. egal, ob dort etwas schreckliches wie der minotaurus oder etwas göttliches wohnt. aber es gäbe ein zentrum…’ jorge luis borges

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felsritzung in spanien (pontevedra)
ca. 800 v. u. z.

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felsritzung in italien (val camonica)
900 v. u. z.

denken wir uns die welt als zentrum, denken wir uns unser leben als solches, dann gibt es einen kern, den wir erweichen müssen, einen kern, wie der samen einer frucht, den wir zum blühen bringen können. das drumherum, also das aussen, ist nicht unwichtig dabei – das drumherum, das dem kern anlass gibt, zum blühen zu gelangen, der humus sozusagen.
bleiben wir beim bild, in dem unsere vorstellungen hin und her pendeln, so, wie die wege im labyrinth mal in die und mal in die andere richtung verlaufen.
schon glauben wir, nie die mitte zu erreichen, die mitte, in der wir das vermuten, das uns erlöst. es bedarf mut dazu. in die gänge des unbewussten gehen wir angstvoll. zweifel packen uns immer wieder. die gewissheit, dass wir nur zu gehen (leben) brauchen, ist nicht gewiss, ist verschüttet oder verlorengegangen. manchmal konnten wir sie bis zum jetzigen punkt gar nicht erst entwickeln. und um das ‚ent – wickeln’ geht es im labyrinth immer. der weg ist kreuzungsfrei, umwege sind die regel, bis wir in die mitte gelangen, die leeeeere mitte, die entsetzen in uns auslöst – erst einmal – bis wir uns wieder erholen, zur besinnung kommen, uns als ‚akteurinnen unseres eigenen lebens’ (hannelore eibach) erkennen.
der ursprung des labyrinths wird im tanz und auf kreta vermutet. dafür gibt es keine beweise, wie auch für den roten faden der ariadne, (eine erfindung der griechen, die auf das reduzierte verständnis des labyrinthes weist), der bei logischem denken, in einem labyrinth nicht vonnöten wäre. der ‚faden’, das spinnen und weben hat andere ursprünge.
beim tanzen hatte ich immer das labyrintische als bild vor augen, das sich als weg und umweg in die erde einschreibt und dessen beginnen lange vor der zeit liegt, bevor sich die patriarchale geradlinigkeit des denkens und handelns in form von bauten niederschlägt. der tanzreigen ist symbol zyklischer zeit und stammt aus vorgriechischer zeit, wie das labyrinth.
das labyrinth soll die gebärmutter, den uterus der erde verkörpern und versinnbildllichen und be-zeugt die wiedergeburt.

ich gehe heute ins labyrinth in zürich. dort haben frauen einen öffentlichen platz errichtet, wo mit allerlei aktivitäten das leben gefeiert wird.

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ein gartenlabyrinth mit 7 umgängen, das von frauen das ganze jahr über gepflegt und gehegt wird.

an jedem donnerstag vor ostern singt l a lupa ihr frühlingslied gen osten, süden, westen und norden. es ist schon zu einem festen ritual geworden. danach beginnt die ‚saison’ im labyrinth.

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von der begrüssung neuer erdenbürgerinnen, über tanz und qi gong, freiem tanz, vorträgen und festen besonderer art wird auf dem labyrinthplatz manches erinnert und neu ins bewusstsein gebracht. die alki- und drogenszene nimmt den platz gern in ‚beschlag’. sie dürfen mitfeiern, wenn sie die aktivitäten nicht stören. auch die tiere sind nicht ausgeschlossen. ein platz für alle. ein lebendiger platz, bis dann an heilig abend der garten sich in einen lichtergarten verwandelt und sich schlafen legt bis zum nächsten frühlinsbeginn.

wir sind unterwegs…

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