wenn der drache die sonne frisst…

wenn es tagsüber vorübergehend dunkel wurde, glaubten die menschen im alten china, ein drache habe die sonne verschlungen. mit lautem gerassel, trommelschlägen und schrillem gesang versuchten sie das untier so zu erschrecken, daß es die sonne wieder ausspie, was glücklicherweise auch immer gelang.

in der hinduistischen mythologie wird die sonne während einer sonnenfinsternis vom körperlosen kopf eines dämons verschluckt, der seine beute aber immer wieder verliert, da er keinen körper hat. und so jagt er der sonne nach, verschluckt sie und verliert sie wieder.

die babylonier dachten schon vor 3 000 jahren, daß die finsternisse mit den stellungen von sonne, mond und erde in zusammenhang gebracht werden mußten.
was wir heute wissen, schliesst sich dieser erkenntnis an.

*

nachdem der von nostradamus vorausgesagte weltuntergang nicht eintraf, denkt heute bei einer sonnenfinsternis niemand mehr an eine katastrophe. die finsternisse werden in den betroffenen gebieten zum anlaß genommen, große festivals zu veranstalten.

trotz aller kenntnisse über die ursachen einer sonnenfinsternis, ist im bericht der heutigen sendung ‚nano’ des reporters, der extra in die türkei in die bucht von adrasan gereist war, noch etwas anderes in seiner stimme. den tränen nahe sagt er, dass er nicht wisse, was es sein könnte, was ihn das so anrührt, ihm so nahe kommt. auch andere berichten, dass es das absolut grösste ist, was sie miterleben dürfen.

*

dieses ergriffensein – c. g. jung spricht von archetypen (urbild). (ein archetyp als solcher ist unanschaulich, eben unbewusst, ist in seiner wirkung aber in symbolischen bildern erfahrbar, wie beispielsweise in träumen, visionen, künstlerischen erzeugnissen, märchen und mythen), die ihre wirkung auf uns haben – vielleicht ist es eines der wenigen empfindungen, die uns nie verloren gehen.

sonne und mond waren in frühesten zeiten gottheiten. die mondin, selene, den frauen zugewandt, die sonne, helios, eher den männern. wenn wir an diese gottheiten auch nicht mehr glauben, so hat doch insbesondere der mond/die mondgöttin auf die frauen auch heute noch eine grosse anziehungskraft mit ihrem rhytmischen erscheinen und dem wechsel der gestalt. während den männern die sonnenmythen nicht mehr so nahe sind, eher verloren gegangen sein dürften.

*

die söhne heutiger generationen sind in ihrer überheblichkeit nicht mehr geneigt, sich an alten mythen zu orientieren. sie verlassen sich auf die wissenschaftlichen deutungen und ziehen daheraus keine schlüsse mehr auf ihr leben. sie wagen sich, gleich phaiton, sohn des sonnengottes helios, in ihrem wirtschaftlichen bestreben immer noch zu nahe an die sonne (erde), immer dem absturz nahe. (die mythen sind da nicht ganz eindeutig. das einemal kommt er der sonne, das anderemal der erde zu nahe und in einer anderen version wird er sogar von nymphen gerettet). letztere version wäre den männern sicher die liebste. das ergäbe dann ungefähr die heutige lebenssituation der männer, wo sie von den frauen immer schön umsorgt, gehegt und gepflegt werden. sich also schon mal einen absturz leisten können. wenn der gewinn und die erkenntnis aus diesen abstürzen auch nicht effektiv und für beide geschlechter eher nicht von nutzen sein dürften.

*

die sonnenfinsternis – ein ergreifendes. selbst mich hat es über den bildschirm erreicht. fast musste ich mit dem reporter in der türkei mitheulen. ergriffensein steckt an. es besitzt eine magische kraft. magisch dieses ereignis – trotz aller erklärungen von fachlicher seite. was aber ist es, was uns so packt und mitreisst und wo packt es uns? ist es das sich immer wiederholende, das tiefe angebundensein an die weltordnungen, ist es das unerklärliche, das uns einbezieht, oder die schönheit eines solchen moments und der erscheinungsform?
nicht die wahrheit zu wissen, sondern sie erfahren – wenngleich wir uns das ganze immer dadurch noch nicht erklären können… es fällt in den ‚schatten’bereich.

phaethon
griechische mythologie
[‚fa:etɔn; griechisch, der „leuchtende“]

sohn des helios; der ihm für einen tag die lenkung des sonnenwagens anvertraute. phaethon kam der erde zu nahe, so dass ein großer brand entstand. zeus tötete ihn mit einem blitz, und phaethon stürzte in den fluss eridanos.

mythischer – geschichtlicher – zusammenhang

Wenn der Drache die Sonne frißt
Sonnenfinsternisse sind nicht nur der Stoff vieler Legenden. Sie haben auch den Verlauf der Geschichte beeinflußt
Jede Nacht bekam die junge Frau Besuch von ihrem Geliebten. In der Dunkelheit konnte sie jedoch niemals sehen, wer er war. Deshalb schwärzte sie eines Abends ihre Hände mit Ruß und hinterließ beim Umarmen dunkle Abdrücke auf seinem Rücken. Entsetzt stellte sie am nächsten Morgen fest, daß der Liebhaber ihr Bruder war. Seither ist die Schwester, symbolisiert durch die Sonne, vor ihrem Bruder, dem Mond, auf der Flucht. Nur manchmal holt er sie ein. Dann gibt es eine Sonnenfinsternis.
Dieser Mythos stammt von den Urvölkern Nordamerikas. Im alten China glaubten die Menschen dagegen, ein Drache habe die Sonne verschlungen, wenn es tagsüber plötzlich dunkelte. Mit lautem Gerassel, Trommelschlägen und schrillem Gesang versuchten sie das Untier so zu erschrecken, daß es die Sonne wieder ausspie was glücklicherweise auch immer gelang.
„Um Sonnenfinsternisse ranken sich unzählige Geschichten und Legenden“, sagt Dieter Herrmann, Direktor der Archenhold-Sternwarte und Professor für Astronomiegeschichte an der Humboldt-Universität in Berlin. „Denn die Sonne wurde in vielen alten Kulturen als Lebensspender verehrt.
Wenn sie ganz unerwartet verschwand, beeindruckte und ängstigte das die Bevölkerung natürlich ungeheuer.“ Höhere Mächte schienen in den regelmäßigen Tagesablauf einzugreifen, um den Menschen ein Zeichen zu geben.
Als Wink des Schicksals oder Warnung der Götter verstanden, haben Finsternisse mitunter sogar Geschichte gemacht. Historischen Überlieferungen zufolge entschieden sie mehrfach über Krieg und Frieden.
Im Jahr 585 vor Christus führten die kleinasiatischen Stämme der Lyder und Meder bereits seit fünf Jahren erbittert Krieg gegeneinander. Wie der altgriechische Philosoph Herodot berichtet, beendeten sie ihre Fehde jedoch sofort, als „mitten im Kampf aus Tag auf einmal Nacht ward“. Ein Friedenspakt wurde geschlossen und mit der Hochzeit der Herrscherkinder besiegelt.
Umgekehrt deuteten die Sklaven in Virginia eine ringförmige Finsternis von 1831 als Angriff des „schwarzen Engels“ Mond auf den „weißen Engel“ Sonne und damit als Signal zum Kampf. Noch im gleichen Jahr wagten sie einen Aufstand gegen ihre weißen Herren.
Selbst den Zerfall des Frankenreichs soll eine Sonnenfinsternis mitverursacht haben. Angeblich fürchtete sich Kaiser Ludwig der Fromme, Sohn Karls des Großen, so sehr vor der verdüsterten Sonne, daß er während einer Finsternis im Jahr 840 vor Schreck starb. Daraufhin entbrannte zwischen seinen Söhnen ein dreijähriger Krieg um den Thron, der mit der Teilung des riesigen Reichs endete.
„Bei all diesen Überlieferungen läßt sich allerdings nur schwer zwischen Märchen und Wahrheit unterscheiden“, gibt Dieter Herrmann zu bedenken. Die alten Chronisten seien nämlich „keineswegs zuverlässig“ gewesen. Oft hätten sie historische Ereignisse wie etwa den Tod eines großen Herrschers mit einer späteren oder vollkommen erfundenen Finsternis verknüpft, nur um die Bedeutung des Geschehens hervorzuheben.
Mit modernen Computerprogrammen haben Astronomen inzwischen Ort und Zeit aller Sonnen-Verdunklungen der vergangenen viertausend Jahre ermittelt. Ein Vergleich mit den Angaben in alten Dokumenten zeigt, daß ungefähr achtzig Prozent der rund zweihundert Finsternis-Berichte aus der Antike falsch sind.
So verlegte der römische Geschichtsschreiber Livius die Sonnenfinsternis vom sechsten Mai 203 vor Christus kurzerhand in das Jahr 202, in dem römische Streitkräfte das Heer der Kar-thager besiegten. Auch in den Schriften der Evangelisten gibt es Ungereimtheiten. Lukas, Markus und Matthäus lassen am Nachmittag der Kreuzigung Jesu „eine Finsternis über das Land hereinbrechen“, obgleich damals Vollmond war und Sonnenfinsternisse nur bei Neumond vorkommen (siehe Grafik auf Seite II).
Ist ein Bericht von Kämpfen oder Friedensschlüssen während einer Sonnenfinsternis dagegen glaubwürdig etwa, weil ähnliche Beschreibungen in mehreren unabhängigen historischen Quellen auftauchen , dann können Astronomen das Geschehen sehr genau datieren. Sie müssen lediglich den Zeitpunkt der erwähnten Finsternis berechnen.
„Es ist zwar eine mühsame Arbeit für Linguisten und Historiker, die zumeist umständlich formulierten Schriftstücke richtig zu interpretieren und ihre Zuverlässigkeit zu beurteilen“, sagt Dieter Herrmann. „Doch der Aufwand lohnt sich: Die Finsternisse tragen wesentlich dazu bei, den Verlauf der Geschichte zu rekonstruieren.“
Ihren mythischen Charakter hat die schwarze Sonne heute indes weitgehend verloren. Viel zu ihrer Entzauberung beigetragen hat der berühmte Astronom Johannes Kepler. Er entdeckte zu Beginn der 17. Jahrhunderts, nach welchen Regeln Planeten um die Sonne kreisen.
Mit diesem Wissen gelang es dem englischen Physiker Isaak Newton rund sechzig Jahre später, allgemeine Bewegungsgesetze aufzustellen und die Finsternisse erstmals exakt berechenbar zu machen: Aus dem „Fingerzeig höherer Mächte“ wurde profane Himmelsmechanik sehr zum Verdruß der Götter, so scheint es. Denn die Strafe für den Lästerer folgte prompt: Als Kepler in Graz eine totale Sonnenfinsternis beobachtete, wurde ihm in den wenigen Minuten völliger Dunkelheit das gesamte Geld aus der Börse gestohlen.

2 thoughts on “wenn der drache die sonne frisst…

  1. I have been scouring the Internet for such info and i wanted to say thanks to you for the post. By the way, just off topic, where can i download a copy of this theme? – Thanks

  2. Der halbmond war schon in Neolitikum die Hörner der Gehörnten Schlange (Drache,Lindwurm),die schlange war Symbol der Wiedergeburt,weil sie sich Häutet. Der Mond Wandert in Schlangenlienen über den Nachthimmel,
    da die Erdachse langsam nickt,so wurde aus dem Mond der Drache,Lindwurm.
    Die ersten Kalender waren Mondkalender,so gab der Mond den Menschen den ersten Kalender zum Ackerbau und wurde von ihnen zum Gott erhoben! Dieser Mond“gott“ spiegelte sich in Seen die als Eingänge in das Totenreich betrachtet wurden, da die Sehlen der Toten im Wasser vermutet
    wurden(Monsee – Drachenwand).Lind hieß – See, Wurm – Schlange.
    Der Drache war ein Gott einer Steinzeitlichen Religion die von der einführung des Sonnenkalenders “ getötet“, abgelöst wurde (Drachentöter).
    So wurde der Drache “ verteufelt“ und vom Fruchtbarkeitsgott (Kalender – Ackerbau) zum Dämon der den genaueren Sonnenkalender weichen mußte.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.