UND DAS ERINNERN AN EINEN GUTEN FREUND – FERDINAND VON REITZENSTEIN…
da ich nicht mehr in den urwald komme und MEIN BAUM die letzten stufen seines dahingehens bewältigt – bleibt mir das erinnern. zur sonnenwende bin ich in den urwald gegangen und habe eine kerze angezündet und in eine niesche meines baumes gestellt.alles dahin – mein baum – und ich auch beinahe..
28. november 2007
ferdinand, dieser ganz besondere mensch ferdinand.
wir trinken tee. das gespräch geht über das leben und das sterben, über das glauben und das nichtglauben, den weihnachtsbaum, den er jedes jahr ganz besonders schmückt und für den die menschen bewundernd danken.
ferdinand beschreibt, dass er sich jetzt schon auf das besondere grün der tanne freut, wo doch draussen alles so dunkel und triste ist. er sagt, dass der baum ja eine blume im winter ist, der mit seinem grün nach oben leuchtet, das licht bringt – das weihnachtslicht. er schildert, wie er ihn mit farben schmückt, die ein besonderes licht ausstrahlen und wie er sich dann lange vor den baum setzt und mit den augen diesen farben nachgeht, an den zweigen rauf und runter und in sich hineinnimmt. immer wieder erwähnt er das licht. der baum in der kirche sei ihm viel zu sehr geschückt, man sähe das eigentliche nicht mehr.
ich empfinde seine begeisterung und wie sich das weihnachtsthema für ihn verdichtet in diesem in allen farben leuchtenden baum. es verdichtet sich auch das empfinden von geborgen- und aufgehobensein, dass ihn jemand behütet, an diesem tag für ihn. Ganz besonders an diesem tag. ostern, sagt er, hat ja immer ein anderes datum. aber weihnachten – darauf kann ich mich verlassen.
seine augen leuchten als er davon spricht, wie immer, wenn er die gelegenheit dazu bekommt und niemand dazwischenfährt mit fragen und wenn und aber. ferdinand ist im ansatz authistisch. ich entdecke in ihm gedanken und gefühle, die so niemand hegt und äussert…
…vieles kommt nicht an, wenn wir etwas erzählen. ferdinand erinnert dinge, die ich erzählte, die weit zurückliegen, obwohl es nicht den anschein hatte, dass er alles verstanden und gehört hat. ‚mit den augen hören und mit den ohren sehen’ ist schon eine kunst. ferdinand hat da sicher noch ganz andere ressourcen der aufnahme.
als ich mich für das gespräch bedanke und sage, dass ich so glücklich bin, dass er mich an seinen tiefen empfindungen hat teilnehmen lassen, sagt er ‚das freut mich’ und er kichert dabei mit dem ganzen körper. er senkt den kopf und zieht sich in sich selbst hinein. die freude ist auf beiden seiten.
….
im atelier hat er bilder gehängt – ein teil mit sommerblumen. so nimmt er in den winter das helle, leuchtende. ich komme mir vor, wie in einem blumenladen. im winter ein bisschen sommer. er gleicht das für sich immer gut aus, damit er das, was ihn umgibt, aushalten kann. er geht unter menschen und in die welt hinein. doch er muss dann immer wieder zurück in sein selbsterschaffenes refugium, sein kleines paradies. alles fremde, laute, und gewalttätige schreckt ihn ab. er braucht das schöne um sich herum, sein zuhause, die kunst. da fühlt er sich wohl.
….. s. blog DIE BESONDERE TEESTUNDE BEI FERDINAND
eigentlich müßte es heißen: MIT Ferdinand
ja so war er: besonders und wunderbar zugleich. er hat sich etwas kindliches bewahrt und lebte vollkommen in seiner eigenen welt.
es waren auch für mich immer außergewöhnliche und bereichernde stunden in seinem haus.
alex