aufgeführt auf dem jüdischen friedhof in kassel.
ich komme zu besuch
ich habe wut – es ist frisch gemäht
was hat das gartenamt für ein interesse, die jüdische friedhofsordnung
so zu verletzen. ordnung, sauberkeit – zauberwörter der deutschen

ich versuche meine wahrnehmung auf das einzustellen, was ich vorfinde.
sonne und wolken wechseln ab und das licht ist ideal. es umflutet das zarte grün, das sich so grün zeigt, dass es fast blendet. auferstehung! unmissverständlich.
licht legt sich auf steine, bringt sie zum glänzen. die ‚aufrechten’ werfen schatten, nicht sehr lange – es ist gegen mittag. die kastanien setzen lichter in den tag und in die nacht.

licht versteckt sich und die schatten weichen.
eine gewitterwand zieht heran, lässt regen herabprasseln. hassan interpretiert das geschehen als ‚einladung’, als ‚freudengesang der geister, die einen freudentanz aufführen’. ‚sie freuen sich, dass du sie besuchst, ihnen ehre erweist. sie freuen sich, dass du sie achtest und ihnen deine aufmerksamkeit schenkst‘. ich freue mich, dass er das so sieht. ‚die menschen wollen mit den toten nichts zu tun haben, weisst du’.
und ich dachte, die toten wollten heute unter sich sein und mich vertreiben. ungestüm und stürmisch der wind. es gibt keine möglichkeit, mich unterzustellen. die bäume haben noch keine blätter. ich eile zum ausgang und ins schützende auto.

ich werde wiederkommen und eurer einladung folgen. dann tanzen wir, wild und übermütig über die gräber…