ZUSAMMENBRUCH und WIEDERAUFBAU…
die einmaligkeit der bilder im zusammenbruch besteht u. a. darin, dass sie nicht wiederholbar sind. der abbau des zoll- und verladebahnhofs kassel bot mir solche bilder in hülle und fülle, nicht zuletzt deshalb, weil ich fast täglich auf der baustelle war, um das ganze zu beobachten und um zu verstehen. ich verstand, dass letzte teile des vom krieg zerstörten und versehrten kassels hier niedergerissen wurden – unwiederbringlich.
in meinem film sage ich, dass in allem hässlichen auch etwas schönes zu finden ist und man es nur so ertragen kann. fotografisch gesehen setzte ich mit überdimmensionalen wolkengebilden noch ein sahnehäubchen drauf. so entstanden unwahrscheinlich schöne bilder.
diese dimension gelingt mir nun bei meinem wiederaufbauprojekt nicht. zwar schätze ich auch hier das spiel der wolken und fange sie mit ein, aber die gleiche wirkung haben sie lange nicht.
wiederaufbau – in dem ausmaß, wie ihn fraunhofer werden läßt, ist ziemlich langwierig und streckenweise auch sehr langweilig. immer bleibe ich an den scheinbar nebensächlichen dingen hängen, wie materialien – noch nie gesehenen und mich verführenden. art und farben und formen finde ich überwältigend, die den wiederaufbau in der betrachtung sehr zähflüssig gestalten.
das staunen hört nicht auf. immer neues fällt mir ins bild. eine große zerknautschte plastikplane, sich in einer noch größeren wasserlache spiegelnd – das ist für mich kunst. kunst, die überrascht, sich in meinen blicken einschmeichelt – nebeneffekte, die einfach da sind und mich erfreuen. und davon gibt es genug.
vielleicht sollte ich nach beendigung des werkes – das für mich auch ein kunstwerk ist – ein bild vom fertigen gesamtbau einstellen, um für ungeduldige den wiederaufbau zu dokumentieren.
und noch eines vom abbau, damit das ab und auf sichtbar wird.
…Kassel und seine Nachkriegsgeschichte lieferten dafür ein historisches Beispiel… sagt caroline bakargiev bei der 13. documenta.
und hier – das beispiel noch einmal sichtbar gemacht.
rosadora
Liebe Rosadora,
seit ich dein ‚Fraunhofer-Projekt‘ beobachtend begleite, habe ich mich immer mal wieder gefragt, was eigentlich mich speziell daran so sehr interessiert, da ich normalerweise ‚Baustellen‘ eher aus dem Wege gehe/ging. Und meine Antworten folgten jedesmal (sich sinngemäß ähnelnd) ‚auf dem Fuße‘:
Deine Bilder und Beiträge inspirieren mich – zu Gedanken, zu inneren Bildern, nähren mein ästhetisches Empfinden und intensivieren meine Vorstellungskraft.
Deine Sicht auf das ‚Dingliche‘ ist m. E. nicht nur bloße Ansicht oder Husch-Husch-‚Drüber-Sicht‘, sie transportiert mir EinBlick, Tiefsehen ins Geschehen, individuelles Wahrnehmen von (nur scheinbar) Nebensächlichem. Farben (und Worte) bekommen zusehends Tiefe, Formen werden offen sichtlich und erhalten ‚Profil‘.
Und mittendrin bist du als Empfängerin und ‚Transporteurin‘ der Impulse, die dir das jeweilig spezielle UmFeld gibt, einschließlich der Menschen, die an dessen Bestellung/Entstehung maßgeblich beteiligt sind.
So wird (für mich durch deine Art/Kunst) spannend und das Gegenteil von langweilig, was ich in der Vergangenheit womöglich keines Blickes für würdig erachtete.
Deshalb – auch hier an dieser Stelle ;-) – wieder (m)ein Dank und herzliche Grüße – Monika