T R Ä U M E N D . . .

jüdischer friedhof niedenstein

DIE BESCHÄFTIGUNG MIT DEM TODE IST DIE WURZEL DER KULTUR.
Friedrich dürrenmatt

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ich frage einen jungen mann nach dem friedhof. ‚da oben, wo das klinkerhaus steht. gleich neben dem haus ist ein pkw-einstellplatz.’ ob das tor abgeschlossen sei, oder ob ich durch die hecke klettern müsse. er lächelt. am friedhof entlang gehe ein kleiner weg, von da gäbe es bestimmt ein schlupfloch. da wären sie oft durchgeschlüpft. jedenfalls, als er ein kleiner junge war, und das sei schon eine weile her.
mein schlupfloch ist dann ein anderes. ich bin zu spät dran was das licht anbetrifft. die sonne neigt sich schon gegen nachmittag. ich denke, zu einer ersten kontaktaufnahme wird es reichen. die grabsteine sind am unteren ende des friedhofs platziert. (wenn unten da ist, wo der leichte berg etwas abfällt). der obere teil ist mit rasen bedeckt und leicht buckelig durch die gefrorenen erdhügel.
ich stolpere etwas ungeschickt herum mit meinen dicken wanderschuhen.
auf jedem friedhof muss ich erst einmal schauen, wo ich bin und wie ich mich dazwischen befinde. hier ist es, als würde eine geschlossene gesellschaft mich erwarten, als wollten sie nach meinem anliegen fragen. doch dann löst sich alles in lockerheit auf, so wie bei einer teestunde, und ich darf mich frei zwischen den gräbern bewegen. ich bin befreit, gelöst und dann doch etwas hektisch, weil ich der sinkenden sonne noch ein paar lichtflecken abgewinnen will. den ganz speziellen blick kann ich in der kurzen zeit nicht aufbringen. es ist ein erstes schauen, ich werde noch einmal wiederkommen. ich kenne jetzt die lage des friedhofs und kann das licht aus der ferne einschätzen. da die gräber gen osten schauen, wäre am vormittag die beste zeit und beleuchtung.
elsbeth hat mir von einem herrn erzählt, der jährlich einmal aus amerika seine verwandten hier besucht. doch nun komme er nicht mehr. ich finde dann zwei gräber mit dem genannten namen – adler. kein wunder, dass er sich aufschwingt über das grosse wasser, um zwischen den verschiedenen welten eine verbindung aufrecht zu erhalten. seine überweiten schwingen und ein geschärfter blick haben ihn sicher einige wichtige einsichten gewinnen lassen.
ich fotografiere mehr als ich vorhatte und es gelingt mir ein bild mit unglaublichem tiefgang. kleine blühende moose mit ihren zarten fast durchsichtigen und sehr zerbrechlichen stielen in rötlichem gelb mit bräunlichen blütenpollen mit makro im gegenlicht. auf dem foto dann im hintergrund sehr unscharfe grabmale, die sich herausnehmen wie geheimnisvolle türme, drei od. vier an der zahl. (s. foto) das sind die glücksmomente, wenn kleines sich in grosses wandelt durch mein anschauen, wenn es für einen moment an bedeutung gewinnt gegen alle grossen ereignisse in der welt. das sind die unerwarteten freuden, unerwartet, doch immer wieder erhofft. das herz offen halten, damit solches geschehen kann.

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One thought on “T R Ä U M E N D . . .

  1. Hallo Rosadora,
    hab eine kurze Erklärung zur Baubo gesucht und bin bei dir fündig geworden und hängen geblieben. Finde deine Seite sehr interessant und werde weil mich die oberen Bilder inspirieren mal googlen wo der von hier aus nächstgelegene Jüdische Friedhof ist.

    Liebe Grüsse//Erika

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