JÜDISCHER FRIEDHOF MEIMBRESSEN
‚…WIE VOM TRAUM ERWACHT…’
den toten ists recht, dass ich komme. sie heissen mich willkommen. sie haben zeit. wer von den lebenden hat das schon.
immer finde ich meine schwestern wieder – das ‚röschen’, abgeleitet von rosa oder rosalie. ich, rosa, fühle mich besonders angenommen. meine grossmutter, rosalie, würde das vielleicht auch so sehen. ich weiss es nicht. über solche dinge haben wir nicht gesprochen.
ein hund kläfft leise – er will nicht wirklich sagen, dass ich mich nicht durch die hecke schlängeln darf. er sagt nur, ich bin auch da. und pferde sind da. sie schnuppern in der luft nach dem fremden geruch. ich schnalze mit der zunge und begrüsse sie.
ein langes schmales feld ist der friedhofsgarten. am anfang noch ein queres stück. denke ich mir das lange und schmale noch etwas länger, also bis durch das tor hinaus, dann ergäbe es ein kreuz. so ists ein T, was im hebräischen vielleicht eine sinnvollere bedeutung hat.
es ist ein ausdrucksloses feld, abgesehen von den stelen. die gräber fehlen – bis auf zwei drei ausnahmen – nur die steine stehen stumm da. es ist viel zu ordentlich für einen jüdischen friedhof, wo grabpflege nicht dazu gehört, und die natur wachsen darf und die ruhe der toten erstes gebot ist. es fehlt das flair der ewigkeit, das einhuschen können in eine vergangene zeit. die sonne lässt alles besonders nackt erscheinen. ich werde im sommer nachschauen, ob das gras wachsen darf und die blumen und mir der ort eine andere atmosphäre zuraunt.
meine augen müssen lauern auf verschiedenheiten und abweichungen. aufs erste sieht alles ziemlich gleich aus. das feine und leise ist nicht leicht zu haben. es strengt mich wahnsinnig an mich einzulassen. umso grösser die freude, wenn ich meine bilder dann doch noch finde.
die moose und flechten haben es mir angetan und die spuren der wetter und zeiten in den steinen, aus denen die toten zu mir sprechen. der sandstein kann regelrecht zaubern. ich entdecke gesichter und wesen aus der anderswelt.
die sonne geht, es wird merklich kälter. meine beine tun weh vom hocken und bücken – und einige male falle ich in den bemoosten boden.
Liebe Rosa,
ich bin täglich auf Ihrer Seite
und bin tief beeindruckt
über das, was ich dort lese und wahrnehme.
Sie sind eine wundervolle spirituelle Frau
mit so viel Intuition und Herzenswärme,
die nach aussen strahlt und reflektiert.
Ihnen ein gesundes 2008 mit vielen Inspirationen
zum schreiben und fotografieren.
In Licht und Liebe Lyrika ;-)