ALT – ÄLTER – TOT

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der november bringt es mit sich, dass sich die themen bevorzugt um das ENDE oder ENDEN drehen. sie haben zum inhalt, wie und womit kann ich möglichst ein hohes alter erreichen (also das ende(n) hinausschieben), macht dignitas geschäfte mit dem tod, im falle, eine/r will sein ende selbst bestimmen und viele viele andere themen. und ich habe den eindruck, dass alles gerede nicht wirklich hilft, den menschen eine verbindung herzustellen von leben und tod. das thema wird umgangen, nicht zuletzt deshalb, weil niemand eine antwort weiss.

lebentodlebentodlebentod…
…das ist ein spiralwirbel, der sich dem zentrum nähert und wieder davon abwendet, in einem prozess sich immerfort wandelt, den wir nicht anhalten können. vielleicht können wir uns durch geschicktes tänzeln am rande halten, damit wir vom sog nicht allzufrüh erfasst werden. das wäre nur sinnvoll, wenn wir uns die choreografie unseres lebenstanzes bewusst machten und mit unseren ideen einwirken, aber immer im sinne des grossen ganzen – ein miteinander –kein gegeneinander.
die angst nehmen durch schmerzfreies sterben – als ginge es um das.
solange ich keinen ort habe zwischen dem alles oder nichts, zwischen den zwei ewigkeiten des menschen, bleibt die angst, nehme ich meine irdischen sorgen mit hinüber, mit in den tod.

wir machen uns verschiedene bilder vom hinübergehen und vom ort unseres verbleibens. die, die glauben, gewiss sind, dass sie von ihrem engel abgeholt werden, dass sie allen lieben menschen ‚dort drüben’ wiederbegegnen, wissen doch ganz tief drinnen, (wir leben ja im 20. jahrhundert und sind aufgeklärte menschen), dass diese bilder nicht stimmen, nicht stimmen können. also bleibt die angst. was müsste an diese stelle rücken?

kleinen kindern sei es vergönnt zu glauben, ein lieber mensch, der gestorben ist, steige auf in den himmel. aber uns ist doch bewusst, dass es kein ‚oben’ gibt. wenn wir uns vorstellen, dass die erde sich dreht und das oben, schneller als wir denken können, zum unten wird, geraten wir schon allein mit dieser vorstellung ins druseln. viel wichtiger ist, dass ich mir ein neues rettendes bild erschaffe, welches ich mit meinen eigenen vorstellungen füllen kann, das mich angstfrei durchs leben gehen lässt. bilder des ‚oben‘ und ‚engel‘ können ja bleiben, wenn wir sie als seelenbilder betrachten – ein ‚oben‘, zu dem unsere seele aufsteigt, in einem höheren sinne und engel als gutes gefühl, das uns begleitet, weggerückt von bildlichen vorstellungen.
auch, dass die länge des lebens unwichtig ist, dass es viel wichtiger ist momente zu schaffen, die es wesentlich für mich machen. von SINN zu reden wäre viel zu hoch gegriffen in anbetracht des kleinen wesens, das ich bin, gegenüber dem grossen ganzen, dem ich angehöre (ob ich nun lebe oder sterbe).
eine sterbende sagte einmal zu mir: ‚nichts fällt heraus aus dieser welt’. ich war so getröstet in diesem moment, weil sie so viel kraft und zuversicht ausstrahlte, trost für sie und ein wenig auch für mich. den satz trage ich in meinem inneren (er hat für mich nicht nur wirkung in bezug auf das sterben, sondern für viele verzweifelte situationen im leben).
was aber bleibt? etwas von dem, was wir gedacht und getan haben, sofern es andere erreicht hat. es bleibt etwas von uns in unseren kindern. ein trost für den fall, wo wir nicht umsonst gelebt haben möchten.
doch ich frage mich, ob das wirklich der wichtigste punkt in meinem leben sein kann – schliesslich sterbe ich ja – und das NICHTS hat den gleichen wert wie das ALLES. relativ. von ewigkeit zu ewigkeit, mit kurzem zwischenaufenthalt, der sich leben nennt.

ich würde mir eine diskussion wünschen, ein hin und her der gedanken.
ihr könnt ja schreiben unter ‚kommentare’.
falls nur ich es lesen sollte, meine e-mail:
rosadoratruemper@t-online.de

2 thoughts on “ALT – ÄLTER – TOT

  1. seltsam
    ich habe bisher nur einen toten menschen gesehen
    meinen großvater
    und ich war noch ein kind
    ich hatte mich die treppe hochgeschlichen
    und die tür zum schlafzimmer geöffnet
    aber ich empfand ein grauen und ging schnell wieder

    jahrelang hatte ich viel angst dass mir liebe menschen sterben
    hatte angst um meine kinder
    hatte angst früh zu sterben und meine kinder zu verlassen
    ( was mich nicht abhielt wie ein schlot zu rauchen )

    als ich vor sechs jahren meinen freund kennenlernte
    habe ich nächte geweint bei dem gedanken vor ihm zu sterben
    ( meine familie fand schon immer ich sei nah am wasser gebaut )

    aber seither habe ich mich mehr und mehr mit der göttin befasst
    luisa francia gelesen
    und gewinne mehr und mehr gewissheit
    wir kommen zur welt um eine aufgabe zu erledigen
    und kehren danach zurück
    ins alleinssein

    ich muss mich endlich um meinen baum im friedwald kümmern
    das schieb ich vor mir her

    es gibt kein oben kein unten
    kein himmel keine hölle
    das universum enthält alles
    hält alles
    reine energie
    kein körper
    die seele
    licht
    alleinswerden
    muss etwas bleiben?
    bleibt nicht sowieso eine gedankenspur in allem ?

    wichtig ist mir die angst zu verlieren
    weil diese angst vor dem tod so angreifbar macht
    wenn ich allein in den wald geh
    nur mit diesem hund mit der seele eines kleinen weissen schosshundes
    der angst hat vor rehen
    und bei dunkelheit auf meinen arm möchte
    dann ruf ich die percht an
    dass sie mich furchtlos macht
    und die wildschweine aus meinem weg vertreibt
    bisher hats geholfen…

    bisschen spät aber vielleicht kommt doch noch eine diskussion in gang
    lg birgit

  2. grüss dich birgit,

    den artikel habe ich hineingestellt, weil ich augenblicklich meine mutter (90) verabschiede. mit dem tod habe ich mich immer mal wieder beschäftigt und mit dem sterben. auch menschen habe ich schon begleitet.
    aber es ist immer wieder neu und anders. die merkwürdige distanz zu den sterbenden und die nähe des todes…
    der tod wird totgeschwiegen in unserer kultur – meistens.
    und deshalb kommt diese angst auf – angst, schon lange bevor
    der tod dich überhaupt meint. es gibt ja eigentlich nichts todes.
    materie lebt ja und alles ist heilig im sinne von achtsamkeit und demut entgegenbringen.
    leben ist nicht einfach, sterben ist nicht einfach und den tod anderer zu ertragen auch nicht.
    sterbezeit ist lebenszeit und eigentlich beginnt sie gleich nach unserer geburt. aber wir können uns das nicht ständig vor augen führen, sonst würde uns die lust am leben vergehen und alle unbekümmertheit.
    ob die göttin da helfen kann – es widerspricht deinem (selbstverfassten) gedicht:
    es gibt kein oben und kein unten.

    alles ist in allem .
    die letzten schritte mit meiner mutter – ich muss sie gehen…

    danke für deinen kommentar.
    rosadora

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