JUDASBAUM IN DER AUE…

CERCIDIPHYLLUM JAPONICUM…

AUE_JUDASBAUMBLAtt_P1370174gern schlürfe ich durch das laub – auch wenns nass ist. in der aue gibt es dazu reichlich möglichkeiten. und dann – diesen geruch kenne ich doch – lebkuchen – ein lebkuchenbaum steht direkt vor mir. ich kenne ihn vom botanischen garten – da gibt es diese überraschung auch.
man sagt, er riecht nach lebkuchen. das, was man sagt, beeinflusst meinen geruch – er riecht für mich noch irgendwie anders, wenn ich nur wüsste nach was. ich schnuppere, schnuppere und mir fällt nichts ein.

AUE_JUDASBAUM_08.10_bearbeitet-1
also, es ist der judasbaum – cercidiphyllum japonicum. es gibt männliche und weibliche bäume. im frühjahr tragen sie unterschiedliche kleine unauffällige blüten.
es gibt noch einen mit dem gleichen namen. der hat dicke rote blüten direkt am stamm.
das irrititert beim suchen im netz.
also frag ich lieber wieder mal jürgen feder. der schreibt:

Klar, das ist der Judasbaum – Cercidiphyllum japonicum, ganz sicher. Es gibt noch etwas Ähnliches, Edleres Cercis siliquastrum! Mit Blüten direkt aus der Rinde! Cauliflorie! Beide werden wortmäßig verwechselt!

LG Jürgen
AUE_JUDASBAUM_08.101ich kann nicht widerstehn und nehme ein paar händchen voll blätter mit nachhause. die entfalten ihren duft erst so richtig, wenn sie fast lederbraun sind. den duft hab ich ganz gern in meinen räumen  – der herbst ganz nah.

KOMPOSTLOCH ABGERÄUMT…

…UND AUFGEHÜGELT…
KOMPOST_MIKE_P1370128
erstmal muss alles weg, bevor was neues kommt. das kompostloch ist gemäht – warum eigentlich – nichts ist mehr da, bis auf zwei abfall-erdhügel.
der inselgärtner kommt und schafft mit seinem ablader neue hügel – sperriges etwas.
ich will wissen, ob das kompostloch nun platt gemacht wird, dem park angeglichen sozusagen. nein, sagt mike und er erklärt mir den sachverhalt.
also der platz wird zur zeit für sperriges reserviert. in der neuen kompostierungsanlage holt ein bauer sich erde, um es auf seine felder auszufahren. da kann er das sperrige zeugs nicht gebrauchen.
naja und dann sagt er noch im verlauf des gespräches, dass die übrigen zwei dreckerdhaufen wohl bleiben.
KOMPOST_16.10
ein paar tage später dann die ganze rote pracht  – apfelernte – sagt man da nun überschuss oder sünde – 1943 hätten wir da gelee draus gekocht…
und eine prächtige datura – in voller blüte noch – entsorgt…
immer muss ich meine gefühle sortieren und ihnen deuten – dass das heute eben so ist…
du kannst nichts ändern, die vorschriften wollen es so…

BUCHENBAUMPILZE…

…PRACHTVOLL

GEFÄLLTE BUCHE_09.07es ist eine weile her, da wurde diese buche in der karlsaue gefällt. ich habe sie dann gefunden – in der kompostierungsanlage, wo meine rostkunst, die pilze usw…..
da ich schlecht laufen konnte, um den fällplatz herauszufinden, liess ich es sein davon zu berichten – halbe sache und so…

KOMPOSTIERUNG_PILZE_-1an dem ort schaue ich ja immer mal wieder, und diesmal fand ich nicht nur die rostbeulen, sondern einen schwang von pilzen. das goldgelb lockte mich und ich kletterte zwischen den stämmen herum und fand immer mehr, welch eine überraschung.

KOMPOSTIERUNG_PILZE_2die pilze tragen zur verwandlung der holzstämme bei – eher sehe ich das im urwald. sie werden wieder zu erde. diese werden sicher vorher noch zu einem anderen zweck entwendet. aber die pilze haben sich bemüht und ich finde sie wunderschön.

NACHTKERZENHERBSTLEUCHTEN…

ODER MILDES GRÜN AUF KRÄFTIGEM ROT…

KÖNIGSKERZENLEUCHTEN_P1370042
nach dem vielen gelb wollte sie zeigen, dass sie auch noch mehr farbfähigkeit besitzt. alle kraft nahm sie zusammen, schickte ihre blätter strahlenförmig ins rund, kann mit dem weihnachtsstern konkurrieren, und mich, mich hat sie angestrahlt, dass ich ihr gar nicht widerstehen konnte. lange musste ich sie anschaun und bewundern – so viel energie und einfallsreichtum. genial diese machart, lust vom eigentlichen bauplan abzuweichen, spielfähigkeit ins eigengekonnte.
in der kompostierungsanlage fällt so manches an und ab. vielleicht hat sie ein bisschen rost abbekommen und es wie gold aufgesogen. ein begrüssungsritual, wo es nichts mehr zu begrüssen gibt – oder eben doch…
wenn ich wieder nach rost schaue, werden ich nachsehn, was ihr weiterhin so einfällt…

JÜRGEN FEDER schreibt dazu:

Guten Morgen Rosadora!
Das sind Rosetten der Nachtkerze. Die Arten davon sind zweijährig, machen im ersten Jahr eine Blattrosette, um im zweiten Jahr gelb zu blühen und danach abzusterben. Eine typische Kompost-Nachtkerze ist die Rotkelchige Nachtkerze (Oenothera glazioviana) mit sehr großen Blüten! Samt sich aus als Gartenabfall…
VlG Jürgen

ROSTKUNST …

BLECH III
SCHROTTKUNST_KL. SCHALE_P1360952warum rost so eine grosse anziehungskraft für mich hat, kann ich gar nicht sagen. rost setzt sich nicht auf holz oder edelmetall – es hat den hang zu blech und eisen, zu altem zeugs. es haftet ihnen im vergehen an, setzt sich darauf wie schützend. es zaubert neue schichten hervor, vergrössert oft das volumen eines gegenstandes.
diese aus bombeneinschlägen hervorgehobenen dinge sind für mich besondere zeitzeugen – so einen pott kenne ich aus meinen kindertagen – eine solche kanne. sie sprechen bände, wenn ich ihnen zuhöre. so gebeutelt und verbeult sind es keine oberflächlichen geschichten. sie kommen ja auch aus der tiefe im doppelten sinne…
SCHROTTKUNST_in dem ich sie fotografiere, werden sie für mich zu kunstgegenständen – zu einmaligen exemplaren. es gibt sie nicht zweimal, schon gar nicht dreimal. einzelstücke – schon deshalb haben sie ihren wert. die einmaligkeit macht sie besonders.
sie sind trägerinnen der vergangenheit.  zwischen ihrem entstehen und meinem auffinden liegen viele, viele jahre, eingeschlossen die kriegszeit – sieben ganze jahre und frieden bis heute – so sieht es nach aussen aus…
das kleine blau und das ringsum weissgrau melierte, das weissgraurostige und das rostüberzogene – das sind lieder – melodien – poesie durch und durch – wohlgesagt für mich…

DIE ALTE TASSE…

…und die geschichte dazu geht so…

schon einmal habe ich davon berichtet wie ich in der abfallecke der aktuellen kompostierungsanlage rostgeschirr gefunden – fotografiert und – zur kunst erklärt habe.
das reizt mich hin und wieder nachzuschauen was sich da wieder angefunden haben könnte.
also – ich fand wieder rostgeschirr – ganz verbeult und geschunden – und eine porzellantasse deren henkel fehlte. ich fotografiere die dinge vor ort.
alte tasse_aue restaurant_P1370046.jpals mirko und ich die tasse im iphoto anschauten entdeckten wir eine gutlesbare aufschrift – PARK-RESTAURANT CASSEL. die hatte ich beim fotografieren nicht wahrgenommen. unser erstaunen war gross. die tasse musste mindestens so alt wie ich sein – nämlich 77 jahre oder älter. irgendwie erfuhr ich dass in der aue gebuddelt und nach bomben gesucht wird. daher der fund.
aue park restaurant alt kassel_wir schauten im internet nach und fanden eine postkarte von diesem lokal in der aue. ich erkannte das café und erinnerte mich dass ich dort als kleines kind gewesen bin. fast stieg kaffeegeruch in meiner nase auf – ein so ganz anderer als heute. die tasse bekam plötzlich einen wert für mich. es war wie das anfassenkönnen der alten zeit. dick ist das porzellan und eben fast unverwüstlich. die zeit dagegen hatgelitten…

mein bestreben war diese tasse in verwahr zu nehmen – als andenken und so etwas wie hochachtung vor dem was sie über und unter der erde erfahren hat – fast unbeschädigt – nur der henkel fehlt.
gleich am nächsten tag – es war ein freitag – versuchte ich die tasse zu holen. doch weil ich so langweilig bin und so spät los fuhr kam ich zu spät. kurz nach 14 uhr – das tor zum gelände war schon verschlossen. klar freitag. die tasse stand noch wie ich sie zum fotografieren aufgestellt hatte auf dem deckel eines müllbehälters.
ich zitterte und bibberte dass ich wenigstens am montag rechtzeitig dort wäre ehe die übrigen schrottteile abgeholt werden würden.

ALTE TASSE_AUE RESTAURANT_12.10
also – montag – das tor war geöffnet – die tasse stand unverändert da – hatte regen aufgefangen der war nächtens gefroren. es war wie ein doppeltes geschenk – die tasse mit einem eiskristall im innersten. das eis musste ich leider entfernen damit ich die tasse in meine jackentasche stecken konnte.

ALTE TASSE_AUE RESTAURANT_gewaschen_12.101
zuhause dann säubern des fundes und erneut fotografieren. das fühlte sich so ganz anders an als draussen. ich werde sie ehren und meinen kaffee daraus trinken. wer weiss was dabei so alles in mir aufsteigen wird…

LANDSCHAFTEN IM HESSISCHEN…

LANDSCHAFTEN_I_DORLA-GUDENSBERG_11.10
landschaften in strahlendem sonnenschein zu fotografieren ist schier wahnsinnig. ich hatte vor erst einmal die einzelnen standorte zu orten und fotografierte dann doch. geblendet und daraus resultierende wut liessen keine rechte freude aufkommen.

LANDSCHAFTEN_II_DORLA-GUDENSBERG_11.101
es ging richtung grebenstein, gudensberg, dorla, wehren, obervorschütz und wieder zurück über großenritte
vom nacken aus hatte ich eine ganz gute sicht. in dorla war ich einmal evakuiert von 1943 bis 1950. die erinnerung an die zeit die mit die intensivste aus den kriegsjahren ist war nicht leicht zu ertragen in anbetracht der heutigen flüchtlingssituation. landschaften kann man nicht pur haben. sie saugen sich voll mit erlebtem und so man sie öfter besucht sind sie nie mehr frei davon.

LANDSCHAFTEN_III_DORLA-GUDENSBERG_11.102
erstaunt war ich dass ich nicht ein einziges windrad in der landschaft entdeckte. es scheint landkreise zu geben die sich davor bewahren können… oder wie soll ich das sehen. ich werde nachforschen.
landarbeiter waren überall zugange bei dem schönen wetter. sie bereiteten die felder vor für den winter und die neue saat.

LANDSCHAFTEN_IV_DORLA-GUDENSBERG_11.103vom nacken war ich enttäuscht. die ganze kuppe war abgesperrt als kuhweide. der naturnahe eindruck blieb aus und die pflanzenvielfalt die ich erwartete ebenso – war sozusagen abgefressen.BERGMINZE_LICHTNELKE_NACHTSCHATTEN_11.10STRAUS_BERGMINZE ETC._P1360157am rande eine bergminze nachtschatten und weisse lichtnelke. ich konnte nicht widerstehn – ein kleines sträusschen für daheim.
für die bergminze musste ich jürgen feder bemühen. er antwortete prompt. er weiss einfach alles…

GEMÄSSIGTE LANDSCHAFT…

fiel mir beim betrachten ein…LANDSCHAFT_SLIT_I_P1360978 - Arbeitskopie 3_bearbeitet-1bei der aufnahme war es erst einmal eine grobe abschätzung dessen was es sein könnte oder werden würde. die wüstenfarben lockten mich.

LANDSCHAFT_SLIT_II_P1360979nun kann ich hineintreten in eine wüste voller überraschungen. ich höre stille – kein geräusch folgt – ich sehe und empfinde weite – in der ich schweigend den fernen horizont betrachte – zeitlos – ehe ich in die wirklichkeit falle…
LANDSCHAFT_SLIT_III_P1360980 - Arbeitskopie 2gemässigt im duden:
in seiner Art nicht so streng, extrem, radikal…
nicht ins Übertriebene gehend [und daher im Ausmaß reduziert]

auf Ausgleich bedacht, kompromissbereit, maßvoll, nicht extrem, nicht radikal; … integrativbescheiden, dezent, gedämpft, gezügelt, in Grenzen, leicht, mäßig, maßvoll, mit Maßen, verhalten, vorsichtig, zahm, zögerlich, zurückhaltend
LANDSCHAFT_SLIT_IV_P1360983als ob das für meine extremlandschaften nicht auch zuträfe…

HERZGESPANN…

die geschichte geht so…

irgendwann im jahre 2014 wurde im kompostloch mal wieder gescharrt und gebaggert. ein ganzer hügel – und zwar der schönste mit erde – die anderen – es waren etwa 5 – haben eher unrat als innerstes – wurde weggeschafft in die neuere kompostieranlage. da liegt er noch heute und ist mit hohen brennnesseln bewachsen… es gab eine zeit da war es ein zauberhaftschöner gelbgelber hügel mit ackersenf bespickt.

HÜGEL_KOMPOSTIERUNGSANLAGE_P1030419

also, gleich zu beginn entdeckte ich in einer aufgewühlten erdmulde ein angebuddeltes herzgespann. mit blossen händen grub ich es aus – was nicht ganz leicht war – setzte es an einen anderen hügel und rettete es ersteinmal.

HERZGESPANN JUNG_P1020651es war einverstanden mit dem neuen ort. über ein jahr hatte ich freude daran wie es sich entfaltete. fast wuchs es mir über den kopf und es war fotoobjekt immer wenn ich dort war. es schenkte mir schönste blüten und von den blättern durfte ich ein paar entwenden und trocknen. es ist gut als tee gegen herzbeschwerden – herzrasen zum beispiel. es wirkt gut – ich habe es ausprobiert.

HERZGESPANN_ROSA_P1340366
immer wieder sind im kompostloch umwälzungen. der versuch das herzgespann auszugraben um es an einem fernen ort – garten – zu platzieren – gelang nicht. die erde war knochenhart.
vor kurzem passierte es dann – ich kam in mein kompostloch und zwei grosse hügel hatten dran glauben müssen – samt meinem herzgespann. resthaufen lagen da noch. ich wuselte drin herum  und tatsächlich – ich fand zwei stengel mit wurzelwerk.
ich trug sie mit nachhause – am nächsten tag holte ich noch erde in der es gesteckt hatte – und pflanzte es in einen grossen blumentopf.

HERZGESPANN_BLUMENTOPF_P1360939
und nun – ein paar tage später hat das gespann sich arrangiert und neue blättchen entwickelt. jetzt habe ich die sorge dass es – freiheitsliebend wie es ist – im hüttchen nicht gedeihen wird und ich es besser wieder ins freie versetze.
wen frag ich um rat – jürgen feder – den extrembotaniker. er weiss mit sicherheit rat – er der ja vom fach ist und mit grosser begeisterung seine forschungen betreibt. also jürgen – wie fang ichs am besten an…

n. s.
da ich noch ein anderes gespann in petto hatte an einem anderen hügel – heimlich also – konnte ich zum trocknen noch blattwerk sammeln – übrigens bei strömendem regen – am nächsten tag wäre vielleicht dieser hügel auch futsch gewesen.

HERZGESPANN_II_P1040524

ich nahm also meinen geöffneten schirm und drückte die riesenbrennnesseln nieder so dass ich an das herzgespann heran kam. ganz vorsichtig in mein täschchen hinein kleine zweige. die hängen nun noch in meiner küche über einer lampenschnur.
übrigens – ich hätte mich gar nicht so beeilen müssen. den hügel haben sie noch nicht weggeschafft – aber bald und mit sicherheit…

HIER DIE ANTWORT VON JÜRGEN FEDER:

Das Herzgespann muss unbedingt draußen bleiben! Es muss sich versamen können, es muss also offener Boden in der Umgebung sein. Optimal ist eine Nutzung „wie früher im Dorf“. Also ab und zu scharren, was draufstellen, was wegfahren, buddeln, Nährstoffe
drauf, mal abmähen, kommt schön wieder u blüht dann noch im milden November! Umpflanzen halte ich für problematisch, die Pflanze kann auch eingehen, sie liebt alte Biotope!
LG Jürgen

ich werde sie also wieder ins freie bringen. danke jürgen…