REINE ERSCHEINUNG…

 

HOHE EICHE in der aue…AUE_EULALIE_EICHE_I_P1410742sie ist eine gewaltige. wie zum schutz hat sie sich einen übermässig dicken gürtel zugelegt. das ist zumindest eigenartig. das hab ich bisher bei keiner anderen eiche so rundum gesehn.

AUE_EULALIE_EICHE_II_07.12mich lockt es an. die anderen bäume hält sie sich vom leibe – alles spilliges getue – bäumchen mit ihr verglichen. gewaltig sind auch die einkerbungen in ihrem stamm. das muss sie viel energie und willenskraft gekostet haben. vielleicht ein schwimmreifen. in der aue ist es ja sehr feucht, oft nass. und wenn da mal ein see war – über längere zeit.

AUE_EULALIE_EICHE_III_07.121
sie ist nicht nur dick, sondern auch ausgesprochen hoch. neugier – oder der starke drang, sich mit dem himmel zu verbinden. auch ich verbinde mich mit ihr für einen moment und im nachhinein noch in meinen gedanken. ich trete an sie heran, begrüsse sie, schleiche um sie herum, mache mir eine vorstellung von ihrem gepräge, spüre ihre energie, und entferne mich wieder von ihr. so eingespannt zwischen himmel und erde macht sie mir eindruck. und einfach so vorbeilaufen – das geht nun nicht mehr.
AUE_EULALIE_EICHE_IV_07.122AUE_EULALIE_EICHE_V_07.124‘bäume sind keine erweiterungen des selbst, sondern reine erscheinungen. ihre zeit überschneidet sich nicht mit der unseren. sie reisen auf andere weise. sie sind zyklisch und werden darum beneidet. ihre leben sind nicht teil unseres tragischen kontinuums; sie haben eine leichtigkeit, eine nähe zu wasser, luft und feuer, alles aus eigener kraft.

etel adnan in JAHRESZEITEN

ROSTIGE POESIE…

JEDER GEGENSTAND KANN POESIE SEIN…

,jeder gegenstand kann poesie sein, wenn du dich dafür entscheidest…. ein stück brot auf dem tisch, wir haben es jeden tag, und plötzlich ist es eine erscheinung. das stück brot wird mysteriös, denn es ist mysteriös. aber wir nehmen uns nicht die zeit das zu sehen.
aber wenn wir uns die zeit nehmen etwas zu betrachten, dann wird dieses etwas zu einem poetischen objekt, einem poetischen gefühl oder einem poetischen gedanken.‘
etel adnan

ich lese drei sätze von etel adnan und mir wird schwindelig – ich muss erst mal schlucken und verdauen, so dicht ist das, was sie sagt, an dem, was ich empfinde.
ROST_KUNST_I_03.12auf meine rostkunst trifft das zu. für mich wird ein ding, ein scheinbar abfälliges und nicht mehr gebrauchtes zu einem so starken eindruck, dass ich es nur mit dem wort poesie verbinden kann, damit es eine neue bedeutung erlangt. eine bedeutung, die es vorher vielleicht nie hatte.
fast möchte ich es mit mir tragen und ihm ein neues dasein geben, ihm schutz geben, soweit das ein mensch überhaupt leisten kann. diese dinge sind teilweise viel älter als ich selbst, da ist der schutzgedanke fast abartig. mir kommen die worte von – blaue hortensien – in den sinn. NICHTMEHRGETRAGENES, DEM NICHTS MEHR GESCHIEHT…‘.vielleicht liebe ich getragenes, gebrauchtes, verworfenes deshalb so, weil ihm nichts mehr geschehen kann und weil es dennoch da ist. durch mein anschaun ist es da, durch meine bewunderung und die nachgetragenen gedanken wird es kostbar. von wert nicht zu sprechen, den gibt es gar nicht.
also, mein eisenkringel lässt mich lächeln – es ist wie ein erkennen. ich stelle ihn auf eine bretterwand und die sonne leuchtet ihn an und aus. ich gebe mir mühe, als machte ich ein portrait von etwas mir sehr wichtigem.
ROST_KUNST_II_03.121
das, was etel adnan ihre zeichnungen sind, sind mir meine fotos, eingefangen von aufmerksamem blicken. der beweis, ich war hier. und wenn für etel adnan ihre bilder eine politische revolution bekunden, dann sind mir meine fotos und bilder das ebenso. die freude am leben und sie durch wort und bild mitteilen. das muss genügen, das ist politisch genug…
ROST_KUNST_IV_03.123
noch immer bin ich atemlos, aber ich werde in etel adnans jahreszeiten eintauchen und mir die trefflichsten gedankensplitter herausfischen, um sie in meine gedanken und texte einfliessen zu lassen.
ROST_KUNST_III_03.122
haus konstruktiv zürich/ch
Etel Adnan – La joie de vivre
29. Oktober 2015 bis 31. Januar 2016
http://www.hauskonstruktiv.ch/deCH/ausstellungen/aktuell/etel-adnan.htm

MEINE FREUNDIN DIE BAUM…

o o o – das muss ich vorwegstellen. eben las ich bei der grossen ETEL ADNAN, dieser allerhöchstbegabten denkerin: BÄUME SIND DER LEIDENSCHAFT FÄHIG. DIE APRIKOSE UND DIE MAULBEERE LASSEN KEIN AUGE VONEINANDER; SIE REISEN ZU ZWEIT UND GEBEN ANGEREGTE URALTE LAUTE VON SICH, WENN SIE SICH PAAREN, DIE NACHT ZERREIßEN, NICHT ANDERS ALS BLITZE.   na also, na bitte, wie auch anders…

aus: JAHRESZEITEN

AUE_ZWEI BÄUME_400_P1390722_bearbeitet-2
http://www.fembio.org/biographie.php/frau/comments/meine-freundin-die-baum/

liebe große aufmerksame freundin der künstlerinnen in der schweiz – rose
danke, dass du mir übermittelst, dass bei uns die bäume weiblich benannt werden mit wenigen ausnahmen
ich zitiere dich hier…
——————————————————————————–
liebe grosse freundin der baumwelten – dora

ich weiss nicht, was die bäume mit dem geschlecht zu tun haben,
was mir aber aufgefallen ist in der deutschen sprache, dass sozu-
sagen alle bäume weiblich geortet sind, ausser wir gebrauchen
in ihrem namen das wort DER BAUM; wie z.b. bei den frucht-
bäumen – immer mit ausnahmen- sind dann ihre früchte wieder
weiblich: der apfelbaum – der apfel

DIE  eiche – buche – erle – tanne – kiefer – linde – zeder – weide –
pappel – palme – birke – eibe – eberesche – kiefer
———————————————————————————————
auf luise puschs seite – s. oben – dies:

Von Heine stammt ein Gedicht, das gern herangezogen wird, um die symbolische Bedeutung des grammatischen Geschlechts zu illustrieren:

ein fichtenbaum steht einsam
im norden auf kahler höh´;
ihn schläfert; mit weisser decke
umhüllen ihn eis und schnee.
er träumt von einer palme,
die fern im morgenland
einsam und schweigend trauert
auf brennender felsenwand.

aus: lyrisches intermezzo (1822-23) nr. 33

Um eine Hetero-Schnulze zu evozieren, vermännlicht Heine die Fichte zum “Fichtenbaum” – wie schade. Dabei hat doch in Wirklichkeit eine Fichte von einer Palme geträumt! Auch um in Zukunft solche Willkür und Denaturierung gar nicht erst aufkommen zu lassen, sollten wir ab sofort die Baum sagen.
luise f. pusch

ZWEI BÄUME…

zwei bäume hab ich einst im wald gesehn,
die wollten sich einander nahe stehn.
sie schaun sich an voll sehnsucht, möchten gern
sich fest umschlingen; doch sie stehn zu fern,
denn andrer grund ist jedem angewiesen,
darin des lebens starke wurzeln sprießen.
so neigt sich jeder still zum andern hin,
der eine scheint den andern anzuziehn,
bis es zuletzt gelingt den schlanken zweigen,
sich in den kronen liebend zu erreichen.
wie sie die äste ineinandern flechten,
sind sie beschirmt von liebevollen mächten;
in blauen lüften, wo die wolken jagen,
da dürfen sie sich ihre sehnsucht klagen.
sie dürfen blüth´um blüthe selig tauschen,
an ihren düften wonnig sich berauschen.
sie stehn vom licht des abendroths umglüht,
gleich wie von tausend rosen überblüht;
verklärend weben aus der himmelsferne
ihr heilig licht darum die ew´gen sterne.

so möcht ich mich….

Louise von Plönnies (7.11.1803-22.1.1872)

MEHRSTÄMMIGER SILBERAHORN…

karlsaue
AUE_AHORN_SECHSSTÄMMIG_ BAUM_P1410629
mehrstämmig – das kann ich bestätigen. silberahorn nicht unbedingt. es gibt 110 bis 200 verschiedene ahornarten – auf der welt – denk ich mal…
die entscheidung in den wipfel zu klettern, wird mir abgenommen. sechs arme oder stämme sind es, die alle den drang noch oben – zum licht – entwickelt haben, und ich kann mich für keinen entscheiden…
wiedert so ein zufallstreffer – ich schlendere durch den regennassen park und dieses gewaltige baumetwas stellt sich mir in den weg. ich habe ihn nicht gesucht – er war einfach da. die überraschung lag darin, dass ich seine ausschwingungen ohne blätter ganz enorm fand. sicher bin ich schon  an ihm vorbeigegangen als er noch belaubt war und fand ihn einfach nur gross und wuchtig. ich habe mir nicht einmal die mühe gemacht, ihn besonders anzuschaun.
aber jetzt – in diesem herbst war/ist baumzeit und ich sehe die bäume an wie zum ersten mal.

AUE_AHORN_SECHSSTÄMMIGER_I_04.12AUE_AHORN_STÄMME__03.125
ich sehe in jede spalte, finde seine moosbewachsenen abzweigungen herzlich erfrischend. es ist mooszeit, kühl und nass. ein wenig zeigt es in richtung frühling und macht hoffnung, wie alles wieder ein grünrausch sein wird. ich befühle das moos und die rinde, versuche in den blätterresten die blattform zu erraten. ein einzelnes blatt und dazu noch ein ganz winziges nehme ich als blattbeweis, woraus ich schloss, dass es ein silberahorn sein könnte.

AUE_AHORNRINDE__03.126
die bäume erfreuen mich, jeder in seiner art, machen mich aber auch nachdenklich in dem sinne, dass ich im internet ihre art herauszufinden versuche, was sich sehr schwierig gestaltet. oft muss ich das herausgefundene revidieren.

AUE_AHORNBLATT_P1410636

MONDKRINGEL…

SONNE_VERDECKT_P1410660

im sternengeflecht
die mondin erwarten

sie macht die nacht
zum tag
setzt nachtgeschichten
an den saum
des himmels

verschweigt
das laute geschäft
des tages
streut mondkringel
für montänzerinnen

rosadora

veröffentlicht 04.12.2008

 

ich hatte mal lust auf ein gedicht und fand dieses im blog veröffentlicht  genau vor sieben jahren – heute auf den tag genau. die mondin ist noch da – die tänzerin hats etwas schwerer. die geschäfte des tages sind lauter geworden. ich warte auf den mondkringel…

 

SANDBIRKENWINTER…

SANDBIRKE
Betula pendula, die Sand-Birke, auch Hänge-Birke
karlsaue

ich fotografiere baumrinde. sie sind so verschieden und jeder baum hat seine eigenart.
AUE_RINDE_SANDBIRKE_I_ 01.124
welch ein gepräge springt es mich an beim entdecken dieser birke. so durchfurcht – die charakteristische eigenart der sand-birke. sie beeindruckt mich sehr. sie steht allein zwischen anderen baumarten. die normalen birken, wie ich sie sonst kenne, stehen in einer gruppe ganz in ihrer nähe.

AUE_RINDEN_SANDBIRKE_01.123
was lässt sie sich so furchig gebärden. was gibt ihr den anlass dazu. ohne die kleinen weissen landkärtchen an ihrem stamm hätte ich sie wohl nicht unter den birken eingeordnet, von denen es etwa 50 bis 60 arten auf der nordhalbkugel gibt.
ohne blätter sind die bäume für mich nur schwer zu erkennen. immer mehr beeindruckt mich ihr nacktes dastehn. manchmal erscheinen mir ihre skelette  auf meinen fotos wie röntgenbilder. aber ihr wirklich innerstes offenbaren sie damit nicht.

AUE_RINDE_SANDBIRKE_II_01.125
diese hier hat sich hoch hinaus gewagt. ihre äste wachsen wild durcheinander  ich erkenne kein prinzip, das macht mir das erkennen in der kalten jahreszeit schwer. fast spillig der stamm, dass ich denke, belaubt und regennass könnte der baum leicht kippen. aber das sind menschliche gedanken und bedenken. sie sind wie sie sind und leben ihr leben.

BAUMMAGIE…

…park wilhelmshöhe

DREI BAUMWESEN_WILH._P1020900_bearbeitet-1
eine einheit – diese drei baumwesen – frauen könnte ich sagen. geheimnisvoll und vielsagend. aber was sagen sie. hören – hinhören – schauen – entziffern.

sie sind immer da, diese magischen baumwesen. nicht aufdringlich – ich weiss nicht, wie oft ich an ihnen vorbei gelaufen bin, ehe ich sie entdeckte. sie sind voll entfaltet und doch zeigen sie sich nur denen, die einen klaren blick für das verborgene haben. dich öffnen, damit es in dich hinein fällt und sich unerwartet die ganze magie entfalten kann.
DREI BAUMWESEN_II_01.121
die drei nornen fallen mir ein – die schicksalsfrauen – urd (schicksal), verdandi (das werdende) und skuld (schuld – das, was sein soll). die eine spinnt den lebensfaden, die zweite schneidet ihn und die dritte teilt ihn zu. drei frauen: junge frau – reife frau – und weise alte.

nur dass sie hier nicht unter einer esche sitzen – weltenbaum kann er trotzdem sein, dieser baum. einen brunnen an den wurzeln zu denken, fällt nicht schwer. von heiligem wasser – so man will – ist der ganze park durchzogen. die nornen versorgen ihren baum mit diesem wasser und lassen ihn prächtig gedeihen.

immer kommt mir auch maria mit kind und josef in den sinn. je näher weihnachten rückt, desto weihnachtlicher wird es mir beim anblick des baumgebildes.
DREI BAUMWESEN_I_01.12
gern möchte ich von der vorstellung weg – aber die drei hat es in sich. vielleicht muss ich nur die reihenfolge anders betrachten – mutter – vater – kind. das kind ist schon grösser – es ist also nicht die geburtsszene, das kind hat die hosen an und spielt mit einem püppchen. das püppchen wird mir auch zum embrio. da das kind eine so mürrische miene zeigt, will es vielleicht dieses kleine ding wegdrücken, weil es sich zwischen sie drängt – während mutter und vater sich besorgt ansehen…

der baum bekommt bedeutung für mich. ich muss ihn im auge behalten. mal sehen, wie die gestalten sich verhalten. über die jahre haben sie jedenfalls an ausdruck gewonnen.

BAUMBILDER SPEZIELL…

KARLSAUE
AUE_SEXUELL GESPREIZT_P1400909du siehst nichts, was du nicht kennst. aber hast du es erstmal gesehen, wirklich gesehen, dann siehst du es immer wieder.
mit inas bemerkung zum götterbaum, dass er sexuelle aspekte hat, sehe ich sie plötzlich überall, diese aspekte. dass ich sie bewusst sehe macht auch, dass ich sie inszenieren kann, wenn es gelegenheit dazu gibt.

AUEBÄUME OHNE SCHNEE_SEXUELLES ANSCHAUN_25.111 gestern war ein so bewusster und grossartiger sehtag. ich wollte die bäume untenherum fotografieren, also sozusagen ihre füße – da hatten sich die meisten farblichen ausprägungen angesammelt. doch dabei blieb es nicht. auch weiter oben waren sie durchgestaltet und zwar derart, dass mir die vielfarbigkeit einen verweis auf die bildhaftigkeit, ich mag es kunst nennen, gab.
AUEBÄUME OHNE SCHNEE_3 BÄUME IN EINEM_25.113es war wieder eine rundumschau – dabei hatte ich eigentlich nichts erwartet – grauer himmel und des bäumeguckens wohl nicht müde, nur eine pause angedacht. doch dann dies – das intensive grün der stämme von den vortagen hatte sich bei dem kälteeinbruch und schnee ins dunkle verwandelt mit nun vielen farbigen ausläufern.

AUEBÄUME OHNE SCHNEE_BILDHAFTES SEHEN_25.11das allererstaunlichste war, dass die bäume so verschieden damit umgingen. und ich dachte zum beispiel daran, aus den farbreich sich hervorbringenden rindenflächen gemälde herauszuschauen. wie angestochen lief ich zwischen den baumgruppen herum, so dass ich nach zweistündigem notieren völlig fertig war.

AUEBÄUME OHNE SCHNEE_BILDHAFTES II_25.112diesen entschluss, bilder herauszustellen, setzte ich an meinem mac zuhause fort – pausenlos. es entstand der entschluss, dieser möglichkeit in den nächsten tagen mit grösserer sorgfalt nachzugehen. es geht mir dabei darum, immer intensiver zu schauen und durch das genaue schauen etwas herauszufinden und zu verstehen und das verstehen zu übertragen in mein leben…

AUEBÄUME OHNE SCHNEE_I_25.114ich gehe los ohne jegliche idee, und dann überfällt sie mich an den orten, an denen ich laufe. bäume sind es zur zeit, auf die ich mich konzentriere – bäume, diese fabelhaften ideenspender/innen mit ihrer fabelhaft kreativen art. immer sind sie am wirken, niemals pausieren sie, auch dann nicht, wenn es uns so vorkommt – scheinbar.