KUNSTMESSE KASSEL 2016…

VOM SEHEN UND GESEHENWERDEN…

KUNSTMERSSE KASSEL 2016_ENERGY_P1580075mehr noch als die werke fallen mir die menschen ins bild. sie stellen die verbindungen her.
gespräche – flüchtige – wichtige – tiefgreifende mit bekannten und fremden menschen. kunst verbindet – füllt zwischenräume – macht klar und unklar – läßt offen. immer ist im bild ein sinn – von der die es gemacht hat – für den der es anschaut  und immer ist es ein anderer – also keine klaren aussagen – die gibt es nicht. und schon gar nicht in der kunst.

KUNSTMESSE KASSEL 2016_I_08.10 KUNSTMESSE KASSEL 2016_II_08.101 KUNSTMESSE KASSEL 2016_III_08.102 KUNSTMESSE KASSEL 2016_IV_08.103 KUNSTMESSE KASSEL 2016_V_08.104 KUNSTMESSE KASSEL 2016_VI_08.105 KUNSTMESSE KASSEL 2016_VII_08.106 KUNSTMESSE KASSEL 2016_VIII_08.107

ERSCHEINUNGEN…

HUND AM BAUM KARLSAUE…

AUE_BAUMHUND_P1570770ich sitze auf einer bank im park habe das gefühl alles ist beobachtung. es schaut mich an ich schaue zurück und mit dem sich verändernden licht verändern sich die bilder. die bäume sind die hauptstatisten um mich herum. sie verändern sich tagtäglich in richtung herbst.
doch bei längerem sitzen an derselben stelle verschieben sich die lichteinfälle und mit ihnen die schatten und das was mir ins auge fällt. seltsam sitzt da ein hund wo ich noch nie einen sah. er hockt auf seinen hinterläufen und schaut in meine richtung. ich nehme mein tele um mich an ihn heranzupirschen und wie seltsam zeigt er sich jetzt fest an den baum angelehnt. einen moment dauert es bis ich erkenne dass der hund teil des baumes ist der in diesen sekunden – und nur in diesen sekunden – sich mir so zeigt. ein baumhund – ein hundebaum.                                                                                                                 von nun an wird der baum immer nur mein hundebaum sein.
ich staune und noch am nächsten tag versuche ich ihn wieder zu entdecken. aber nichts – garnichts – kein hund am baum – wie auf und davongelaufen. diese erscheinungen mit der veränderung des lichtes die sich sekundenschnell vollzieht macht dass niemals etwas gleich erscheint. und – sind es nicht erscheinungen…

ALLE JAHRE WIEDER…

oder weihnachten kaputto…

KRIMSKRAMWEIHN.KUGEL KAPUTTO_P1570790dreimaldrei ist neune… aber dann ist das jahr immer noch nicht komplett.
die menschen teilen es in drei teile – ostern – sommer – weihnachten. und so wird es in den kaufhäusern und verkaufszentren gehalten. die große weihnachtsausstellung begann schon ende september. es haut mich jedesmal um dass die menschen sich darauf einlassen. sie kaufen – kaufen schon jetzt nippes für das große fest. eigentlich müßten sie doch alles parat haben von den verflossenen feierlichkeiten. nein dieser kaufzwang dieses sichverführenlassen ist eine krankheit in großer ausdehnung.
eigentlich ist jetzt der herbst dran – müßte die ernte eingebracht sein. dank wäre angesagt und demut. doch das was sich in der natur abspielt was sie für uns bereithält ist nebensächlich. es wird einfach so hingenommen ohne größere beachtung. es ist selbstverständlich.

KRIMSKRAM_MECKELBURG_WEIHN.DEKO_30.095der markt eignet sich mit seinem glitzerwerk für meine krimskrambilder. und den einstieg liefert mir eine defekte weihnachtskugel. wie ein symbol, was weihnachten heute noch ist, springt es mir in mein auge und ich denke – ja – so ist weihnachten heute. mit klitzer und klämmer versucht man es aufzumotzen – erliegt dieser täuschung. kein weihnachten – das wäre ja nicht auszudenken. ich verzichte – komme ohne aus…

KRIMSKRAMDEKOFREUDENHYMNE…

KRIMSKRAM_MECKELBURG_WEIHN.DEKO II_30.09lösen den krusch aus der masse
befreien
aus sinnlosem sinn
erlösen
zu freiem gebilde
fangen
zu neuem ganz neuem
KRIMSKRAM_MECKELBURG_WEIHN.DEKO_V_30.093

KRIMSKRAM_MECKELBURG_WEIN.DEKO_III_30.091

herausschauen
fast fokusieren –
im großen gedöns
fantastisches flüstern hören
gedichte geschichten
und freches auch
geheim und versteckt

KRIMSKRAM_MECKELBURG_WEIHN.DEKO_VI_30.094

KRIMSKRAM_MECKELBURG_WEIN.DEKO_IV_30.092anstrengend
in dem großen gemenge
ein winzig kleines
sprechen hören
ein klitzekleines
in der betrachtung
größe erlangen zu lassen

HUNDE RÄUMEN AUF…

IN DER AUE RÄUMEN DIE HUNDE AUF
habe ich den eindruck

AUE_HUNDE RÄUMEN AUF_I_20.09AUE_HUNDE RÄUMEN AUF_SCHÄFERH._P1570771unerbittlich schleppen sie die großen äste von einem ende zum anderen
sie machens den menschen nach wollen dienen und gehorchen
diese armen hunde
aber es macht ihnen spaß das wiederum könnten die menschen den hunden abgeschaut haben
hoffentlich werden sie nicht ausgenutzt – die hunde – von den menschen
aber lustig sah es aus…

SIMONE FEZER – VERWURZELT

glasmuseum immenhausen
noch bis 31. oktober 2016
SIMONE FEZER_GLASMUSEUM_MIRKOSBILDER_18.091zauberhafte dinge präsentiert uns SIMONE FEZER da. aber sie sind alles andere als nur zauberhaft. der zauber geht aus von dem material – glas – das auch immer etwas geheimnisvolles und scheinbar leicht zu durchschauendes transportiert.

SIMONE FEZER_ROSAS GLASMUSEUM_18.09
beim genauen betrachten und hinsehen verschmelzt das thema VERWURZELT zum wurzelgeheimnis in alle richtungen. es hat hand und fuß und noch mehr herz. wurzeln wachsen in den himmel. wer vermutet das schon. wurzeln stellen  verbindungen her. ich stolpere über die vielen möglichkeiten – obwohl ich ein fantasiebegabtes wesen bin. sind wurzeln wesen – haben sie etwas wesenhaftes. müssen sie ja wohl – denn sie bewurzeln gegenden, in denen ich sie nicht vermute. tief in unseren herzen sind wir verwurzelt – verwurzelt mit allem was lebt.

SIMONE FEZER_GLASMUSEUM_MIRKOSBILDER_18.09 SIMONE FEZER_GLASMUSEUM_NACH AUSSEN GREIFEN_18.091
SIMONE FEZERs fantasiegebilde regen an weiterzuspinnen. sie eröffnen eine glaswelt der bewunderung. staunen ist erlaubt. hatten wir als kinder nicht diese kunterbunten glasperlen, die uns hinauf- oder hinabsteigen liessen in eine kindliche fantasie- und wunderwelt. der zauber ist wiederherstellbar durch diese ausgestellten raumgreifenden und bizarren glasgebilde, deren hände ganze geschichten erzählen, alte und neue und immerwieder.
die hände greifen nach mir, auch die so zartfarbenen gezeichneten in rahmen.
SIMONE FEZER_DIE ALTE_P1570463 - Arbeitskopie 3
die glasgestalten mit menschlichen zügen verweisen auf mythen, neu erzählt und weiterzuspinnende. ganz fasziniert bin ich von der ganz von wurzeln durchdrungenen ALTEN, deren hängebusen noch immer fantasieen spenden. wie die weise alte wacht sie über die ausstellung und die menschen – so diese es zulassen.

SIMONE FEZER_GLAS_FRAU_P1570491 SIMONE FEZER_KRAKE_P1570490
am eingang die aufrechte SCHWARZE ist streng, bringt die leichten fantasien etwas ins stocken. sie macht nachdenklich und lächelt dabei, stellt das ganze infrage, hinterfragt die bedeutung.
gern war ich in der ausstellung. für eine weile hat sie meinen blick und meine gedanken auf eine andere ebene geführt – und tut es noch immer…

MICHAEL BUTHE
oder: Der König ist tot, die Objekte leben weiter.
MICHAEL BUTHE_VI_neu entdeckt – der künstler MICHAEL BUTHE – vierfachaussteller bei der documenta.
in einer retrospektive erlebt sein werk eine neubelebung und neubetrachtung und auch würdigung.

MICHAEL BUTHE_I_P1570154 MICHAEL BUTHE_V_P1570149
in einem artikel von NOEMI SMOLIK über michael buthes werk erkennt sie MICHAEL BUTHE als wegbereiter. wegbereiter erkennt man nie in dem moment, wo diese wege gelegt werden. er starb  1994 mit 50 jahren, (ver)brannte für das, was er zum ausdruck bringen wollte.
in seinen ritualen erkannte er den heilenden aspekt der kunst, noch bevor carolyn christov bakargiev – documenta 13 – diese dimension hervor hob.
seine werke passen noch nach über 20/30 jahren in die zeit. eigentlich sind sie zeitlos.
sie geben immerwährende denkanstöße, sind bunt und heiter und tiefsinnig.
MICHAEL BUTHE_III_P1570152 MICHAEL BUTHE_IV_P1570150seine behauptung
„Was heißt überhaupt Kunst? Es gibt überhaupt keine Kunst, es gibt nur Leben.“
kann ich gut verstehen aus dieser zeit heraus, in der niemand genau deffinieren kann, was kunst denn eigentlich ist. sie ist, was sie ist, basta.
MICHAEL BUTHEs werk ermuntert nicht immer den ganz großen wurf zu starten. er bleibt sich selbst auf der spur und das scheint mir das entscheidende. in die eigene fantasie kriechen und sei sie noch so winzig – als teil von dir selbst, als deine art die welt zu verstehen und zu deuten, so gut es möglich ist.

MICHAEL BUTHE_KERZENLEUCHTER MIT EIERN_P1570158manchmal braucht es zeit etwas zu erkennen. michael buthe war auf 4 documentas vertreten. in erinnerung blieb mir nur der übergroße schwarze kerzenleuchter mit den zwei goldenen rieseneiern. und nun, da über internet fast alles zu haben ist, schaue und schaue ich und füge zusammen. in seiner retrospektive ist er lebhaft hervorgehoben in seinen werken.

fotos abfotografiert aus: artblog cologne

kerzenleuchter: ardmediathek.de

R O S T k u n s t …

IM WERKHOF…
WERKHOG_ROSTKUNST_COCA COLA_P1570057
Kampfmittelräumdienst in der karlsaue.
meine fundstücke mögen unbedeutend sein – doch sie taugen immerhin, sie als rostkunst in meine sammlung einzuordnen. geradezu gierig, wie auf einen leckerbissen, bin ich hinter ihnen her. aus einem riesenmetallabfallberg suche ich sie heraus. sie zeigen sich mir in ihrem befreiten zustand und hoffen auf anerkennung – noch ein letztes mal, ehe sie dann an die schrottverwertung verkauft werden. was ihnen da geschieht, will ich gar nicht nachverfolgen. sicher verlieren sie ihre form und damit ihr gesicht, das sie mir noch zeigen.
ich weiss nicht mit sicherheit, wie lange sie im verborgenen zubringen mußten. der räumdienst sucht nach blindgängern, die jetzt an der reihe wären, sich selbst zu zünden. mit akribie suchen sie und finden sicher auch dinge, die nicht aus der bombung von 1943 stammen. ihr sucher zeigt jedes fitzelchen an.

werkhof_rostkunst_II_30.081 werkhof_rostkunst_III_30.082werkhof_rostkunst_I_30.08warum sind sie kunst – rostkunst. sie sind es für mich, weil ich das so will, weil ich sie dazu mache. sie sind es wert, betrachtet und ins licht gerückt zu werden. es erfaßt mich ein schauer, wenn sie mir begegnen und – dass sie nach so langer zeit irgendwie ihre zerschlagene form behalten haben. ihre beschaffenheit überdauert die zeit. sie sind zeitzeugen auf besondere art. sie geben nur zögerliche antworten, so man sie fragt. und ein seltsamer coca cola-knautsch veranlasst mich, die geschichte der firma nachzulesen. ich bin erstaunt, dass sie schon im vergangenen jahrhundert ihre reise begonnen hat – eine reise um die ganze welt und bis in die ablage des werkhofes in der karlsaue in kassel genommen hat. interessant und spannend finde ich die zusammenhänge. alles hat einen anfang und endet nie…

STEINBRUCH IM HOCHSOMMER_II_…

STEINBRUCH_II_BLECHHAUS_P1560788das licht
die sonne
die wolken
STEINBRUCH II_PFLANZEN_16.08
heute zeigt es mir die sonne deutlicher – es ist hochsommer. sie brennt mir aufs haupt – mein unbedecktes – und heizt den steinbruch auf zu einem backofen.
mir fehlt die gelassenheit von gestern – da meinte sie es noch gut mit mir.

ich gehe einen anderen weg, der nicht ganz so steil ist und an den rändern etwas schatten
hergibt. ich komme auf das platteau, wo früher ein kessel stand, den die steinfirma vergessen hatte, und der ein wunderbares kunstobjekt abgab. gern hätte ich noch ein paar einfälle mit ihm verwirklicht – nun ist die wirklichkeit eine andere. aber sie erfreut mich auch, weil der gesamte steinbruch nun freigeräumt ist von überbleibseln der firma – fahrzeuge, bagger und anderes mehr…

STEINBRUCH II_UMGEBUNG_16.081
ein großes felsrund könnte einen ritualeplatz vermuten lassen. aber sie dienten wohl bloß dazu, die fahrzeuge nicht in den abgrund stürzen zu lassen.
schattenlos dieser platz und ich halte mich nicht lange auf. ich steige nun hinab zu der ersten etage, will noch danebengegangenes wiederholen – will filme wiederholen mit einer anderen kamera. das gelingt mir nicht – zuletzt deshalb – weil die sonne es übertreibt – alles verdreht. der splitsteinberg ist nicht mehr anthrazit sondern mausgrau. die baumreihe vom vortag am vormittag ist nicht mehr geheimnisvoll dunkelgrün – sondern verblasst wie eine ausgewaschene schürze. die horizontlinien nicht mehr verheißungsvoll von hinten angestrahlt – sondern frontal erwischt und simpel flach.
nichts ist wiederholbar – niemals ist es dasselbe mehr.

STEINBRUCH II_WEG_P1560739

ich versuche so schnell wie möglich aus dem bruch heraus zu kommen – es ist einfach unerträglich heiß für mich. dann finde ich noch – etwas abseits – ein pendant zu meinem sarkophag von gestern. in der größe passt es dazu – ein blechrundbau mit steindach. ich suche noch nach einer eingebung, was es für mich sein könnte. jedenfalls freut es mich seine bekanntnschaft gemacht zu haben – auch wenn es wohl menschenwerk ist – ich hoffe kinderarbeit – eben kunst…