TOM FECHT vor den stufen des FRIDERICIANUM…
von leben und tod
nein, er bewacht sie nicht, tom fechts steine, die schon seit einer ewigkeit, genau gesagt, seit der dIX, vor den stufen des fridericianums postiert sind. wahr scheinlich ist er nur drüber hinweggestolpert, wie so viele, die ich auf die steine aufmerksam mache – die hab ich noch nie gesehen. sehen ist eine individuelle sache, man sieht nur, was man sehen will, und das oft nicht einmal.
ich scheine eine stolperin zu sein – nie komme ich über die denkraumsteine einfach so hinweg – wieder und wieder lese ich die namen, denke, dass die achtsamkeit, was aids anbetrifft, eher zurückgegangen ist. doch es ist eine tatsache, die den menschen auch heute noch zu schaffen macht.
DENKRAUM – also denk mal…
1988/89 begann TOM FECHT das Projekt „Denkraum“ zu entwickeln. Anlässlich der Documenta IX entstand das „Mémoire nomade“ („Namen und Steine“). Damit erinnert der Künstler an Menschen, die an Aids gestorben sind. Aus einem geografischen Netz von über 40 temporären und festen Installationen, die zwischen 1992 und 2000 entstanden sind, geht es Tom Fecht darum, ein „nomadisierendes Gedächtnis und ein europaweites Epitaph des Gedenkens und der praktischen Solidarität mit HIV-infizierten Menschen“ zu schaffen.
…Tom Fecht kehrt damit das allgemeinmenschliche Anliegen hervor, das sich im übrigen auch in den unbeschrifteten Steinen widerspiegelt. Diese mögen für die anonymen aber auch künftigen AIDS-Opfer stehen. Das Gemeinsame der Steine ist ihre gleiche, aber eben darin individuelle Form eine Metapher für die Einmaligkeit eines jeden menschlichen Individuums.
TOM FECHT eröffnete damit einen DENKRAUM, der von Tod und Leben handelt.