DIE UNTATEN DER WESTLICHEN WELT…
der tagesspiegel:
http://www.tagesspiegel.de/kultur/documenta-14-die-kunst-klagt-an/19914856-all.html
Adam Szymczyk erzählt auch manches krude Zeug, zum Beispiel, dass wir Bildungsbürger uns nicht von legitimierten Funktionären wie Kuratoren und Künstlern vorschreiben lassen sollen, was wir in den ausgestellten Arbeiten zu sehen haben – weil nämlich die Momente des Nicht-Verstehens fundamental sind für die Erfahrung von Kunst. Pädagogischer Frontalunterricht infantilisiert die Betrachter…
…DIE MOMENTE DES NICHT-VERSTEHENS…
und dann schickt er die spaziergänger mit den choristen los und läßt ihnen alles brühwarm erzählen. dicker widerspruch. er faselt viel, wenn der tag lang ist… er kommt mir vor wie ein diktator, sagte dieser tage ein besucher zu mir, er will den menschen die richtung angeben – sie dahin erziehen, zu politischem handeln zwingen. aber erziehen durch diktieren hatte noch nie – und auch heute nicht – einen erfolg. eine spur legen, ja, inspirieren und zur fantasie anregen.
vielleicht finde ich etwas anregendes für mich zwischen dem chaos – aber dann nur, weil ich es selbst will.
und dass die d14 gute besucherzahlen buchen kann, hängt sicher damit zusammen, dass menschen sich von einem unfallort – s. straßenverkehr – immer angezogen fühlen, die neugier ihren verstand vernebelt.
die d14 kommt mir vor wie ein großer unfallort, an dem alles durcheinander wirbelt, vollgestopft und zu nichts eine beziehung zueinander hat, die menschen verärgert und enttäuscht.
der platz zwischen den dingen fehlt, sagt eine besucherin zu mir, wo man zwischendrin auch mal aufatmen kann – wo pausen das gesehene und erlebte vertiefen und gar wirken lassen können. wenn man sich einen teller zu voll auflädt mit allen möglichen speisesorten, wird einem zwangsläufig übel – genau das ist der d14-EFFEKT – ES WIRD EINEM ÜBEL. verwirrendes durcheinander überall.
die botschaft des documenta-begründers ARNOLD BODE –
„denn ohne den poetischen raum kann der mensch nicht überleben“ ist völlig verfehlt. von poesie oder gar ästhetik fehlt jeder hauch.
diese ausstellung ist eine politische. sie sollte aus der documentareihe herausgenommen und eine neue 14te kreiert werden, damit eine kunstrichtung erhalten bleibt, die so dringend gebraucht wird, um menschen zu ermutigen, besonders die jungen, damit menschen kraft schöpfen und wachsen können. mut erwächst nur aus der hoffnung etwas menschenwürdiges und zukünftiges entstehen zu lassen. zugemüllt werden mit den unbillen dieser zeit macht kraftlos und entmutigt.
dass remagen im arp-museum eine ausstellung mit henry moores werken zeigt, zeitgleich mit der d14 und darüber hinaus, läßt aufhören. ARP und MOORE waren beide künstler, die bei den ersten documentas in kassel den kunstgeist prägten, aufhorchen ließen und auch weichen stellten. aber auf dem weg von der d1 zu der d14 ist der kunstgeist auf der strecke geblieben. das finde ich sehr bedauerlich, denn, wie war das – OHNE DEN POETISCHEN RAUM KANN DER MENSCH NICHT ÜBERLEBEN.
tagesspiegel:
Selten wurde die Kunst so massiv als kollektiver Vorwurf inszeniert…
…durch die gegenseitige Verstärkung zum Negativen verlieren die einzelnen Werke Kraft, am Ende ist es nur noch ein Chor der Klage…
Zwar ist die Documenta ausgezogen, um sich zu öffnen, am Ende aber macht die Weltausstellung sich klein.
rosadora