DEN WEINBERG ERKLIMMEN…

D14_WEINBERG_AUFGANG_TREPPEN_03.092einmal von der d14 ausruhn – ihr aus dem weg gehen – aber weit gefehlt. der weinberg mit seinen sitz- und liegeplätzen ist zum lieblingsort der d14-besucher/innen geworden. die angrenzende grimmwelt belagert wie bei einem volksfest. naja, volksfestähnlichen charakter hat die d14 schon. von kunst keine rede.

wieder sind die gespräche mein anhaltspunkt und lieblingsthema. wien, münchen/athen, düsseldorf und sogar kassel einige male. kassel ist weltstadt.
hier soll kunst sein und wo denn. da weiß ich es noch nicht, muß selbst noch schaun und – welcher bus fährt denn zu den wasserspielen. meine tochter will das wasser sehn. da ist es schon gleich 17 uhr und die spielerei sicher schon am ende.

das frühere gewächshaus – heute eine ruine – erregt immer wieder meine aufmerksamkeit. es wird sträflich vernachlässigt. da könnte doch, sagt eine frau, und erwähnt auch gleich, warum es diesen weg nicht geht. da müßten einige auflagen erfüllt werden. – und ich frage mich immer, wieso nicht…

auch das marmorzelt aus athen, etwas abseits platziert zum glück, umlagert und zum fotohintergrund für die ganze familie auserkoren, hat hochkonjungtur. das flüchtlingsthema nicht in betracht gezogen. auch ich lege mich hinein, lasse ein foto machen und frage, wievielen menschen muß es denn unterkunft bieten. ich komme auf drei. nee nee – acht mindestens und gestapelt noch ein paar mehr. jux statt kunst, blödelei statt flüchtlinge.

ich wollte in ruhe hier sitzen, mich von der d14 erholen und einen latte schlürfen. daraus ist nichts geworden – zu viel los. das legt sich hoffentlich bald wieder…

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D14_WEINBERG_BLICKE VON OBEN_03.093 D14_WEINBERG_grimm_03.091 D14_WEINBERG_MARMORZELT_03.09 D14_WEINBERG_REBECCA MELHORE_P1670812 d14_WEINBERG_REITERBILD_P1670793

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KUNST BLEIBT KUNST…

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guillermo galindo – fluchtzieleuropahavarieschallkörper 2017…
d14_DIC.HALLE_MUSIK BOOT SAITEN_P1670538lesbos, wo ich jahrelang meine kreistänze aufspielte und die musik mir noch in den ohren tönt.
hier tönt nichts. einer sagt, da müßte man jetzt drauf spielen können. finde ich auch. das würde die szene beleben, gäbe aktion unter den besucherinnen und besuchern. in kauf genommen, die instrumente würden dabei zerzaust, aber das wäre kunst – lebendige kunst.
als einer sogar in die saiten greift, springt eine aufsichtsperson heran – das dürfen sie nicht. was man alles so nicht darf – ein eigenes buch ergäbe das.

d14_DOC HALLE_BOOT III_01.092 d14_DOC HALLE_BOOT_P1650793ich beschließe, mir die bootsteile näher zu betrachten – schaut eine zu und sagt – sie machen kunst aus kunst. jaja, ich mache KUNST AUS KUNST. das ist die einzige möglichkeit, selbst in aktion zu treten, dem kunstgespenst näher zu kommen.

d14_DOC HALLE_BOOT_I_01.09 d14_DOC HALLE_BOOT_II_01.091es ergeben sich gespräche, ich schaue ein weiteres mal und ganz neu – und ich finde, dass die kunstprojekte schlecht, sehr schlecht ins licht gerückt sind. neuerlich, oder schon eine ganze weile, sind sonnenschutzmatten auf den scheiben angebracht. das nimmt das licht und die roten filzstränge von CECILIA VICUNA  hängen von der decke, wie nasse lumpen – schade. die inspiration ist futsch. warum kümmert sich nur niemand. ja um kunst muß man sich kümmern – sie kann es ja nicht selbst.

BEREIT ZUM ABSCHIED SEIN UND NEUBEGINNE…

ROSADORAS FILM
von christina ecknigk OK
SÄCKE_P1240275_bearbeitet-1

finissage

kein müdes lächeln
lautes klatschen

herr h. von fraunhofer
hatte sich den film schon
dreimal im netz angeschaut
wollte ihn – hier zur finissage –
aber noch einmal sehen

ein paar bilder
nicht die ganze ausstellung
aber den film –
das könnte er sich vorstellen
für den neubau

Ein wirklich guter Film.
Gut in Bild und Ton.
Er müsste eigentlich im hr abends laufen.

schreibt hermann-josef rapp
jupp – ein freund
wald- und urwaldspezialist
der schon zahlreiche bücher geschrieben
und immer wieder filme über ihn

anrührend
stellt elke fest
nun bin auch ich gerührt
ich sage oft
dass ich mir aus lob nichts mache
und dann ist es doch
an- und auftrieb für neues

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

h. hesse

SACKWEISE…

EIN BAHNHOF VERSCHWINDET…

der bahnhof ist verschwunden – die film- und fotoausstellung auch – 3 monate – immerhin.

zur finissage der auftritt der weißen säcke – SACKWEISE – reihenweise, vereinzelt, verbunden auch – ein kunststück, wie mir die kunst nicht nur sack- sondern auch haufenweise – auch vereinzelt – zwischen meinen film- und fotoarbeiten auf dem bahnhofs-abbruchgelände begegnete – nicht unbeachtet – mir im nachhinein noch gedanken entlockend, mich ergreifend – eben wie sahnetörtchen.

die schau ist aus – es beginne die schau…

SACKWEISE

sackbahnhof eh
am ende der welt
mitten in deutschland
abgehängt
den zoll- und verlade
ganz und gar beglichen

auf freiem acker
erdmassen
verfeinert mit kalk
säcke
aneinandergelehnt
wie ein chor
ich lausche
ich schaue
begeistert
fange ich bilder
lasse sie tönen
singen auch
und freundlich schaun
ohne himmel
stehn sie geerdet
wolken
ziehn sie nach oben
regen löscht
nebel vertuscht
schmeichelsonne
lässt sie leuchten
in weißem weiß
mal blau
mal rot
mal grün gefaßt
auch ganz weiß
mein lieblingsmodell

an den schleifen
nein
nicht getragen
vom aufspießbagger
verhoben und versetzt

die säcke
sie schmücken
sie locken auch
fordern mich heraus
ein bild zu machen
dazu noch
schön in pose gesetzt
wie stars am nebelhimmel
wie geduckte im regen
und strahlende
mit der sonne um die wette

fotogen sind sie
zwischen den erden
die einzig leuchtenden
aufmerksamkeiterheischenden
und
verführbar ich
ein guter ausschnitt
läßt mich erweichen
fügt foto an foto
und da ist sie
die erinnerung
festgehalten
zum erstaunen
und nachsinnen

am flüssig-erden-terminal
kein kalk
carbofill E2
so weiß
wie der kalk
nicht zu unterscheiden
sie waren die ersten
die mich verblendeten
mit ihrem weißen weiß
schön angelehnt
mit verlockendem
hintergrund
an grüner brandkasse
sackähnlich
gegen blauen himmel
zauberfarben
wie sie sich mischen
mich bildschaffend
locken und begleiten

gegen schlamm
nicht minder schön
als gegen erdberge
plötzlich überall
tauchen sie auf
wie sahneschäumchen
auf dunklem grund
ermuntern
in diesen massen
aufbau
und es wird wieder werden

wie puderzucker
auf braunen erdhügeln
weißer zauber
das erbraun mildernd
wie schneebedeckt
die täuschung
ist gelungen
weißbraune kunst
das bild zeigt sie
effekt nicht nachprüfbar
es ist nur
was du siehst

ich liebe sie
diese weißen blickfänger
liebe sie mehr
als sahnetörtchen
streichle sie auch
im vorübergehn
mir wird warm
sie sind aufgeladen
vor werdensfreude
genießen
für einige tage
den tagtraum
bevor man
den kalk den weißen
einbringt
in dunkelstes dunkel
erdvermischt
zur anreicherung
fruchtbringender erden

nach 3 jahren noch
gehen sie mir nicht
aus dem sinn
der kalk über den acker
wie puderzucker
und wohin die leeren säcke

rosadora

EIN BAHNHOF VERSCHWINDET…

FINISSAGE…

am montag, 28. august um 18 uhr – die künstlerin ist anwesend –  wird die bahnhofsausstellung beendet.
juni – juli – august – für 3 monate erinnerten sich viele kasseläner/innen an einen der ausstellungsorte der documenta 13. auch documenta-besucher/Innen der d14 ließen sich durch die ausstellung führen und lauschten gern den damit verbundenen geschichten.

der film – ein portrait der künstlerin rosadora für den zeitraum des abbaues
des zoll- und verladebahnhofs – fand großes interesse. er wurde am mittwoch dieser woche noch einmal im fernsehen des offenen kanals gezeigt. außerdem ist er abrufbar im netz unter:

http://www.mediathek-hessen.de/index.php?ka=1&ska=suche&suchwort=ein+bahnhof+verschwindet

das STADTMUSEUM KASSEL übernimmt die gesamte ausstellung. eine große ehre für die künstlerin – kasselänerin  – in kassel geboren – in kassel studiert.
die abbauarbeiten der firma dennis schnittger werden in szene gesetzt, den arbeitern als denkmal.
mit den bildern wird der zoll- und verladebahnhof und damit ein teil stadtgeschichte in erinnerung bleiben.

ERDE OHNE HIMMEL…

D14 FRIDERICIANUM – GEORGE HADJIMICHALIS, CROSSROAD

eine leere fläche – ich bin glücklich – ich mag leeres, das ich füllen kann – füllen mit meinen eigenen gedanken und fantasien.

d14_FRIDERICIANUM_SCHWARZER TISCH III_P1670289mehrmals besuche ich diesen schwarzen eisentisch. dann kommt es – ERDE OHNE HIMMEL. dass dann auch die erde fantasiert werden muß – oder wasser vielleicht – aus  kunstharz auf 9 stahlplatten – schmälert die fantasie erstmal nicht.

d14_fridericianum II_SCHWARZER TISCH_I_21.082erst laufe ich auf wattartigem untergrund – dann schwimme ich – lasse mich auch nicht davon abbringen, als ein mensch die geschichte erzählt, die dazu gehört.

d14_fridericianum II_SCHWARZER TISCH II_21.083ich sehe, was ich sehe – und es erweckt viele assoziationen zu meinen werken – etwa erden im kompostloch in der karlsaue – grundboden etwa im basaltsteinbruch, erden beim abbruch des zoll- und verladebahnhofs usw. usw. fantastische erinnerungsarbeit – mehr kann kunst nicht leisten…

EIN BAND AUS ALUMINIUMELEMENTEN…

ANNE GATHMANN… ST. ELISABETH KIRCHE…

„An einem geistigen, meditativen Ort meine Arbeit zu entwickeln reizt mich sehr. Besonders fasziniert mich die charakteristische Architektur des Kirchenraums. Sie
fordert mich heraus, die Vielfalt der wahrgenommenen Aspekte und Assoziationen in einer konzentrierten Figur zu fassen.“
ELISABETH KIRCHE_ANNE SCHROTHMANN_III_P1670203das band führt mich – zieht mich – lässt mich ihm mit den augen und meinen sinnen folgen längs durch den raum. traumwandlerisch gehe ich vorwärts, rückwärts – ich passe auf, dass es mich nicht aus der bahn wirft.

ELISABETH KIRCHE ANNE SCHROTHMANN_17.08ELISABETH KIRCHE _II_ANNE SCHROTHMANN_17.081aus dem sog befreie ich mich, verschaffe mir einen überblick von der empore.
das band teilt, trennt, hält zusammen fängt mich auf – der raum wird von dem band unterstützt in seiner schönen klarheit – schafft orientierung – die momente wechseln und die eindrücke ebenso.

d14_OBELISK SOLL NICHT BLEIBEN…

OBELISK – US-Künstlers Olu Oguibe…

symbollexikon opus magnum:
Seine Form stellt die Verbindung zwischen Erde (Menschen) und Himmel (Göttern) bzw. Sonne dar, er ist ein phallisches (Phallus) Symbol.
Er steht für männliche Zeugungskraft, Fruchtbarkeit und Erneuerung, für Potenz und Macht, sowie für die Aufwärts- und Höherentwicklung des Menschen zum Licht. Er kann auch als Weltachse (Achse) oder als Lebensbaum (Baum) gesehen werden.

wie ein zeigefinger zeigt der obelisk in den himmel – und die verbindung von der erde zum himmel, von den menschen zu einer gottheit, war er im alten ägypten. er verkam zum machtsymbol und rom raubte dieses mächtige steingebilde und viele herscher taten es ihm nach.

d14_obelisk_P1650297
dass er heute für flüchtlinge ein zeichen setzen soll, ist kaum zu verstehen – die verbindung zum ursprung ist schon lange abgerissen – eine entweihung sozusagen fand statt.
dass olu oquibe gleich zu beginn der documenta den bodepreis zugesprochen bekam, will ich gar nicht verstehn. niemand bekommt bei einem wettkampf seine medaille im vorherein… und mir leuchtet kein grund ein, weshalb olu einen preis bekommt, während andere wichtigere kunstwerke, so die verkleidung der torwache von ibrahim mahaba, außer acht gelassen werden. s. bericht auf meinem blog – www.rosadora.de.
die vorschläge für beste kunst kommen nicht etwa von den besucherinnen und besuchern – sie sind beeinflußt durch die meinung der hna und vielleicht auch der documenta leute, die gern sicher gehen wollen, dass überhaupt eine geschlossene meinung entsteht – beeinflußt sozusagen.
der obelisk soll nicht bleiben, angekauft werden, und schon gar nicht auf dem königsplatz stehen bleiben. der hat seine ganz eigene wichtige geschichte mit seiner 6 straßen sternausstrahlung, die ohnehin nicht genügend berücksichtigt wird – eben, weil sie nicht bekannt ist.

 

EIN JUTE-TEPPICH…

d14_IN DER HENSCHELHALLE – IBRAHIM MAHAMA – performance…

d14_HENSCHELHALLE_DRUMHERUM_II_15.081während ich diese bilder am imac erstelle, dampft es mir mächtig entgegen – jute.
ich war zur henschelhalle gefahren, um bei der performance von ibrahim mahama mitzuwirken – der war nicht da. dafür studentinnen, die sich jeden dienstag hier treffen.

d14_HENSCHELHALLE_DRUMHERUM_15.08ich sitze mit ihnen zwischen der sacklandschaft – sie nähen, ich erzähle, sie erzählen – eine wunderbare mischung. da frage ich julia, die ein handy mit sich trägt, ob jute denn aus sisal gewonnen wird. sie sagt – warte, ich schaue nach.
jute ist eine wunderbare pflanze. Ursprünglich stammt die Jute aus den Ländern des Mittelmeerraumes und kam von dort nach Asien, insbesondere Indien und Pakistan.

 

https://de.wikipedia.org/wiki/Jute

also – nähen ist weit mehr als nähen – ist treffen, kommunikation, austausch von erfahrungen und vielem mehr. julia ist beruftlich näherin – schneiderin. ich erzähle, dass ich früher alles selbst genäht habe – auch hochzeitskleid und -kostüm. das will ich auch mal machen sagt m., deren namen ich mal wieder vergessen habe. aus alten sachen neue machen – ist einen moment lang das thema. und damastbettwäsche – die wunderbar wiederzuverwenden ist, schwärmt julia.
ich erzähle, dass ich früher, als ich jung verheiratet war, wunderbare bettwäsche bei TRILLHOFF,  das war ein kleider- und altwarensammler in der holländischen straße, auf bergen von gelagerten kleider- und wäschebergen fand und in pink und violett eingefärbt habe.
die gespräche gehen wundersame wege – fern von lumpen und jutesäcken.

 
d14 HENSCHELHALLE_NAHT_P1670013
es ist dann irgenwie schnell schnelll schnell 14 uhr – und ich wollte die ganze halle noch fotografieren, die mich an mein bahnhofsthema erinnert und irgendwie daran anschließt. es ist leider nur dienstags von 11 – 14 uhr geöffnet – ansonsten: geschlossen. es gibt ja noch genug documenta-dienstage. ich komme wieder.