„VERGISS NICHT
AUCH DAS GLÜCK WAR DA“
rose ausländer
gemälde und foto: rosadora
„VERGISS NICHT
AUCH DAS GLÜCK WAR DA“
rose ausländer
gemälde und foto: rosadora
…SPRACHE IST KUNST
als mein vater aus dem krieg kam, war ich zehn jahre alt. wir hatten auf ihn gewartet und gewartet und gewartet – so lang kann man eigentlich gar nicht warten – und dann dies.
mäjen, din fadder is heim gekummen. und ich rannte und rannte und dann stand da dieser verwahrloste dreckige typ, den ich nicht kannte. meine enttäuschung war groß – so groß.
nachdem er sich nackt ausgezogen und in unserer zinkbadewanne geschrubbt hatte, war er das familienoberhaupt, basta.
er entpuppte sich als der große verhinderer und despot. er war furchterregend durch knallharte ansagen und verbote, war laut und gewalttätig.
hatten wir bisher versucht, die sprache der dorfbewohner zu erlernen, kam er nun und polterte sein kasseler platt. ich fuhr jedesmal zusammen, wenn sein kasernenhofton erklang.
unsere mutter sprach mit uns ihr nicht sehr ausgeprägtes hohes deutsch.
an den tag und den ort kann ich mich noch erinnern als ich beschloss, nicht so zu sprechen wie mein vater, den wir vati nannten. erstmal versuchte ich den slang meiner jungen lehrerin nachzuplappern – so etwas wie frankfurterisch. später dann entschloss ich mich, hochdeutsch zu erlernen – aber woher. in kassel wurde kein hochdeutsch gesprochen. an was ich mich orientierte, kann ich heute gar nicht mehr sagen. es war ein langsames herantasten, ein bröckchen hier, ein bröckchen da, und niemand konnte sagen, woher ich komme.
zwischenzeitlich muß es ziemlich geheimnisvoll geklungen haben. und meinen vater trieb es auf die palme, brachte ihn zur weißglut. er unterstellte mir, ich wolle etwas besseres sein. auf jedenfall wollte ich nicht in seinen tonfall einstimmen. das wurmte ihn – ja, ja, ich sollte ja ein junge sein und war nur ein mädchen. deshalb hatte er mich auch von der schule genommen mit der begründung – mädchen heiraten ja doch.
spät erst, nachdem ich alle bildungseinrichtungen genutzt hatte, die mir offen standen, studierte ich grafik design mir schwerpunkt fotografie. danach reizte ich die möglichkeiten der germanistik aus – mit schwerpunkt ästhetische kommunikation. im kurs für ausländische studierende war ich diesjenige, die die korrekte aussprache hersagen durfte. erst da wurde mir bewußt, dass ich die leiter des hochdeutschen wohl aus eigenen kräften erklettert haben mußte.
heute früh im bett, wo mich immer mal wieder lichtblicke, denkbänder, blitzschläge oder grübelmonster heimsuchen, erinnerte ich mich an einen vorfall im st. gallener kunstmuseum.
ein seminar oder vortrag
ZUR ENTWICKLUNG UND EINSCHÄTZUNG VON BILDHAFTEM
ist bildhaftes, im pc erstelltes, KUNST
ich nahm mir das wort
war stolz auf mich
vor all den schweizer/innenn zu sprechen
und gab ein statement
von dem ich selbst nicht die geringste
ahnung hatte
also
ja
die entwicklung wird dahin gehen
dass kunst aus dem pc einmal als kunst
anerkannt wird usw. usw.
danach kamen zwei weissgekleidete frauen zu mir
lobten meine aussprache und den warmen klang
meiner stimme
schweizerinnen
die kunst machten
so stellten sie sich mir vor
ganz in weiss
also alles was sie umgab war weiss
sie erzählten von ihrem zuhause
wo alles weiß war
vom tisch bis zum schrank bis zur kaffeetasse
sie waren künstlerinnen, wie sie sagten
ich habe sie nie besucht
und wohl auch kein großes interesse gezeigt
aber geschmeichelt hat es mir doch
meine klanghafte stimme gerühmt zu hören
ich wagte mich auch an lesungen heran
rose ausländer z.b.
in der schweiz und in deutschland
sprechen ist nichts selbstverständliches
wenn doch, ist es geplapper
rosadora 09.08.2020
WÄRE SIE HEUTE GEWORDEN – ANNA ELISABETH meine mutter…
und als ich in einem älteren text las:
…das, was ich für euch war, bin ich immer noch.
gebt mir den name, den ihr mir immer gegeben habt,
sprecht mit mir, wie ihr es immer getan habt.
gebraucht keine andere redeweise,
seid nicht feierlich oder traurig.
lacht weiterhin über das,
worüber wir gemeinsam gelacht haben…
liefen mir die tränen über mein gesicht
und ich bin sonst kein bißchen weinerlich.
wahrscheinlich, weil mir bewußt wird, wie nah ich
selbst an diesem punkt bin – und immer
weiter dorthin gelange, wo uns die vorstellungen
und die worte fehlen.
deinen geburtstag
werde ich heute mit mirko feiern.
glückwünsche zu deinem gelungenen leben…
rosadora
WINTERSTRÄUßCHEN…
weinraute für einen hauch duft
und schneeball für die zarteste farbe
und ein bißchen hiervon und ein bißchen davon
zusammen wirkt es aufmunternd und hoffnungsvoll
heute ist die allee menschenleer
aber die bäume sagen es
sie schlafen nicht
sie arbeiten schon an ihrem frühjahrsdress
eben königslinden…
„Ich denke mehr über morgen nach als über heute oder gestern. Ich gehöre nicht zu denen, die dem Gewesenen nachtrauern. Ich glaube, ich könnte in einem Gefängnis leben, solange ich nur ein Stück blauen Himmel sehe.
Aber das hier ist meine Welt. Was man in den Städten sieht… nun ja, da ist mir der Blick aus dem Fenster auf Salbeibeete doch lieber.“
nun ja, GHOST RANCH ist alles andere als ein gefängnis. sie ist die GROSSE WEITE WELT im besonderen, befreiend und beängstigend zugleich, und wie geschaffen für eine künstlerin mit so viel fantasie und ausdruckskraft und starkem willen.
JOHN LOENGARD
GEORGIA O´KEEFFE AUF GHOST RANCH
SCHIRMER/MOSEL
2016
…….
https://www.fondationbeyeler.ch/ausstellungen/georgia-okeeffe
in der fondation beyeler/basel schweiz
ist noch bis zum juni eine ausstellung von GEORGIA O.KEEFFE
zu sehen
beyeler ist ein wunderbar geeigneter raum unf einfach
übersichtlicher als zwischen vielen anderen bildern in großen
galerieen..
…WO BLEIBT ES DENN NUR
mir scheint, es läuft nur langsam an
fast läuft es rückwärts, denk ich dann
und fällt gleich von der leiter
und kommt kein bisschen weiter
obs an corona liegt, das kann schon sein
das wäre aber gar nicht fein
kommt gar nicht in die puschen
denkt doch nicht gar an pfuschen
nun mach schon mal, renn etwas schneller
ich stell auf den tisch schon mal die teller
lass froh uns sein und glück verspüren
glück ist grün und froh hat düren
und die ganze welt ist bunt
das ist gesund
HOCHAUFRAGEND DIE BÄUME
sie kitzeln die wolken
damit es für uns schneit
dezember ists
und winterszeit
bild und text rosadora
foto mirkotu
dies ist nicht blüte
nicht frucht
dies ist nicht frühling
nicht sommer
nicht herbst
dies ist nur der winter
mit seiner innigsten
grössten wärme
der hoffnung
rosadora
STECHPALME – BAUM DES JAHRES 2021…
eine STECHPALME – gleich neben dem bücherhäuschen – baum des jahres 2021
schön geschmückt mit roten kugeln, die mit den roten früchten der palme um die wette leuchten
eigentlich ist mir das leuchten der palmfrüchte das wesentliche
und ihre blätter hält sie schön fest – das ganze jahr über
mit schnee denke ich mir das ganze dann sehr märchenhaft
blüten und blätter sind aber nicht genießbar – den kindern sollte man das schon sagen
ob der baum den schutz des bücherhäuschens braucht, weiß ich nicht
so bieten sie zusammen einen blickfang und ergänzen sich vortrefflich
dass die menschen ihr ihre aufmerksamkeit zollen – das wünsche ich ihr und mir…
fotos rosadora
Z I M T A H O R N…
da denke ich doch gleich an weihnachten und plätzchenbackerei –
der ganze baum ist mir lieber. ich fand ihn jetzt im spätherbst, wenn die bäume eher nackt dastehn und sich in ihrer gänze zeigen. ihr winterschmuck putzt sie heraus und umgibt sie mit einem leuchten.
nie ist er mir im sommer aufgefallen – und er muß da schon eine weile stehem bei seiner stattlichen größe.
der winter entblößt, zeigt mir, was ich in der sommerfülle nicht sehen. fülle blendet. nur wenn ich einen bogen schlage in meiner wahrnehmung, erfahren ich das ganze, erfahre ich sinn. der winter öffnet mir die augen – sozusagen und ich finde ugeahnte dinge. winteraugen zu haben ist eine gnade – nicht den sommer feiern und den winter scheuen. das ganze erst läßt uns erschauern.