das erwartete kam ohne zögern
gestern und morgen
verleihen den gleichen
schalen geschmack im munde
wie im letzten jahrhundert
der nebel
jagt die sonne hinter den berg
und macht sich im tal breit
bis er am morgen
wieder von dannen zieht
fast habe ich mich
an die monotonen geräusche
meines pc-rechners gewöhnt
vielleicht verzeihe ich ihm
weil er mir meine gedichte ausspuckt
fein säuberlich gedruckt
und von bestechender
formschöne
den inhalt kann er nicht überprüfen
noch nicht
die briefträgerin
hat ihr jahresbelohnung bekommen
nun verzögert sich die briefzustellung
die falschen hoffnungen
ins neue jahr verschoben
sie werden sich
auch diesmal nicht erfüllen
der museale liebesakt
wird schwächer
von jahr zu jahr
jahrtausend sogar
der grünfink ist zutraulicher geworden
er holt sich sein futter
nun, da der schnee wegschmilzt
kein friedensangebot zum neuen jahrtausend
der neue rasputin lässt sich nicht erweichen
und setzt auf sieg
wann werden sie wirklich so stark
dass sie keine kriege mehr brauchen
morgen ziehe ich die neue bluse an
und dann gehen wir spazieren
sagte meine grossmutter
und starb
der verstand glaubt nur das
was er sieht
aber er sieht nur sehr beschränkt
daher versetzt der glaube
keine berge
wenn ich die grenze überschreite
komme ich
von einem umgrenzten raum
in den anderen
aus dem engen deutschland
in die noch engere schweiz
die menschen brauchen grenzen
weil sie angst haben
vor sich selbst
die geringfügigkeit des denkens
nur von wenigen in anspruch genommen
kann gegen die verfestigung der gedanken
nichts ausrichten
sie haben verlernt
mit dem herzen zu denken
stattdessen versuchen sie
mit dem knie zu atmen
das gelingen ist weniger nachprüfbar
einen weg im nebel gesucht
verhangen die tragfähigkeiten des tages
im dunkeln getappt
am helllichten tag
die ausweglosigkeit des wartens erkannt
und weiter gewartet
in der lotterie gespielt
der gewinn blieb aus
bisher
aber er wird kommen
das ist sicherer
als auf den frieden
der menschheit
zu warten
der zeit gehorchend
so sagt man doch
und nicht herausgehört
was sie von mir will
die vorhandenen mittel strecken
und was tun
wenn keine vorhanden sind
bei virginia woolf eingeladen
ihr platz gemacht für ihre ideen
uns inspirieren lassen
auch das lachen kam nicht zu kurz
ihr tintenfass abgelöst durch den pc
das nachtdunkle
überwältigt die taghelle
unvorstellbar manchmal
dass sich daran etwas ändert
pflastern den weg mit worten
und ihn begehen
damit es der eigene wird
ein lächeln herschenken
in die dunkelheit des tages
damit er zu leuchten beginnt
ich denke afrika
ich denke indien
ich denke hungersnot
und nicht urlaub
die katze läuft durch meinen pc
der hund läuft ihr hinterher
dass der abend kommt ist gewiss
und dennoch überrascht er mich
an jedem tag
wachhalten den verstand
oder wenigstens das
was wir dafür halten
in der wortwanne baden
mich umspülen lassen
mich überspülen lassen
von den schwimmendflexiblen
wortgebilden
mich wenden
mich umwenden und schauen
ob der tag etwas neues gebracht hat
meine füsse unter mich stellen
damit sie mich durch die zeit tragen
die hände strecken
sie ausstrecken
nach den schönsten wortschöpfungen
sie so biegen
dass sie einen klang
einen sinn ergeben
die erforderliche angewärmte luft
zur verfügung stellen
damit der spruchteig
sein volumen entfalten kann
die bedeutung heraushören
aus den reden der politiken
auch wenn es keine gibt
wasser schöpfen
aus den quellen der weisheit
und ergiessen
über weite teile der menschheit
das fallen und aufstehen üben
und nicht müde werden
einer pause platz einräumen
damit das gesagte sich setzen kann
mein begehren zulassen
es stark und laut werden lassen
mein begehren
nach frieden und freiheit
das licht wollen
damit es seine schatten wirft
und ich in ihm stehen kann
im tal den schutz der berge suchen
auf den bergen
die freiheit der gedanken
stehen
aufrecht stehen bleiben
und mich nicht setzen auf jeden stuhl
und schon gar nicht
zwischen die stühle
sagen was ich denke
anstösse geben
denkanstösse
und keine angst haben
anzustossen
ich schlürfe meinen kakao
und nun
liegt er mir schwer im magen
schmutzige wäsche waschen
die eigene
und nur die eigene
im keller den wein gesucht
und ihn im kühlschrank gefunden
der vielschichtigkeit des lebens geglaubt
und mich dennoch
für nichts entscheiden können
meinem pc eine seele gegeben
nun schreibt er für mich
die schönsten gedichte
tiefe gedanken niedergeschrieben
als ich sie aussprechen wollte
fanden sie den weg nicht zu dir
auf den kalten worten ausgerutscht
wie auf der eisbahn vor der tür
herabgeschwungen auf flügelworten
und die landung verpasst
mein wortzimmer betreten
und stein um stein nach sinn gesucht
sie stapelten sich vor mir
zu einer undurchdringliche wortwand
auch zimmer wollen zu ihrer zeit
betreten werden
unter meinem hut mein haar
unter meinem haar mein kopf
unter meinem kopf…
wenn ich das wüsste
was dir zufliegt
fliegt dir auch wieder davon
nur was du selbst geformt hast
kannst du dein eigen nennen
für kurze zeit
klang der sich erhebt
verleiht mir flügel
mit ihm fliege ich hoch und höher
es wird so wenig gesungen
die tür fällt ins schloss
ich erwarte dein kommen
diesmal ist es nur die nachbarin
viele vögel sind in den süden geflogen
aber ich erfreue mich an denen
die hier geblieben sind
meine finger suchen
nach worten auf den pc-tasten
aber sie halten sich
andernorts versteckt
autobahn
unerbittlich fordert der nebel seine opfer
die schienenstränge
bieten auch nicht mehr sicherheit
in diesen tagen
die kasseler musiktage
haben ausgeklungen
ob sie in hamburg oder münchen
besser klingen
egli ist eine fischart im bodensee
ich denke wenn ich sie esse an eklig
es ist eklig
tiere zu essen
beherrschen den freien fall
auf allen vieren ankommen
und neu ansetzen
den sprung über das entsetzen
immer wieder neu üben
neben mir stehen
und mir zuschauen
manchmal erkenne ich mich sogar
spiegel sind unzuverlässig
manchmal zeigen sie mich dick mal dünn
nie zeigen sie
was ich sehen möchte
mit den fischen
auf dem grund gehen
hinabtauchen
einen schimmer bekommen
von dem nicht sichtbaren
durch die welle hindurchtauchen
als seist du ein teil von ihr
zum meer werden
der sonne danken
für jeden neuen tag
und dass sie sich
nicht immer zeigt
nicht auf das kommende warten
es verhindert das jetzt
es einfach kommen lassen
die bäume
sie winken mir zu
meine treuen begleiter
selbst tief eingeschneit
verlieren sie das hoffen nicht
meine erfahrungen teilen mit der zeit
und sie hinschenken
zu zeiterfahrungen werden lassen
durch die zeit erfahren
eine verbindung herstellen
zwischen mir und mir
von der die ich einmal war
zu der die ich sein werde
dazwischen die
die ich bin
die hände pressen
die hände fest zusammenpressen
als könnte ich ihnen
eine wortentscheidung abringen
dem abend entgegenschauen
in seine dunkelheit fallen
und mich fallen lassen
aus dem tag in die nacht
jetzt lesen
lesen
dass die welt nicht mehr ist
was sie einmal war
so sehr
haben wir uns verändert
je härter der winter
desto grösser die frucht
sagt karlwilhelm
und nun taut es schon wieder
angst haben
dass sich die worte einmal erschöpfen
obwohl sie zahllos zur verfügung stehen
finden ist das problem
rosadora