oktober 1999

tod am morgen
fliege abgeklatscht
es tut mir leid

am himmel die sonne gesucht
und gefunden

an das jahrhundertende gedacht
keine hundert tage mehr
es lässt mich kalt
denke ich
aber in meinem bauch zittert es
vor neugier

die internetverbindung
mal wieder nicht zu kriegen
der ärger vorprogrammiert

im park gehen
zwischen raschelnden blättern
wunschgedanke
als ich in den park komme
sind alle blätter weggefegt
ordnungsliebe
sehnsüchten zuvorgekommen
was sie mit den blätter
bloss machen

ich habe 9o minuten zeit
für die mittagspause
mach einen vorschlag
was wir machen könnten
in die natur fahren
wo die blätter
nicht weggefegt sind

mein haar waschen
oder das
was noch als haar
zu bezeichnen ist

den vögeln
ist die sonne nicht suspekt
sie singen ihren frühlingssong
obwohl es oktober ist

heraustreten
aus dem schatten
sagt der ossi-polizist
im fernsehen
mussten sie
das ist zehn jahre her
ich habe
ein neues bild
für schatten

der schriftsteller
der sich zurückzieht
sich den menschen nicht zeigt
auch dem fernsehen nicht
der der grösste ist
in deutschland
sagt
………
der satz steht wie eine säule
sagt der mann im fernsehen
hätte ich ihn gesagt
diesen satz
er bliebe bedeutungslos
männerwirtschaft

solange du gesund bist
geht es dir doch gut
was meinen sie mit
gesund sein

ich habe hunger
so iss doch
es gibt doch genug
zu essen
ich esse
es macht mich nicht satt

altersrente ab sechszig
mal ja mal nein
ich bin sechszig
was denn nun

die katze gefüttert
und würde es lieber
einem kind in afrika geben

das telefon abnehmen
obwohl
es mich stört
nehme ich es nicht ab
stört es mich
auch

den brief
den ich schreiben wollte
etwas schiebt sich dazwischen
nicht wichtiger
aber aufdringlicher

‚die unzufriedenheit
mit dem bestehenden
war die ursache
vieler grosser taten‘
grosse taten
sie sind auch
im sprachgebrauch
um kriege vertreten
das wohl der menschheit
ferne das ziel

bioethik
gentechnologie
gut und böse
das waren früher
einmal
feste begriffe
heute streiten sich darüber
philosophen
wissenschaftler
kirche
alles
fast ausschliesslich
männliche institutionen

ruhmeshymnen
hitler
seine desstruktiven neigungen
leben weiter
in ihm
dabei war er selbst
im krieg
dritter weltkrieg
vierter weltkrieg
er ist nicht
zu verhindern
desstruktive voraussage

ich habe hunger
und es gibt
gleich etwas zu essen
das war nicht
immer so

weisse wolkenwatte
auf strahlendem blau
oktober 1999
nichtssagende verheissung
ich wünschte
ich könnte glauben
wenigstens das
was ich sehe

der wasserhahn tropft
links zwei drei
die erinnerungen
sie lassen sich nicht
verdrängen
der marsch
der deutschen
liebster rhythmus

ein blatt vor den mund nehmen
wie soll das gehen
ich schreibe im pc

das speiselokal im migros
es gibt es nicht mehr
es hat sich nicht gelohnt
für wen

meine gefühle
über den tag verteilt
wo soll ich sie sammeln
am abend

sie fragen sich
ob man (nicht frau)
die seele klonen kann
ich bestreite
dass sie eine haben

genialität hängt nicht
von den genen ab