10.01.2000

deinen gefühlen misstrauen
weil ich meinen gefühlen misstraue
die verstellungen
sind übergreifend
das liegt doch zum greifen nahe

in einem sich abwendenden körper
liegt oft ein sich zuneigender geist
wir haben es nicht anders gelernt
wir tragen masken zum überleben

bereite den tag dir
ehe er sich dir legt vor die füsse
so wie du ihn nicht willst

wenn du dich herausnimmst
aus dem leben
hockt es dir plötzlich
auf deinem schoss
und will verstärkte streicheleinheiten

diesen undurchsichtigen nebel
ignorieren
und so tun
als wüsstest du
dass morgen wieder
die sonne scheint

so weit sind wir schon gekommen
sagt sie
der negative klang ist nicht zu überhören
obwohl ich ihm auch etwas gutes abgewinnen kann
weiter kommen
und immer weiter

eine verhinderung läge im vorherschonwissen
nichts würden wir tun
das nicht zum erfolg führt
aber nichts würden wir lernen
ohne das unterlassene

eine fahrkarte gekauft
wissen ich kann fort
jederzeit
und doch hier geblieben

in der zwischenzeit
also zwischen dieser und jener
ein paar gute gedanken eingefangen
und die zwischenzeit
und die zeit davor und danach
zur jetztzeit gemacht
zeit in der zeit

verhältnismässig viel zeit gebraucht
für die verwirklichung
aber eine verdichtung
ist immer auch eine anhäufung von zeit
zugunsten
des auf den punkt bringens
also des inhalts

diese zäune zwischen den menschen
sie nennen es absichern
ich nenne es
verhinderung von möglichem

niemals zu viel spüren
das herz könnte ja
hüpfen vor freude
zerbersten vor glück

den ganzen tag nichts getan
nichts verloren
nicht einmal zeit
denn die gibt es nicht

die gefalteten hände in meinem schoss
in ihnen sammeln sich meine gedanken
nur die handfesten
lassen sich greifen

die schweizer gewerkschafterin
sagt zu den frauen
sie seien selbst daran schuld
wenn sie kinder bekämen
dafür könne der staat doch dann
keine kinderschutzversicherung zahlen
die frauen widersprechen nicht
wir schreiben das jahr 2000

zeitblüten
wenn die zeit reif ist
beginnt sie zu blühen
beginnt es in ihr zu blühen
zeitblüten
tragen oft bittere früchte

dieses gib dir selbst in die hand
sei wahrhaftig
bemühe dich darum
solange du lebst
oder du glaubst nur du lebst
aber in wirklichkeit wurdest du gelebt

für gewöhnlich
hat die leuchtende seite des spiegels
einen sehr dunklen hintergrund

edelsteine leuchten nicht im dunkel
aber eine schöne helle seele

diesen begriff der demut
neu prägen
so dass sich der reiche
vor dem armen verneigen muss
die dritte welt
den sieg davon trägt

wieder werden wie die kinder
welche irrung
der geist kennt nur eine richtung
ehe er sich wieder verschliesst
ganz zuletzt

die beklemmung in meiner brust
weil nichts ist wie es ist
die gewissheit
wird immer grösser

sie glauben
der tod käme erst im moment
wo sie nicht mehr atmen
und sterben jeden tag ein bisschen
wir werden abgeholt sagen sie
aus angst vor dem tod
und beherbergen ihn
es ist alles ganz anders
ich war schon drüben

dass ich sterblich bin
macht mein leben kostbar
so lebe ich im bewusstsein zu sterben
mehr und mehr

in meinen händen halte ich
diese rose
in meinem herzen
trage ich das himmelreich

erst deine gegenwart
lässt mich freude spüren
macht mich glücklich
für diesen moment

auf den stufen zur wahrheit
bin ich so manches mal gestolpert
lags an den stufen
oder an der wahrheit

wenn ich dir begegne
weis ich wie spät es ist
wenn ich dir nicht begegne
weiss ich es auch