ich dachte, etwas unbesonnen,
die sonne hätt vielleicht geschonnen.
doch war es möglich, dass sie scheinte,
nur weil für mich sich’s beinah reimte?
ferdinand c. hoermann
gestern war so ein sonnenblauer himmel, fast nicht zum aushalten – und es war wie immer – dass ich dachte, es ginge immer so weiter. es drängt hinaus und ich verschiebe es. auch wie immer ist, dass am nächsten tag, also heute, die sonne zu wünschen übrig lässt. wie immer, das bedauern, mit dem gestrigen tag nichts angefangen zu haben, nicht hinaus gegangen zu sein, in wald und flur oder auch nur ins städtchen. es ist kein sinn darin für mich, und dennoch immer wieder dieses bedauern, einen sonnentag einfach so verstreichen zu lassen. ein vollkommener widerspruch. Ich liege im clinch und ich weiss nicht, ob mit mir oder der sonne oder beiden.
wetterfühlig heisst auch wetterabhängig zu sein. dinge zu tun oder zu lassen, obwohl ich sie bei anderem wetter wahrscheinlich ebenso tun oder lassen würde.
eine ausrede zu haben ist lebenswichtig. das wetter ist eine meiner beliebtesten.
bei zugehängtem himmel bleiben die worte aus, das ist tatsache, so, als würden sie vom himmel fallen und die wolken sie davon abhalten. ich habe keine erklärung dafür, weshalb sie das einemal hinausdrängen und sich das anderemal verstecken. schon deshalb tauge ich nicht zur schriftstellerin. wie das den anderen gelingt – sich morgens an die arbeit zu machen und zu schreiben, wie wenn sie bei vw am fliessband schaffen würden. mit disziplin kann ich mir das nicht erklären. ich sitze ja brav am pc – nur dass es nicht schreibt, wie ich will. der wille kann auch nicht eine allzu grosse rolle spielen. tante lilly sagte, du erreichst alles, was du willst. das müsste doch genug zuversicht geben. vielleicht warte ich insgeheim darauf, dass sie mir die worte von da oben, oder unten, oder wo immer sie jetzt ist, zuraunt. wenn sie doch nur noch hier wäre. gut zureden, das konnte sie. und wer braucht das nicht! nicht nur so daherreden, ‚das machst du schon’, sondern durchschimmern lassen, jemand glaubt an dich, traut dir etwas zu. das ist mindestens so wichtig wie klares wetter und klare sicht.
so denk ich im geheimen
die sonne wird schon scheinen
wenn nicht heute, so doch morgen
mache mir da keine sorgen