Ü B E R L E B E N

spiral_HUNDERTWASSER_03.jpg

‚das bunte, vielfältige, das mannigfaltige ist auf alle fälle besser als das graue, das durchschnittsgrau.
nur wer schöpferisch denkt und lebt, wird überleben im diesseits und im jenseits’.
friedensreich hundertwasser

markthalle_hundertw._01.jpg

dass farben einen grossen einfluss auf unser seelenleben haben, ist mittlerweile bekannt und erwiesen. warum, ach warum spricht sich dies dann nicht schneller herum, besonders bei denen, die für das häusermachen zuständig sind. allein das ‚machen’ der häuser wäre so viel lustbetonter, als mit maschinen betonteilchen auf betonteilchen zu hieven, die sie nach ein paar jahren wieder abreissen müssen, weil sie baufällig geworden sind. wo bleibt der kreative teil?
offensichtlich hat hundertwasser einen so grossen farbsprung nach vorne gemacht im denken, dass ihm so schnell nur wenige folgen konnten. seine machart hat kaum oder keine nachfolger gefunden. er hat dabei das leben der menschen berücksichtigt und ihr wohlbefinden und wohlergehen im auge gehabt. offensichtlich waren die farben seines vordenkens zu wasserfest. sie haben nicht genug abgefärbt, eingefärbt. umgefärbt.

*

die menschen lieben das graue, triste, unauffällige und bleiben bei diesem scheusslichen , die inspiration tötenden und krakmachenden grau. die gewohnheiten werden ihnen zur fallgrube.

an diesem nebeltag tauche ich ein in dieses beruhigende flutschegelb, in leuchtendes, muntermachendes rot, umgeben von blau und grün und schwarz. ja auch schwarz. ich kann mir die bilder hundertwassers immer nur auf schwarzem grund denken, auch wenn er nicht sichtbar ist. wie eine standfläche behütet sie vor völligem abheben, als orientierung, immer wieder auf den boden zurückzukommen. denn das können die bilder bewirken, dass ich abhebe in andere regionen und mich suhle im farbbad und der gefühle.

*

die labyrinthischen wege in seinen bildern immer aufnehmend und wieder entlassend. nie aufsaugend und verschlingend, und die gewissheit, der heiterkeit zu begegnen. eine heiterkeit, die weit gespannt ist – von kindlichem bis zu ganz erhabenem empfinden.

*

die kinder lassen sich gern inspirieren von seinen kunstwerken und erleben sie noch intensiver als wir. immer haben wir vorbehalte und bedenken. das ist keine kunst, das ist nur bunt. dabei ist er der viertbekannteste künstler auf der welt. wir ignorieren das leicht. den kindern ists egal. die lehrerinnen und lehrer provitieren gern davon. sie können gewiss sein, dass die kinder mit begeisterung ihre bilder malen.

*

hoffentlich vermitteln die erwachsenen auch etwas von seiner lebensphilosophie, damit die welt bunter und lebenswerter wird mit den zukünftigen architektinnen und architekten, den designerinnen und designern. dass sie diese, unsere ‚dritte haut’, wie hundertwasser unsere behausungen nennt, neu und farbiger gestalten, damit alkohol- und drogensucht, stadtflucht und putzwahn, fernsehabhängigkeit und unerklärliche körperliche beschwerden, allergien und depressionen bis zum selbstmord, aggression, vandalismus und verbrechen, wie er sie aufzählt, gemildert oder vermieden werden, die menschlichen bedürfnisse aufgefangen in einem meer von kreativität, inspirierender vielfalt, in einem bunten, sich regenden geistigen fluss. ein ‚regenboot’ ist in jedem fall einer wohnung in einem hochhaus vorzuziehen. und selbst hand anlegen – nicht immer machen lassen…
‚das paradies ist ja da, wir machen es nur kaputt’ sagt er und ich auch.