‚…abenteuer, das wusste ich, werden in fortgeschrittenem alter nicht mehr geplant. man lässt sich von ihnen überraschen und erinnert sich höchstens daran, dass früher manches weniger umständlich war. zumindest erscheinen die meisten wege inzwischen wesentlich länger. wahrscheinlich, weil die eigenen schritte etwas kürzer geworden sind. ganz zu schweigen von den tölpeleien der zunehmend aus dem lot geratenen orientierung…’
die einen würden es abenteuer nennen, ich nenne es tölpelei – orientierungslose dazu.
als ich den zugschaffner fragte, wann wir denn in st. gallen seien, liess dieser eine seltsamklingende art lacher los und sagte: ‚überhaupt nicht.’ ‚wieso’ ich wohl mehr als erstaunt. der nächste halt muss doch st. gallen sein. ‚der nächste halt,’ sagte er, ‚ist bern.’ ‚sie scherzen’, wandte ich ein. ‚nein, nein, sie fahren in die falsche richtung.’
ich hatte es mir im speisewagen bequem gemacht, ein süppchen und ein bier bestellt und dagmar nicks ‚penelope…’ gelesen. in der dunkelheit war mir nicht aufgefallen, in welche richtung wir fuhren. die zwischenhalte hatte ich nicht verfolgt, war ganz versunken in mein buch und noch randvoll von meinem eigenen erzählen bei rosmarie, die mich in ihr haus geholt hatte.
ich wollte sie ausklingen lassen – unsere so intensiven gespräche und ihnen zuhause noch ein bisschen nachspüren. in gedanken lag ich schon auf meinem sofa.
ich versuchte, mich von meiner eigenen unaufmerksamkeit nicht zu sehr irritieren zu lassen. lies mir vom schaffner die züge heraussuchen, mit denen ich wieder retour fahren musste. zum glück im unglück hatte ich eine tageskarte, musste also nicht auch noch meinen irrtum in franken belegen, was es mir ermöglichte, relativ ruhig zu bleiben.
in bern konnte ich gleich in den zug zurück nach zürich steigen und dort hatte ich ebenso gleich anschluss – gleis 10, auf dem ich vor gut zwei stunden schon mal richtung st. gallen einstieg, wie ich dachte. es war aber dann gleis 11, der zug stand schon zum einsteigen bereit, das war wohl die verführung. eine erklärung musste es ja geben.
dieser zug hatte keinen speisewagen. der tagesausklang, den ich mir so gemütlich gestalten wollte, war unterbrochen. es klang auch nichts mehr nach. ich hatte kopfschmerzen. in st. gallen stieg ich ins taxi und danach in mein bett. findus, mein kater, machte diese schnelle bewegung mit und legte sich an meine füssen. ich schlief lange nicht, obwohl ich totmüde war. kater kam an meinen hals geschlichen und schnurrte sich ein, als wolle er mich trösten.
obwohl ich diesen vorfall nicht den ‚tölpeleien der zunehmend aus dem lot geratenen orientierung’ zurechne, bin ich mir sicher, dass es daran ist, auch bei übereifrigen vorkommnissen und anschliessender neigung zu träumereien aufmerksamer durch die welt zu gehen.