spinne: louise bourgeois
ist der begriff ‚kunst’ zu klären, wo er, joseph beuys, auch sagt, dass eine leinwand und pinsel zu kaufen schon der falsche ansatz sei…
‚jeder ist ein künstler’ – du und ich also künstlerinnen – ermutigt mich da wenig. die individuelle prägung ging uns schon früh verloren. beeinflussung vom ersten tag unseres daseins. und wer ist heute noch ‚da’, unverfälscht, einmalig und aus sich heraus agierend. sich der kunst zuzudenken ist schon ein vergehen. künstler sind fantasten, künsztlerinnen spinnerinnen. schlecht bezahlt oder erst nach dem ‚verbleichen’ ins überdimensionale abtriftend, so sie sich am rechten ort befanden. wer bestimmt den wert? wonach wird er bestimmt? ‚wert’ ist etwas, das sich nicht ermessen lässt. mir ist etwas wert, was dir gar nichts sagt. ein anderer erkennt den wert am preis. mir scheint, alles wir dheute in scheinchen abgerechnet. sachverständige, die den preis aushandeln, haben meistens keinen verstand für die sache. passen sich an marktwert und gegebenheiten an, den eigenen gewinn im auge.
ich denke in bildern – das hat seinen wert. den nichtverständigen für das kunstwerk sehe ich mit verklebten augen. dollarnoten darauf – euro hat heute auch seinen wert. ich schwanke noch.
du bist eine künstlerin – ich bin eine künstlerin. wenn wir bei der ‚spinnerei’ geblieben wären, hätten wir schon einiges vorzuweisen. so muss jede für sich herausfinden, was sie zur kunst erhebt. es ist die einmaligkeit, das von nichts beeinflusste (am schwersten zu erreichen), das irritierende auch und besonders das eigenwillige. schau nicht nach links und rechts und mach einfach. ich würde mich gern wie eine sau, ferkel wäre nicht so anstössig, aber die tat soll anstossen, und woran? also, ich würde mich gern wie eine sau in der farbe wälzen. einen tanz vollführen, meinen eigenen. vielleicht ist das schon mal dagewesen, aber ich weiss es nicht. so wäre es doch meine eigene ‚vor-stellung’, ohne nachahmung, mit eigenwilligem gehabe.
wenn da nicht die hemmungen wären. wo soll ich das machen. das eigene wohnzimmer, wer verunstaltet sich dieses und in der weise. vielleicht fängt es mit dem’ver-unstalten’ an!? ob un-stalten oder ge-stalten – vielleicht ist das ‚ge-stalten’ zu ge-künstelt, um kunst zu werden.
ich wage es nicht und rede mir ein, dass es, wenn es im kopf stattgefunden hat, auch existiert, eben nicht sichtbar für andere, im bilde für mich selbst. immer alles herzeigen, damit andere den wert bestimmen. völlig unabhängig sollten wir spinnerinnen uns davon machen und wissen – wir sind frauen und schon dadurch küstlerinnen.
ich könnte ausführen, was alles mich zu der behauptung anlässt. aber jede weiss, was sie tag täglich ‚zaubern’ muss und besonders für andere –
un-bemerkt, un-gelobt, un-gewürdigt, un-erkannt, un-bedingt;
ver-kannt, ver-höhnt, ver-nachlässigt, ver-gessen, ver-rufen, ver-rufen.
der mensch könnte ‚die lösung’ sein. aber solange das wort ‚mensch’ gleich ‚mann’ bedeutet und kein name insicht ist für die gattung, sehe ich die lösung nicht.