LAUBSCHWIMMEN AUF DEM SEE…

AUE_VON EICHEN BIS KOMPO_II_09.115wie sie selbst das wasser schmücken – die blätter –
wie sie dem see eine so andere ausstrahlung geben.
wie sie am ufer segeln und sich wiegen.
das schwingen am baum war ähnlich.
luft wasser erde – mit allen in begegnung –
mit allen in kontakt – alle stufen durchlaufend,
die verwandlung macht sie reich,
lässt sie leben ewiglich…
AUE_VON EICHEN BIS KOMPO_I_09.116gestern noch dieses bild – heute alles weg.
erst blähen sich die laubpuster auf, dann ein nicht endenwollendes
geräusch von den booten im seeufer, welche die blätter aufsaugen.
aus – bald auch der letzten farbtupfer beraubt.
das laub, das sich so anstrengte, mit farenfrohem gebärden zu erfreuen,
verschwindet – werweisswohin…

KOMM IN DEN PARK…

AUEPARK

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komm in den totgesagten park
komm in den totgesagten park und schau:
der schimmer ferner lächelnder gestade.
der reinen wolken unverhofftes blau
erhellt die weiher und die bunten pfade,
dort nimm das tiefe gelb, das weiche grau
von birken und von buchs, der wind ist lau.

die späten rosen welkten noch nicht ganz.
erlese küsse sie und flicht den kranz.
vergiss auch diese letzten astern nicht.
den purpur um die ranken wilder reben
und auch was übrig blieb von grünem leben
verwinde leicht im herbstlichen gesicht.

stefan george

LÄRCHENTANZ…

AM RANDE DER AUE…
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unterdes nimmt die weisheit des tages
die gestalt eines schönen baumes an,
und der baum, sich wiegend,
der eine prise vögel verliert,
schuppt in den lagunen des himmels
ein grün ab, so schön –

saint-john perse

AUE_TANZLÄRCHE_P1380913bäume tanzen – oft tun sie es so intensiv, dass sie eine tanzgestalt annehmen auf dauer. dieser hier – nein, bei genauem hinsehen waren es drei, die zu einem bild verschmolzen – forderte mich auf mitzutanzen. diese geste verstand ich erst nach tagen, nachdem er mir immerwieder zuwinkte. er wurde gelb und gelber und sein tanzen war nun nicht mehr zu übersehen. ich teilte ihm mit, dass ich verstanden habe, was er mir sagen will. das leben ist tanz, auch an orten, wo man es nicht vermutet.

AUE_TREPPE_TANZLÄRCHE_I_04.112es muss eine ganz besondere lärche sein, die ihre tanzgesten in formen der äste und zweige und haltung zeigt. golden stehn sie da und tanzen – die drei. ich werde schaun, wie und wohin sie sich drehn und wenden und wie sie sich dem winter gegenüber gebärden.
das was wir in den bäumen vorfinden, ist das, was wir in unseren träumen wiederfinden.
AUE_TREPPE_TANZLÄRCHE_II_04.113lyrik von elsbeth maag aus der schweiz…

ein Freudentanz
ein Trauermarsch
am selben Tag am selben Ort

ich kann das eine vom anderen
nicht unterscheiden manchmal

WIEDERERKENNUNGSERLEBNISSE…

…IN DER KARLSAUE…

„… was uns erfüllt bei solchen wiedererkennungserlebnissen ist … die freude an dem, was die gewächse der natur … überdauern lässt….“

gertrud höhler
DIE BÄUME DES LEBENS

 
AUE_UNERKANNTER BAUM_P1390093das hat mich gestern umgehaun – vorgestern noch entdeckte ich eine baumart, die ich nicht kenne. es waren mehrere bäume auf einem fleck, die sich dadurch hervortaten, dass sie noch reichlich belaubt waren und unter den blättern klitzekleine früchte trugen.
ich dachte an eine wildkirsche, aber die kirschen der wilden kirsche sind weitaus grösser als diese an meiner neuentdeckten baumart. eine kleine „kirsche“ probierte ich und eine frau rief – nicht essen, die kann doch giftig sein. nein, das glaube ich nicht. sie ist süsslich, und um den kern hat sie nur einen hauch von fruchtfleisch. ausserdem stirbt sichs nicht gleich von einer einzigen beere…
naja, bis heute weiss ich den namen nicht.AUE_HERBSTBÄUME_UNERKANNTER BAUM__05.112die frau, die mich warnt, hat ihren mann dabei. die wissen auch nicht, wie der baum heisst.
und ich weiss nicht wie sie heissen, diese beiden menschen – in meinem alter. ich nenne ihn den FROSCHFUSS. er trägt diese schuhähnlichen gebilde an den füssen. ich darf fotografieren. wir unterhalten uns also über die froschschuhe und die bäume schauen sie sich dann noch an…

AUE_FROSCHSCHUHE_04.117dann gestern – das wiedererkennungserlebnis. an einem anderen ort erkenne ich diese baumart wieder. diesmal ein einzelner baum, aber wesentlich grösser. bei näherem betrachten erkenne ich ihn – diesem baum. meine freude darüber, dass mein gedächtnis diesen neuen gespeichert hat, war riesengross und ist es noch einen tag danach.

es ist eine gute gedächtnisübung bäume zu speichern – und wiederzuerkennen. also, ich übe und übe und übe…
AUE_UNERKANNTER BAUM_I__04.116achso, die geschichte ist noch nicht zuende.
gestern rede ich mit einem paar – ebenso in meinem alter – aus schlesien stammend. wir sprechen über diese gewonnene baumart und ich zeige ihnen, wo diese steht. nein, die kennen sie auch nicht. georg, so heisst der mann, will nachschaun und erkundungen anstellen und schreibt mir dann eine mail. ich warte drauf…

THOMAS‘S LIEBLINGSEICHE…

…IN DER KARLSAUE…

AUE_EICHE_I_P1380249sie steht in der aue. t. zeigt sie mir. er ist zuständig für die bäume und ihre sicherheit. er sammelt bäume und tut sie auf eine liste. diese eiche bringt ihn in schwierigkeiten. auf der einen seite steht sie da wie eine eins, auf der anderen hat sie den wurm (sag ich mal) und müsste aus sicherheitsgründen gefällt werden. auf  der anderen seite steht er unter naturschutz, da er die unter naturschutz stehenden eremiten beherbergt. was also machen.

AUE_EICHE_III_30.10die äste sichern mit drahtseilen und ihr ein geländer bauen, die die menschen nicht so nah an sie heran lässt und ihnen keine äste auf den kopf fallen, oder dass er umfallen könnte und sie unter sich begräbt.

AUE_HERBSTBÄUME_EICHE__05.11ich glaube nicht, dass der baum das alles tut. bäume haben ihre eigene baumtaktik. eine eiche bemüht sich aufrichtig zu stehn, solange sie kann und will. und ein windchen vermag sie nicht umzuhaun. bei sturm gehn die leut auch kaum unter bäumen spazieren.
sie ist ja auch noch nicht sehr alt – t. kanns auch nicht sagen, nur schätzen.

AUE_HERBSTBÄUME_EICHE_II_05.111ich denke an die uralteiche auf den beberbecker huten. der wird eine laufzeit von 500 bis 600 jahren angedichtet. und die steht noch, treibt jahr für jahr aus und zierte sogar eine briefmarke. mir warf sie einmal einen dicken knoten von ca. 40 cm herunter – schon bevor ich darunter stand. den habe ich jetzt in meinem büro und hüte ihn seit jahren. geschenke – schöne geschenke machen die bäume, wenn man sie als solche sehen kann…
die aue-eiche habe ich jetzt in kurzer zeit von 10 tagen 4 mal besucht und beobachtet, wie sie ihre blätter erst gefärbt und dann abgeworfen hat. t. sagt, es ist eine stieleiche. sie steht jetzt blattlos da und ihr gerippe sieht ziemlich standfest aus.

ES REGNET GOLDEN…

HÄNGEBUCHE IN DER AUE…AUE_TREPPE_TRAUERBUCHE_I_P1380945so golden der herbst – die grossen hängebuchen entfachen ein regelrechtes feuerwerk. in die äste möchte ich klettern und singen. ein lied, zum lob des herbstes oder auch aus übermut, fiele mir schon ein, wenn ich nur hinauf käme. es zieht mich, wenigstens meinen blick, bis ganz in die wipfel. drei haben sich zusammen getan und geben vor, ein einziger dicker, wilder zu sein.

AUE_TREPPE_TRAUERBUCHE_II_04.11ich komme oft an ihnen vorbei und oft gehe ich ihnen unters dach und rieche und schaue und singe. so eine pracht. und zur zeit das laubrascheln – das macht laune und mir viel freude.

AUE_TREPPE_TRAUERBUCHE_III_04.111in diesem jahr darf das laub bleiben, bis es unbedingt erforderlich ist, das gras davon zu befreien, damit es keinen schaden nimmt. das ist soviel mehr herbst. ganz umgeben vom bunten raschelnden laub – oben und unten. ich genieße das in vollen zügen – tag für tag – sammle die eindrücke für den winter, den so kahlen, wie frederick, der mäuserich.

BAUM DES TAGES…

…IN DER AUE
AUE_KANDELABERBAUM_P1380654bäume sind gestalten . man spricht von baumgestalten. sie haben fähigkeiten, die in eine andere richtung weisen, als die der menschen.
ein baum gestaltet – ist schöpfer und künstler – tag für tag. er gönnt sich keine pause.
im herbst, wenn er seine blätter abgeworfen hat, sind die vorbereitungen für das frühjahr schon in vollem gange. es knospt unter den blättern – das nennen sie herbst, sagte hilde domin. fast übersieht man dieses knospen im herbst unter dem bunten, das wir so lieben. hinter dem, was wir lieben, bleibt alles andere zurück.
AUE_ES KNOSPT UNTER DEN BLÄTTERN_P1380650.jpfür mich steht dieser baum da wie ein kandelaber und fast hat er auch sieben arme, die er in den himmel richtet, obwohl kandelaber an diese siebenzahl nicht gebunden sind. das ist die christliche sichtweise. den begriff kandelaber wendet man besonders bei linden gern an. eine kandelaberlinde – auch tanzlinde. die wurde aber in diese richtungen gezwungen. die wuchsrichtung der arme dieses baumes ist jedoch ganz freiwillig entstanden. ein kräftiger künstlerischer geist muss in ihm leben. fast wäre ich an ihm vorbei gerannt – so ganz ohne blätter hat er nicht die wucht eines belaubten baumes. aber erst jetzt fiel mir seine reine gestalt auf. ich habe mir das bild als hintergrundbild meines i mac gewählt, so beeindruckt bin ich von ihm – also, baum des tages…

DIE EFEUBÄUME…

…IN DER KARLSAUE…
AUE_EFEUBÄUME_P1380104es ist das licht, das diesem ort den besonderen reiz gibt. er zieht mich an wie ein magnet. das helle der sonne und das dunkel der schatten spielen ein spiel mit den bunten warmen herbstfarben – ein lichtspiel. die hohen bäume und der efeu – sie spielen dieses spiel mit, und ich will daran teilhaben.

A U E _EFEUBÄUME_I__01-11mit meiner kamera fange ich diese einmaligkeit ein. ich bin mir bewusst, dass diese szenerie nur in diesem moment aufleuchtet – in dieser weise. vielleicht später mal wieder, aber nie mehr genau ebenso.

A U E _EFEUBÄUME_II__01-111die erde ist dicht bewachsen mit dem efeu – sinnbild für das ewige – und ich betrete diesen efeuteppich in aller ehrfurcht. so sehr lockt es mich, unter diesen bäumen stehen zu können, dass ich mitten unter ihrem blätterefeudach bilder sammele – bilder für meine erinnerung – bilder für meine seele. hoch muss ich schaun, wie sie den himmel tragen auf ihren schultern, diese bäume und wie sie vom efeu gestützt diese himmelblaue last tragen. ohne scheu muss er sein dieser efeu, wie er es wagt, in diese höhen zu klettern.

A U E _EFEUBÄUME_III_01-112es scheint, als würden sie mir zuwinken, die baumwipfel und der efeu – he, du da unten.
und ich schaue am boden diesen grünen, dichten efeuteppich – dieser ort ist zum niederknien schön, nein, er ist viel mehr. friedlich scheint er mir, dieser kleine ort inmitten des grossen parks. hier könnte ich mir vorstellen… das wird man nicht erlauben sagt der mann neben mir und weiter sinniert er – höchstens die asche verstreun – aber heimlich.
der kleine efeubaumort – ein geschenk des himmels…