Category Archives: tagestexte
T R Ä U M E . . .
DIESER BEITRAG IST VON 2006…
gedanken von heute würden etwas anders ausfallen. seinerzeit beschäftigte ich mich mehr mit texten – heute mehr mit fotoprojekten…
t r ä u m e
nicht alles, was verträumt dreinschaut, träumt. heute morgen umgibt mich eine träge schwere masse, dem traumzustand ähnlich, aber weit davon entfernt. sie hält mich nieder – innen wie aussen – und verhindert das flexibele denken und gehen. das wetter, das gestern zu hell war, ist heute zu dunkel – immer diese extreme. vielleicht ist es das spiegelbild des lebens, wechselt wie es von hier nach dort, mal auf, mal ab und ist doch nicht seine eigene gestalterin. es geht dem wetter, wie den träumen – sie kommen und gehen und wissen nicht woher und wohin. wie sollten wir da immer genau unsere wege deffinieren können. aber ausser uns selbst will ja auch kaum jemand den genauen verlauf erfahren. so erfahren auch wir uns erst beim gehen – manchmal mit, manchmal ohne ziel. ob wir dabei etwas gewinnen oder verlieren ist unsichtbares sein.
dieses unsichtbare sein, das wir tod nennen – macht es uns nicht deshalb angst, weil es sich unseren vorstellungen entzieht, weil unsere vorstellungen nicht ausreichen für eine ewigkeit, in die wir einzugehen hoffen? und geht unsere sehnen nicht trotz unserer ängste dahin, endlich eins zu werden mit dem weltall, mit einer weltenseele, die wir annehmen, und der sich alles erschliesst und unserem nichtwissen ein ende bereitet?
diesem unsichtbaren sein, dessen wesen unzerstörbar und unvergänglich ist, gehörten wir ihm nicht zu von anbeginn, bevor wir in diese welt hineigeboren wurden – und also auch über diese kleine zeitspanne unseres lebens hinaus?
wir vertrauen der ewigen bewegung der sternengebilde, die uns den fortbestand der ewigkeit garantieren. wir lassen horoskope erstellen und lesen aus den konstellationen der himmelsbilder, welche voraussetzungen für unser leben – das vergangene und das zukünftige auf dieser welt – gegeben sind. es entzieht sich uns also nicht nur die vorstellung von einem zukünftigem, sondern auch von unserem jetzigen leben. die frage, woher wir kommen, zieht die frage nach sich, wer wir sind. nur in teilen können wir es erfassen, und auch nur dann, wenn wir uns diesem prozess bewusst werden, der das ganze leben durchzieht. bewusste menschen werden wir durch die verwandlung von lebensprozessen in bewusstseinsinhalte. dieses ständige verwandeln, das wir leben nennen, ist der sinn unseres sterbens. lebens- oder todesprozess – alles ist einunddasselbe, alles ist eins. wir gehören ihm an – diesem grossen einen – ob wir leben oder sterben. der tod erst lässt aus dem vergänglichen sein der seele das bewusstsein vom ewigen hervorgehen. ‚leben und tod ist in unserem leben ebenso wie in unserem sterben‘. (heraklit)
mehr menschen, als wir ahnen, haben mindestens eine so grosse angst vor dem leben wie vor dem tod. die uneinsichtigkeit, die unmöglichkeit, es in unserem sinne zu lenken und zu beeinflussen, bestimmt ihre vorstellungen und vorahnungen. in dem lebensraum und der lebenszeit, in dem sich sichtbares mit unsichtbarem vermischen, liegen alle möglichkeiten und unmöglichkeiten eines menschenlebens verborgen. zweifel haben darin ebenso cviel platz wie hoffnungen, demzufolge wir weder tot noch lebendig sind. worte, wie tod und zeit und ewigkeit sind nur versuche zu erklären, wo wir uns befinden – hier wie dort – sind oft ungenügende verständigungsmöglichkeiten und den individuellen vorstellungen eines jeden unterlegen. so fühlen wir uns allein – auch ganz zuletzt und von hier aus gesehen. vielleicht ist das unsere todesangst, zu erkennen – zu erkennen, dass wir – bis zuende gedacht – allein sind, und in allem – im leben wie im tod. aus diesem grund suchen wir die gesellschaft von menschen – im grossen wie im kleinen. tief in unserer natur sind wir gruppenmenschen, um diesem leiden an der einsamkeit zu entkommen. wir könnten nicht leben ohne die anderen und ohne sie wäre ein erkennen nicht möglich. in jedem menschen, in all meinem tun, kann ich mich erkennen, spiegelt sich, wer ich bin. mein name macht mich unverwechselbar. auf meinem grabstein wird er eingemeiselt sein, und eine weile noch wird man mich finden auf dem grossen warteplatz für die ewigkeit. dann wird auch er mit mir fallen in das ewige nichts, in dem alles schwingt und alles in sich selber doppelt ist, wo sich die bewegungen von geburt und tod immer wieder neu vollziehen. unangetastet wird sie bleiben – unsere seele, aufgehoben in der grösse und weite der weltenseele. nicht so genau zu sagen. manchmal ist verlust ein gewinn und ein gewinn unser untergang. erhebe sich unser geist an der richtigen stelle und zur richtigen zeit, um dies entscheiden zu können. ein auto ist schön, wenn ich es geschenkt bekomme, aber es ist teufelswerk, wenn ich damit in einem unfall ums leben komme. die relativität ist dehnbar, aber manchmal für persönliches empfinden erschreckend deutlich. es ist relativ früh im jahr, aber relativ spät in meinem leben. es liegt noch relativ viel zeit vor mir, um sie schreibend zu deffinieren, aber wenn ich morgen sterbe, habe ich mich geirrt. es ist glück oder auch unglück, dass wir nicht alles wissen. im nichtwissen unserer zeit liegt auch ein grosses hoffen. mit der genauigkeit ginge dieses hoffen verloren, könnte sogar zur verzweiflung umschlagen, weil wir diese gewissheit unbedingt füllen müssten.
leben wir also mit unseren träumen, leicht oder schwer, mit den relativitäten, so oder auch so. lass uns die zeit einteilen, lass sie uns verschwenden – ganz, wie uns zumute ist und wie wir es vermögen. verzweifeln tue ich manchmal an meinem vermögen, zeit zu füllen mit sinnvollem und daran, dass es mir nicht gelingt, dies auszudrücken. so hoffe ich, dass ich die hoffnung nicht aufgebe, dass mir dies in kleinen ansätzen doch noch gelingen möge.
viele grüsse – oder stossgebet am morgen…
rosadora
BLACK FRIDAY…
SO EIN SCHWACHSINN…
foto: hna – dieter schachtschneider
black friday- kontra – friday for future
was die menschen noch viel mehr lockt als die rettung unseres planeten, ist die befriedigung ihrer eigenen wünsche. black friday ist der größte stuss und alle rennen hin – die innenstadt war demzufolge so voll wie selten. sie lassen sich verführen und vergackeiern zum kauf von dingen, die sie wirklich nicht brauchen. kein mensch braucht dringend irgendwelche sachen. für klamotten gilt das an erster stelle. sie tragen sie ein- zweimal und entsorgen sie.
es laufen aufklärungsfilme über die machart und die macherinnen und macher im fernsehn, doch es geht ihnen am hut vorbei. die sucht, HABENZUWOLLEN, ist größer als alle einsicht. sie können sie nicht eindämmen. und insofern sie dann noch bei einer friday demo mitlaufen, ist die verlogen- und verlorenheit des aufstands perfekt. an keinem friday werden sie zur vernunft kommen – es fehlt der geist – es fehlt der wille. arme erde…
EINSCHNEIEN LASSEN…
DORNRÖSCHENSCHLOSS…
EINDEUTIG…
im reinhardswald, da gibt es ein schloss, vielumwoben, vielbesucht und viel geliebt, dem blühen die rosen am turm – hinauf bis in die höchsten fenster. hier war einst das sagenumwobene dornröschen der gebrüder grimm gefangen gehalten. einhundert jahre hat es dort im schlaf verbracht. doch dann kam ein jüngling, forsch und entschlossen, durchbrach die hohe dornenhecke, vielleicht tat sie sich auch von selbst auf, und küsste das dornröschen wach. er heiratete sie, wird berichtet.
noch heute könnte man das so glauben und kleine dornröschen, ganz entzückend, gibt es auch wieder hier auf dem schloß oder der burg oder…
NEUES JAHR…
NEUES JAHR
das erwartete kam ohne zögern
gestern und morgen
verleihen den gleichen
schalen geschmack im munde
wie im letzten jahr
der nebel
jagt die sonne hinter den berg
und macht sich im tal breit
bis er am morgen
wieder von dannen zieht
fast habe ich mich
an die monotonen geräusche
meines mac gewöhnt
vielleicht verzeihe ich ihm
weil er mir meine gedichte ausspuckt
fein säuberlich gedruckt
und von bestechender
formschöne
den inhalt kann er nicht überprüfen
noch nicht
die briefträgerin
hat ihr jahresbelohnung bekommen
nun verzögert sich die briefzustellung
die falschen hoffnungen
ins neue jahr verschoben
sie werden sich
auch diesmal nicht erfüllen
der museale liebesakt
wird schwächer
von jahr zu jahr
der grünfink ist zutraulicher geworden
er holt sich sein futter
nun, da der schnee wegschmilzt
kein friedensangebot zum neuen jahr
alle setzen auf sieg
wann werden sie wirklich so stark
dass sie keine kriege mehr brauchen
morgen ziehe ich die neue bluse an
und dann gehen wir spazieren
sagte meine grossmutter
und verstarb
der verstand glaubt nur das
was er sieht
aber er sieht nur sehr beschränkt
daher versetzt der glaube
keine berge
wenn ich die grenze überschreite
komme ich
von einem umgrenzten raum
in einen anderen
die menschen brauchen grenzen
weil sie angst haben
vor sich selbst
die geringfügigkeit des denkens
nur von wenigen in anspruch genommen
kann gegen die verfestigung der gedanken
nichts ausrichten
sie haben verlernt
mit dem herzen zu denken
stattdessen versuchen sie
mit dem knie zu atmen
das gelingen ist weniger nachprüfbar
einen weg im nebel gesucht
verhangen die tragfähigkeiten des tages
im dunkeln getappt
am helllichten tag
die ausweglosigkeit des wartens erkannt
und weiter gewartet
in der lotterie gespielt
der gewinn blieb aus
bisher
aber er wird kommen
das ist sicherer
als auf den frieden
der menschheit
zu warten
der zeit gehorchend
so sagt man doch
und nicht herausgehört
was sie von mir will
die vorhandenen mittel strecken
und was tun
wenn keine vorhanden sind
bei virginia woolf eingeladen
ihr platz gemacht für ihre ideen
uns inspirieren lassen
auch das lachen kam nicht zu kurz
ihr tintenfass abgelöst durch den pc
das nachtdunkle
überwältigt die taghelle
unvorstellbar manchmal
dass sich daran etwas ändert
pflastern den weg mit worten
und ihn begehen
damit es der eigene wird
ein lächeln herschenken
in die dunkelheit des tages
damit er zu leuchten beginnt
ich denke afrika
ich denke indien
ich denke hungersnot
und nicht urlaub
die katze läuft durch meinen mac
der hund läuft ihr hinterher
dass der abend kommt ist gewiss
und dennoch überrascht er mich
an jedem tag
wachhalten den verstand
oder wenigstens das
was wir dafür halten
in der wortwanne baden
mich umspülen lassen
mich überspülen lassen
von den schwimmendflexiblen
wortgebilden
mich wenden
mich umwenden und schauen
ob der tag etwas neues gebracht hat
meine füsse unter mich stellen
damit sie mich durch die zeit tragen
die hände strecken
sie ausstrecken
nach den schönsten wortschöpfungen
sie so biegen
dass sie einen klang
einen sinn ergeben
angewärmte luft
zur verfügung stellen
damit der spruchteig
sein volumen entfalten kann
die bedeutung heraushören
aus den reden der politiker
auch wenn es keine gibt
wasser schöpfen
aus den quellen der weisheit
und ergiessen
über weite teile der menschheit
das fallen und aufstehen üben
und nicht müde werden
einer pause platz einräumen
damit das gesagte sich setzen kann
mein begehren zulassen
es stark und laut werden lassen
mein begehren
nach frieden und freiheit
das licht wollen
damit es seine schatten wirft
und ich in ihm stehen kann
im tal den schutz der berge suchen
auf den bergen
die freiheit der gedanken
stehen
aufrecht stehen bleiben
und mich nicht setzen auf jeden stuhl
schon gar nicht
zwischen die stühle
sagen was ich denke
anstösse geben
denkanstösse
und keine angst haben
anzustossen
ich schlürfe meinen kakao
und nun
liegt er mir schwer im magen
schmutzige wäsche waschen
die eigene
und nur die eigene
im keller den wein gesucht
und ihn im kühlschrank gefunden
der vielschichtigkeit des lebens geglaubt
und mich dennoch
für nichts entscheiden können
meinem mac eine seele gegeben
nun schreibt er für mich
die schönsten gedichte
tiefe gedanken niedergeschrieben
als ich sie aussprechen wollte
fanden sie den weg nicht zu dir
auf den kalten worten ausgerutscht
wie auf der eisbahn vor der tür
herabgeschwungen auf flügelworten
und die landung verpasst
mein wortzimmer betreten
und stein um stein nach sinn gesucht
sie stapelten sich vor mir
zu einer undurchdringliche wortwand
auch zimmer wollen zu ihrer zeit
betreten werden
was dir zufliegt
fliegt dir auch wieder davon
nur was du selbst geformt hast
kannst du dein eigen nennen
für kurze zeit
klang der sich erhebt
verleiht mir flügel
mit ihm fliege ich hoch und höher
es wird so wenig gesungen
die tür fällt ins schloss
ich erwarte dein kommen
es nur die nachbarin
viele vögel sind in den süden geflogen
aber ich erfreue mich an denen
die hier geblieben sind
meine finger suchen
nach worten auf den tasten
aber sie halten sich
andernorts versteckt
autobahn
unerbittlich fordert der nebel seine opfer
die schienenstränge
bieten auch nicht mehr sicherheit
in diesen tagen
die kasseler musiktage
haben ausgeklungen
ob sie in hamburg oder münchen
besser klingen
egli ist eine fischart im bodensee
ich denke wenn ich sie esse an eklig
es ist eklig
tiere zu essen
beherrschen den freien fall
auf allen vieren ankommen
und neu ansetzen
den sprung über das entsetzen
immer wieder neu üben
neben mir stehen
und mir zuschauen
manchmal erkenne ich mich sogar
spiegel sind unzuverlässig
manchmal zeigen sie mich dick mal dünn
nie zeigen sie
was ich sehen möchte
mit den fischen
auf dem grund gehen
hinabtauchen
einen schimmer bekommen
von dem nicht sichtbaren
durch die welle hindurchtauchen
als seist du ein teil von ihr
zum meer werden
der sonne danken
für jeden neuen tag
und dass sie sich
nicht immer zeigt
nicht auf das kommende warten
es verhindert das jetzt
es einfach kommen lassen
die bäume
sie winken mir zu
meine treuen begleiter
selbst tief eingeschneit
verlieren sie das hoffen nicht
meine erfahrungen teilen mit der zeit
und sie hinschenken
zu zeiterfahrungen werden lassen
durch die zeit erfahren
eine verbindung herstellen
zwischen mir und mir
von der die ich einmal war
zu der die ich sein werde
dazwischen die
die ich bin
die hände pressen
die hände fest zusammenpressen
als könnte ich ihnen
eine wortentscheidung abringen
dem abend entgegenschauen
in seine dunkelheit fallen
und mich fallen lassen
aus dem tag in die nacht
jetzt lesen
lesen
dass die welt nicht mehr ist
was sie einmal war
so sehr
haben wir uns verändert
je härter der winter
desto grösser die frucht
sagt karlwilhelm
und nun taut es schon wieder
angst haben
dass sich die worte einmal erschöpfen
obwohl sie zahllos zur verfügung stehen
finden ist das problem
unter meinem hut mein haar
unter meinem haar mein kopf
unter meinem kopf
wenn ich das wüsste…
rosadora
UNBEKANNT ERKANNT…
he, du fremdes wesen du
was treibst du tag und nacht
ich tanze hier ohn strumpf und schuh
was hast denn du gedacht
ich hörte die musik erschallen
die zog mich hin zu dir
sie könnte mir schon sehr gefallen
drum komm und tanz mit mir
VON WORT ZU WORT…
von wort zu wort schreiten
so als wäre jedes neu
rosadora
SO DIREKT NICHT…
im keller der gefühle
den schacht nach oben finden
der lichtschimmer
ist nicht immer hilfreich
einen kleinen umweg machen
und leichter ins ziel einlaufen
die zielgerade
ist so direkt nicht
wie sie verspricht
aus tagestexten
rosadora
TAG FÜR TAG…
der grösste mord aller zeiten…
wie kann man ‚die zeit totschlagen’?
sie ist ja die grosse gebärerein alles neuen,
tag für tag und immerwieder.
rosadora