ERDEN BEI FRAUNHOFER…

ERDEN GANZ ALLGEMEIN – UND IM SPEZIELLEN…

mit claire pentecost
auf der d13 erwuchs mein interesse für den wert der erde. es geht dabei um den wert des bodens, für den claire pentecost eine neue werteinheit vorschlägt, eine art neue währung, die den petrodollar ersetzt.
der gedanke bewegt mich seit 2014, als der zoll- und verladebahnhof abgebaut wurde und das thema ZUSAMMENBRUCH UND WIEDERAUFBAU mich zu meinem projekt bewegte und das noch immer nicht beendet ist. mit dem bau von FRAUNHOFER belege ich mein wiederaufbau thema.
bei meiner ausstellung, EIN BAHNHOF VERSCHWINDET 2017, hatte ich die ERDE als kunstsonderthema. bei dem abbau des bahnhofs wurden erden verschleppt und gewendet, gehäufelt und plattiert. sie waren es mir in ihrer verschiedenheit wert, sie in gläsern zu sammeln und in die ausstellung zu tragen, damit ein bewußtsein über erden entstehen konnte, indem man ihr ansichtig wurde.
auf dem fraunhofer baugrund habe ich die vielschichtigkeit nicht dokumentieren können. mir wurde der zutritt und das fotografieren von der firma, welche die kampfmittelbeseitigung in auftrag hatte, untersagt.


jetzt war also nur noch ein rest von erde und eher kies und sand vorhanden. trotzdem wollte ich nachsehen, was ich damit anstellen könnte.
zumindest hat es mir das thema ERDE wieder ins bewußtsein gerufen. ich kann die vielen umbrüche ab 2014 bis jetzt wieder andenken. besonders die zeiten der biotope, die vor und während der bauphasen erwuchsen. ich habe sie kartiert und nehme nun noch anteil an der gegenüberliegenden seite, wo einst die gebäude der ladestraße standen. von erde ist da nicht viel zu sehen. auf einem riesen splitbett gedeihen die pflanzen dennoch – mal schmächtig, aber eher wuchtig. und alle sind mir wichtig, sie zu betrachten und zu beobachten – nicht ganz ohne wehmut, weil sie den menschen so ausgeliefert sind…

BOTANISCHER GARTEN – HERBST II . . .

ARTEMISIS ANNUA…

Artemis war eine wilde, unzähmbare Göttin, die Leben nicht nur gibt, sondern auch nimmt…

Unter den Pflanzen sind ihr das Wermutkraut (lat. Artemisia absinthium) und die Zypresse, die Moorlilie und die Palme heilig.
wikipedia

ich kenne sie aus griechenland als die vielbusige fruchtbarkeitsgöttin… wie diese pflanzen zu dem göttlichen namen kamen, ist mir schleierhaft. carl von linnè kann ich nicht mehr befragen. er nannte sie schon 1753 in Species Plantarum.

zwei frauen fragen mich, ob ich die artemisia annua kenne und wisse wo die steht. nein, ist mir völlig unbekannt. aber Dieter Rüsseler von den kakteenfreunden ist im garten. vielleicht weiß der was. ja, er kennt die pflanze und weiß wo sie steht.
später, im kräutergarten treffe ich die beiden frauen wieder und die kasseler, (die andere ist zu besuch aus berlin), verrät mir, wo artemisia annua steht. und sie weiß viele einzelheiten zu der pflanze, dass sie eine einjährige pflanzenart aus der familie der korbblütler ist. sie – die artemisia – ist eine heilpflanze und hilft erfolgreich gegen malaria. –
2015 wurde die chinesische Pharmakologin Tu Youyou für die Substanzgewinnung von Artemisinin mit dem Medizin-Nobelpreis ausgezeichnet.
die krautige Pflanze ist einjährig, woher das botanische Artepitheton annua ‚ein Jahr andauernd‘ von lateinisch annus ‚das Jahr‘ stammt. Auffällig ist der aromatische Duft.[1] Die Pflanze wird 50 –150 Zentimeter hoch. Der Stängel ist meist völlig kahl. Die Laubblätter sind zwei- bis dreifach fein gefiedert. Die Blattzipfel sind kammförmig gesägt.
Die in einem rispigen Gesamtblütenstand angeordneten gelbgrünen und körbchenförmigen Teilblütenstände enthalten wenige gelbe Röhrenblüten. Die Blütenköpfchen sind nickend. (wikipedia)

später finde ich die pflanze und zupfe ein bißchen. sie riecht sehr stark und auch ein foto mache ich.
aber richtig widmen werde ich mich demnächst einmal, wenn ich allein im garten unterwegs bin.
dank den frauen, dass sie mich darauf angesprochen haben. gern lerne ich neues kennen. artemisia werde ich nun nicht mehr vergessen.
schöne fotos auf:
www.awl.ch/heilpflanzen/artemisia_annua/einjaehriger_beifuss.htm

BIOTOP BAHNHOF…

EINST LADESTRASSE…

vorderseite

rückseite

plattgemacht

und heute…

BIOTOPE

oft zwischenakkorde und selten beachtet, überraschen mich immer wieder ob ihres ideenreichtums und vielfältigkeiten. die mich verwirrende frage ist, wo sie diese – fast kann man sagen BIOVERSITÄT – versteckt halten. lange zeit sind sie in dunkelheit und abgrund verborgen, um dann, sobald sie wieder ans licht befördert werden, fast zu prahlen mit irgendwie nicht erklärbaren blumen und gewächsen. wie lange hält ein samen das aus – vergraben und vergessen worden zu sein – wo und wie verbirgt er diese ausdauer.
hier am bahnhof gab es schon einige biotope – erst vor dem abriss des zoll- und verladebahnhofs. da erklärte sich die vielfalt wie von selbst durch seine beständigkeit über jahre.
nach dem abriss eine pause bis zum beginn des fraunhofer baues. staunen macht mich diese sprunghaftigkeit – wie herausgesprungen kommen sie – die blumen und pflanzen und hier sogar die bäume, die an größe mich immerhin in der kurzen zeit überwuchsen. nach der steten bebauung nun kein biotop mehr.
dafür in der einstigen ladestrasse – heute beuys strasse – der helle wahnsinn. nicht nur aus erde, sondern aus einem splitbelag heraus gelang es ihnen, in kürzester zeit diese fläche – gegenüber der fraunhofer baustelle – zu bespielen – könnte ich fast sagen. in diesem jahr zwar hohe pflanzen und büsche – doch in ihrem wachstum durch die trockenheit gestört und auch aufgehalten. vor zwei jahren noch freude durch das ausbrechen der kleinen pflänzchen – in diesem jahr dann die große enttäuschung durch die trockenheit.

BAHNHOFS BIOTOP…

ÖDE PRACHT…

der sommerflieder ist der einzige, der sich gegen die große trockenheit wirklich zur wehr setzen kann. immerwieder zuckt er auf, ohne rücksicht auf die jahreszeiten. er ist ein wahrer kämpfer und dauerblüher.

meine königskerzen haben es nicht geschaft. nach dem ausrollen der blütenknospen kam das einrollen. kein regen war genügend, um ihnen eine blühzeit zu ermöglichen. sie waren so hoffnungsvoll am start – ich habe für sie gehofft und gehofft – nichts… der klimawandel vermag einiges – nur nichts gutes.

einige der pflanzen, besonders kleine, haben es gar nicht geschafft ans licht zu kommen – und die größeren stehen da in einem arbärmlichen und bedauernswerten zustand. wie eine trockenheide sieht das biotop aus. das wird sich auch im kommenden jahr auswirken.

HERBST TAG- UND NACHTGLEICHE 2019…

TAG UND NACHT GLEICH…

das helle verschwindet
das dunkle macht sich breit
es schiebt sich mit grosser hartnäckigkeit
in den tag
obwohl ich mich in diesen jahresrhythmus füge
mag ich das ganz dunkle und das sehr helle
am wenigsten

über die felder renne ich zur zeit nicht und so wie früher vielleicht nie wieder, doch die erinnerung sagt mir, dass die felder jetzt – bis auf den mais – abgeerntet sein müßten.

auf meinem bahnhofsbiotop habe ich es kurze zeit geschafft und den sommerflieder und den brombeerbusch erwischt – ein hauch von herbst. der kleine fuchs hat mich besonders erfreut. da ist es gut, dass es diese fremdlinge – sommerflieder – bei uns gibt, die blühen und blühen – und setzen immer wieder neu auf.

die rosen – längst verblüht – stechen nun mit ihren roten hagebutten ins auge. schöne farbtupfer und verkürzt die wartezeit auf die neuen blüten.

URWALDSTÜRME IM URWALD II …

M A R G A R E T E . . .

12.07.2016
so sah sie vor drei jahren aus – die margarete – so, als könne ihr nichts und niemand etwas anhaben.

dann dies – eine ganze flanke – würde man bei einem tier sagen – ist heraus gerissen. eine große wunde klafft an ihrer südwest-seite. ein großer teil von ihr ist herausgerissen und ich glaube, ihren stillen schrei zu hören. bei einem menschen wüßte ich zu trösten – bei einem baum aber ist das gar keine option. sie, die margareta, wird nie mehr gesunden. ihr werdegang geht nur in eine richtung. viele jahre habe ich sie besucht und oft – wie auch heute – zu ihren wurzeln gesessel und zugehört. ausgeruht habe ich mich auf ihren grünen ausläufern und ihr zugeschaut.
ich kenne sie gut und immer kam sie mir groß und stark und unverwundbar vor. aber das war natürlich schon lange nicht mehr so. in ihrem inneren passierten für mich unvorstellbare dinge.
die wasserleitungen waren lange schon gekappt und die baumin verdurstete sozusagen. der verwandlungsprozess hat erdartiges – eine humusartige trockenmasse – hervorgebracht.

sie ist für einige wenige menschen berühmt wegen folgender geschichte –

‚Der Sage nach hat in dem Gemäuer der Sababurg einst, so heißt es, ein despotischer Riese geherrscht. Mehrmals hat er seiner Tochter Margarete verboten, sich mit dem Nachbarssohn Kuno zu treffen. Doch die Liebe der verzweifelten Riesentochter ist so stark, dass sie alle Warnungen ihres wütenden Vaters ignoriert – eine Entscheidung mit fatalen Folgen.
Eine verzauberte Prinzessin…
Als Margarete wieder einmal heimlich aus der Burg flüchtet, nimmt das Unheil seinen Lauf. Der Riese verwandelt Kuno, den Liebhaber, in eine Eiche. Und auch Margarete bleibt nicht verschont. Zu unbeweglichem Holz verzaubert ist die Prinzessin bis heute.’
diese geschichte hat mir jupp rapp übermittelt. so ganz schlüssig und vollständig scheint sie mir nicht. aber ich kann sie nirgends finden. und wieso gibt es eine verwandelte riesentochter – eine verzauberte prinzessin und wo steckt der verwandelte liebhaber fest. bis heute ist er mir nicht begegnet…

URWALDSTÜRME…

DIE WAPPENEICHE IM URWALD…

dieses bild habe ich am 30. oktober 2013 aufgenommen. die wappeneiche bestand da aus einem müden und einem lebendigen teil.
ich bewunderte ihre tat- oder triebkraft. fast sah es aus, als wären es zwei bäume in verschiedenen lebensphasen.
bis vor ein paar wochen noch – also sechs jahre später – hat sie diesen zu- oder aufstand halten können.

Hoher Baumnun ist es vorbei. einsam steht der baum in seiner halbheit und ich bin mir unsicher, wie ich ihm zukünftig begegnen soll. vielleicht entschließt er sich, seinem grünling zu folgen. alt genug wäre er ja. und welchen grund sollte er haben, aufrechtstehend sein vergehen zu ertragen.
mir würde er fehlen – auch in seiner halbheit, in der er immer noch die von mir viel umworbene eiche ist. kürzlich erst sass ich unter ihr – der ganzen eiche und ahnte nicht, wie nah sein schicksal bevor stand.

text von vor sechs jahren, als die eiche noch zweiteilig war:

eine eiche in dem alter hat einen ungeheuren ausschlag. ich sitze lange dicht bei ihr – lausche, was sie sagt, was sie singt, rieche den einmaligen eichenbaumduft, betaste und begrüße sie, schaue, wo sie sich regt, sich verändert und wie sie der erde und dem himmel verbunden ist und ich mit ihnen.

sie stellt mir wichtige fragen – fragen die das sein betreffen – das leben – das sterben auch. oder stelle ich sie ihr. unsere zwiegespräche ziehen sich heute in die länge. es ist ein gemisch von mich ruhigstellen und aufgewühltsein. die antworten kommen oft viel später – heute besonders.

ich bewundere ihre ausdauer. viele jahre schon suche ich den kontakt zu ihr. immer denke ich sie müßte in sich zusammenbrechen. dass sie es nicht tut und sogar noch mit blattaustreibungen beschäftigt ist, erstaunt mich sehr. frisches junges grün an der einen seite bis hin zum knorrig vergehenden holz in den erstaunlichsten farben zeigen mir einen eichenlebenskalender. und wenn sie den regen einsaugt ist es, als würde sie sich noch einmal aufbäumen – schmückt sie sich mit eichenbaumnotationen, die ich in ihren veränderungen immer wieder einfange.
es ist das, was wir sehen, an das wir unser herz binden, was uns die besonderen ereignisse schenkt, was uns in erstaunen versetzt, wovon wir lernen.

BIOTOP BAHNHOF…

AUFSTIEG UND NIEDERGANG…

vor wochen noch dachte ich, dass ein erquickender regen den königskerzen zur pracht verhelfen würde. nun kam regen, aber nicht genug. der anblick dieser großen pflanzen, die sich solche mühe gegeben haben hell auf zu leuchten, erschüttern mein herz. so verkrampft haben sie sich vor der heißen sonne, so in sich selbst zurückgezogen, dass ich weinen könnte. was so gut angelegt war, vertrocknet, ehe es seinem namen gerecht werden konnte. sie so leiden zu sehen, trifft mich mitten ins herz.

den sommerflieder hat es nicht ganz so arg getroffen – mit ausnahmen – er kommt aus gegenden, wo abartige wetter nicht so selten sind. aber je nach dem – der eine treibt weißeste blüten, den anderen hats auch trocken erwischt.
disteln verschweigen wie es ihnen geht – sind voller samen. rainfarn, goldregen und kleinste astern (berufkraut?) halten sich wacker.