MENSCHSEIN…

MENSCHWERDEN…
es ist so kompliziert für mich das zu denken. zum einen glauben wir die ganze schöpfung zu übersteigen – auf der anderen seite sind wir ein winzig kleines körnchen von allem.

URWALDSPIRALE_MEIN BAUM_P1420583_bearbeitet-1ich bringe meine ehrungen den bäumen – ja insbesondere den bäumen – den pflanzen und allem was ist entgegen. es für die menschen zu formulieren fällt mir schwer.
sie tragen nicht dieses einmalig klare für sie bestimmte in sich wie beispielsweise die bäume die ihr leben vollbringen egal unter welchen bedingungen – sie haben auch die kraft dazu. die menschen sind so gespalten durch ihre überheblichkeit – sie reissen an sich was ihnen nicht zusteht – sie machen nieder wo immer sie platz beanspruchen. sie wissen auch nicht wer sie sind und schon gar nicht wer oder was die bäume sind die natur die schöpfung. nichts ist ihnen heilig.

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ich bin mit meinen bäumen und sie sind mit mir. auch wenn wir uns zum erstenmal begegnen sind sie mir vertraut – sie geben mir kraft und trost und fantasie dazu wie ein extrageschenk.
ja – ,wärum brauchts eigentlich d´mänschä?‘ – wie der neffe von agnes frage ich dich das.
die welt käme ohne sie bestimmt besser zurecht – würde nicht so geschändet verletzt ausgenutzt und unbeachtet.

ich bin mensch befinde mich im stadium des menschwerdens und zwar ganz anfänglich – auch wenn meine zeit bald vorbei ist. ganz mensch zu werden schaffe ich nicht in einem leben – und ein weiteres wird uns nicht zugestanden – oder.
ich bemühe mich – aber viel zu wenig. ich nutze die zeit nicht – ich bin bequem.
ich hinterlasse nichts was die menschen beeindruckt – vielleicht ein paar wenige die sich auch in der phase der menschwerdung befinden und sich mühen und bemühen wissen zu schätzen was ich tue – aber das wird schnell vergessen sein.
also lohnt sich unser bemühen um unser menschwerden – oder ist es vollkommen egal was wir in unserem leben machen worum wir uns bemühen.

wenigstens einen dank an die erde an das große ganze das universum…

Taize Laudate omnes gentes

ich höre es an auf youtube

mit meinen enkelkindern habe ich es dreistimmig in hohwacht gesungen
ganz zwischendrin und ungeplant an ostern

im flur dicht beieinanderstehend – wie eine kleine a cappella-gruppe
und wir wollten es noch auf Whats App aufnehmen und haben es dann vergessen
schade
schade
schade
solch kostbare momente….

auszug aus meinem brief an meine freundin R. in der schweiz

URWALD MORBIDE…

FRÜHLING…
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auch älteste urwaldbäume – längst vergangene wie wir denken – haben ein frühlingserwachen. speziell aber deutlich. sie duften aus, sie schwitzen aus, sie schlagen aus – sie geben ihr bestes. es läuft ihnen förmlich der schweiß über ihr vergehendes – strukturen auch und farbenfrohe dazu.

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da sind zwei denen schießt der übermut in die stämme. unbedingt wollen sie an den himmel stoßen – wie wir das auch auf unsere art möchten. so weit oben vermute ich gar keine wipfel mehr. aber das umschauen und aufschauen hält so manche überraschung bereit. noch wird das grün vom moos bestimmt solange es feuchtigkeit genug gibt – ehe die bäume grünen und springen vor freude dass der winter überstanden ist.

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ich muss sie anfassen – diese tapferen emsigen weichenden – sie sollen erfahren dass ich sie wahrnehme – heute ganz besonders und nur sie. allesamt sind sie morbide schönheiten und keine gleicht der anderen – soviel individualität im vergehenden.

TREPPENSTRASSE…

… in kirschblütenprachtt…

I_TREPPENSTRASSE KIRSCHBLÜTE_III_P1450589_bearbeitet-3 wie ein rosanes band leitet die kasseler treppenstrasse vom alten hauptbahnhof über den friedrichsplatz zur gustav-mahler-treppe zur orangerie. 1953 war sie die erste fussgängerzone und eine attraktion. durch die üppige blüte der kirschbäume ist sie das zur zeit sicher auch – eine attraktion – ein blühwunder.

TREPPENSTRASSE KIRSCHBLÜTE_II_05.041TREPPENSTRASSE KIRSCHBLÜTE_I_05.04viele neue restaurationen haben sich angesiedelt – ein paar menschen sitzen draussen – die sonne ist zaghaft und die temperaturen milde aber nicht unbedingt warm. das frühjahr hat sich in diesem jahr verzögert.
das eam-hochhaus auf der oberen kante – die orangerie am unteren ende – ein leitfaden besonderer art und gedacht.
mehr s. wikipedia

DER PENONEBAUM…

IN DER KARLSAUE                                                                                                            im april 2016

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PENONE_KIRSCHBLÜTE MAHLERTREPPE_04.04_bearbeitet-1ganz verwaist steht er da – kein publikum – niemand der neben ihm rastet. die kirschbäume vermögen ihm auch noch keinen schmückenden hintergrund zu geben – in ein – zwei tagen vielleicht. ich portraitiere ihn – mal wieder – dazu brauchts nicht unbedingt menschliche verzierung. am bewölkt-sonnigen himmel setzt er sich am besten ab. nicht lange mehr findet er unter den bäumen seinesgleichen. die bemühen sich eifrig um blüten und frühlingsgrün. das ist ihm nicht vergönnt. aber vielleicht ist ihm die aufmerksamkeit dadurch dass er sich absetzt von den übrigen gesichert.

PENONE_KIRSCHBLÜTE MAHLERTREPPE_04.041_bearbeitet-1´Am Fuße des Bronzebaums pflanzte Penone eine kleine Stechpalme, die zur Eröffnung der nächsten documenta eine stattliche Größe erreicht haben soll.´
zu meinem leidwesen ist von dem kleinen lebensbaum der ihm beigegeben wurde keine spur mehr – abgerissen – ausgerissen. der standort bietet keine sicherheit für kunst.
die nächste documenta ist bald. vielleicht könnten die menschen die den baum durch spenden gekauft haben sorge tragen und einen neuen beibaum setzen, damit die besucherinnen und besucher der nächsten documenta nicht gar zu enttäuscht sind ob des unvollständigen kunstwerkes auch wenn er bis da hin unmöglich eine ´stattliche größe´ erreicht haben dürfte…

DIE RECHTSBUSIGE…

– ERFREUT…
DIE RECHTSBUSIGE-P1450049
erst jetzt entdecke ich sie. sie reißt die arme hoch, öffnet mund und nase und all ihre poren, sie öffnet sich ganz – der frühling ist da. der 1. april bringt eine warme brise vom meer, von welchem auch immer. das licht ist blendend in doppeltem sinne, die wärme noch nicht ganz warm, doch es reicht zur freude, der von licht und wärme bedingten. sie bringt eine botschaft – eine botschaft für die menschen – es werde, es wird – neu wird die welt, wie am anfang, ein neues beginnen…

ALTE BEKANNTE IM URWALD SABABURG…

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meine überraschung, dass diese sich zugeneigten baumwesen sich zeigen wie eh und jeh, wie schon immer gewesene und immer seiende. ich wende mich ihnen zu, sie sind es, die nie irritiert mich gewähren lassen, die mich begleiten in meinen gedanken und in mir etwas anrühren noch lange danach. sie sind eindrücklich, mich beeindruckend, sie kratzen an meiner erinnerung, wie es war als ich sie letztens sah. ich schaue nach ihnen wie nach alten bekannten, sie erheitern mich mit ihrer beständigkeit, obwohl das vergehen eingeschlossen ist.

URWALD_GESICHT_I_17.03die größten veränderungen erwirkt das licht, mal herb, mal milde bis zur unerkenntlichkeit – heute im schönsten sonnenschein. der macht das geheimnis um die beiden geringer, leuchtet das plastisch erhabene aus. licht kann zu hell sein, licht kann zu dunkel sein – immer bestimmt es das auf und ab, das ganz besondere um ein bild. heute ist es zu hell und ich kann es nicht ändern.
der besuch bei den beiden war fast zufällig. ich habe sie nicht gesucht und doch waren sie dann da. ich hätte sie nicht gesehen, hätte ich sie nicht schon gekannt – seit langem schon.

HERBSTBÄUME…

in der karlsaue
COVER HERBSTBÄUME_600__0011846593_Cover_U1_bearbeitet-1Herstellung und Verlag Books on Demand

 
in diesem jahr war der herbst aussergewöhnlich bunt. diese farbenpracht nicht in bildern festzuhalten, wäre ein verlust. dabei bin ich den bäumen sehr nahe gekommen. ich bemühte mich, sie mit ihren name zu benennen und kennenzulernen. bei der vielzahl verschiedener und besonderer arten war das nicht einfach.

mein blog wurde so zum baumblog und ich zur baumliebhaberin. das wird mir niemals mehr verloren gehn, auch nicht, wenn ich mich wieder anderen themen zuwende.
bäume sind sowieso ein gewinn – ohne sie könnten wir nicht leben. ein doppelter, wenn man sie lieben lernt. sie zu erkennnen, wenn sie nicht belaubt sind, ich die blätter nicht zur hilfe habe und sie wie schwarze schatten in der gegend stehn, wäre eine enorme bereicherung für mich. ich bemühe mich also weiter.

sie locken mich ins freie, die bäume, tagtäglich – auch bei regen. nach dem regen sehen sie oft aus wie frisch geduscht und dazu bringen sie ihre grosse farbigkeit hervor. das überrascht mich, weil ich baum ja in erster linie mit grün assoziiere und ich den stamm zwar auch wahrnehme, aber eher in einem dauerhaften braunton. und nun ist das grüne, später bunte, weg, und der stamm und die äste erhalten einen neuen platz, nicht nur in meiner vorstellung. jeden tag entdecke ich, wie sie sich in verschiedenen wettern äußern, ja fast entäußern. ihre verschiedensten notationen, die von baum zu baum und von art zu art verschieden sind, werden durch feuchtigkeit hervorgehoben, so wie eine farbe im tuschkasten zu leuchten beginnt, wenn ich sie befeuchte. sonne kann eine hartnäckige spielverderberin sein, wenn sie alles austrocknet und den bäumen ihren saft wegsaugt, so dass die baumfarben sich zurückziehen.

der herbst war bunt, der herbst war mild und nun kommt der unvermeidliche teil – der winter. die bäume ruhen nicht – sie schaffen unter der erde, und dass dies so ist, zeigen schon kleinste austriebe und knospen.

A S T W E R K . . .

AUE_ASTWERK_I_P1420373zu den bäumen aufschaun – zu ihren wipfeln.
im astwerk wandern mit meinen augen.
die richtige einstellung wählen in mir und in der kamera.
den augen die anweisung geben, die bildausschnitte sorgfältig zu wählen.
das ist ansichtssache und von der tagesform abhängig – meiner und der der bäume.
AUE_ASTWERK_II_17.12die sonne hält sich zurück, das ist gut und mir dienlich für mein vorhaben.
es verlangt körperlichen einsatz – den kopf weit in den nacken. mein hals ist lang – ich denke wendehals. ich wackele in dem unebenen nassen grasboden herum, muss aufmerksam sein, dass ich nicht falle, die gehfähigkeit ist etwas eingeschränkt. die aufmerksamkeit teilen – das allein ist schon eine kunst. auf allen ebenen anwesend sein, auch wenn es ausschaut wie träumerei oder hansguckindieluft. das hörte ich in kinderjahren oft zu mir sagen. offensichtlich waren da meine augen auch schon überall. heute könnte man dazu sagen, gib dem kind doch eine kamera, damit es ein ergebnis erzielt mit seiner indieluftguckerei…
AUE_ASTWERK_III_17.121den gärtnern winke ich zu, die wundern sich schon, dass ich immer an derselben stelle auftauche und fragen sich, was es denn da oben zu sehen gibt. sie müssen auf das achten, was sie zu tun haben. winken ist schon eine ausnahme.
ich kann meinen blick wenden wohin ich will. und täglich habe ich eine andere idee und anwandlung. das ist gut so. das passiert spontan und erwächst mir jeweils aus dem, was ich schauend erforsche.
oft bin ich selbst überrascht, dass es immer weiter geht und immer was neues auftaucht.
die astwerke wollte ich eigentlich malen. aber da bin ich nicht so geschickt und habe auch nicht die ausdauer und ich bin ja auch fotografin (neben vielem anderen)…

REINE ERSCHEINUNG…

 

HOHE EICHE in der aue…AUE_EULALIE_EICHE_I_P1410742sie ist eine gewaltige. wie zum schutz hat sie sich einen übermässig dicken gürtel zugelegt. das ist zumindest eigenartig. das hab ich bisher bei keiner anderen eiche so rundum gesehn.

AUE_EULALIE_EICHE_II_07.12mich lockt es an. die anderen bäume hält sie sich vom leibe – alles spilliges getue – bäumchen mit ihr verglichen. gewaltig sind auch die einkerbungen in ihrem stamm. das muss sie viel energie und willenskraft gekostet haben. vielleicht ein schwimmreifen. in der aue ist es ja sehr feucht, oft nass. und wenn da mal ein see war – über längere zeit.

AUE_EULALIE_EICHE_III_07.121
sie ist nicht nur dick, sondern auch ausgesprochen hoch. neugier – oder der starke drang, sich mit dem himmel zu verbinden. auch ich verbinde mich mit ihr für einen moment und im nachhinein noch in meinen gedanken. ich trete an sie heran, begrüsse sie, schleiche um sie herum, mache mir eine vorstellung von ihrem gepräge, spüre ihre energie, und entferne mich wieder von ihr. so eingespannt zwischen himmel und erde macht sie mir eindruck. und einfach so vorbeilaufen – das geht nun nicht mehr.
AUE_EULALIE_EICHE_IV_07.122AUE_EULALIE_EICHE_V_07.124‘bäume sind keine erweiterungen des selbst, sondern reine erscheinungen. ihre zeit überschneidet sich nicht mit der unseren. sie reisen auf andere weise. sie sind zyklisch und werden darum beneidet. ihre leben sind nicht teil unseres tragischen kontinuums; sie haben eine leichtigkeit, eine nähe zu wasser, luft und feuer, alles aus eigener kraft.

etel adnan in JAHRESZEITEN

MEINE FREUNDIN DIE BAUM…

o o o – das muss ich vorwegstellen. eben las ich bei der grossen ETEL ADNAN, dieser allerhöchstbegabten denkerin: BÄUME SIND DER LEIDENSCHAFT FÄHIG. DIE APRIKOSE UND DIE MAULBEERE LASSEN KEIN AUGE VONEINANDER; SIE REISEN ZU ZWEIT UND GEBEN ANGEREGTE URALTE LAUTE VON SICH, WENN SIE SICH PAAREN, DIE NACHT ZERREIßEN, NICHT ANDERS ALS BLITZE.   na also, na bitte, wie auch anders…

aus: JAHRESZEITEN

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http://www.fembio.org/biographie.php/frau/comments/meine-freundin-die-baum/

liebe große aufmerksame freundin der künstlerinnen in der schweiz – rose
danke, dass du mir übermittelst, dass bei uns die bäume weiblich benannt werden mit wenigen ausnahmen
ich zitiere dich hier…
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liebe grosse freundin der baumwelten – dora

ich weiss nicht, was die bäume mit dem geschlecht zu tun haben,
was mir aber aufgefallen ist in der deutschen sprache, dass sozu-
sagen alle bäume weiblich geortet sind, ausser wir gebrauchen
in ihrem namen das wort DER BAUM; wie z.b. bei den frucht-
bäumen – immer mit ausnahmen- sind dann ihre früchte wieder
weiblich: der apfelbaum – der apfel

DIE  eiche – buche – erle – tanne – kiefer – linde – zeder – weide –
pappel – palme – birke – eibe – eberesche – kiefer
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auf luise puschs seite – s. oben – dies:

Von Heine stammt ein Gedicht, das gern herangezogen wird, um die symbolische Bedeutung des grammatischen Geschlechts zu illustrieren:

ein fichtenbaum steht einsam
im norden auf kahler höh´;
ihn schläfert; mit weisser decke
umhüllen ihn eis und schnee.
er träumt von einer palme,
die fern im morgenland
einsam und schweigend trauert
auf brennender felsenwand.

aus: lyrisches intermezzo (1822-23) nr. 33

Um eine Hetero-Schnulze zu evozieren, vermännlicht Heine die Fichte zum “Fichtenbaum” – wie schade. Dabei hat doch in Wirklichkeit eine Fichte von einer Palme geträumt! Auch um in Zukunft solche Willkür und Denaturierung gar nicht erst aufkommen zu lassen, sollten wir ab sofort die Baum sagen.
luise f. pusch

ZWEI BÄUME…

zwei bäume hab ich einst im wald gesehn,
die wollten sich einander nahe stehn.
sie schaun sich an voll sehnsucht, möchten gern
sich fest umschlingen; doch sie stehn zu fern,
denn andrer grund ist jedem angewiesen,
darin des lebens starke wurzeln sprießen.
so neigt sich jeder still zum andern hin,
der eine scheint den andern anzuziehn,
bis es zuletzt gelingt den schlanken zweigen,
sich in den kronen liebend zu erreichen.
wie sie die äste ineinandern flechten,
sind sie beschirmt von liebevollen mächten;
in blauen lüften, wo die wolken jagen,
da dürfen sie sich ihre sehnsucht klagen.
sie dürfen blüth´um blüthe selig tauschen,
an ihren düften wonnig sich berauschen.
sie stehn vom licht des abendroths umglüht,
gleich wie von tausend rosen überblüht;
verklärend weben aus der himmelsferne
ihr heilig licht darum die ew´gen sterne.

so möcht ich mich….

Louise von Plönnies (7.11.1803-22.1.1872)