Ein alter baum,
das wird immer seltener,
und man wird alte bäume
bald besichtigen gehen
wie heute eine alte kapelle.
Claude Goretta
Ein alter baum,
das wird immer seltener,
und man wird alte bäume
bald besichtigen gehen
wie heute eine alte kapelle.
Claude Goretta
eigentlich kann ich den bildern mit worten keine grössere bedeutung beimessen.
sie zeigen die 3 ginkgos in ihrer ganzen grösse und stärke und schönheit.
so golden, wo alles gold der anderen bäume längst verschwunden ist.
so strahlend, dass mir mein herz vor freude springt.
noch einmal farbenfroh – das war vor drei tagen – und ist heute nicht mehr so.
der herbst rüttelt mächtig das bunte laub ins gras. und weil sonntag ist,
sind die laubbläser nicht unterwegs. aber spätestens nächste woche ist auch
das herbstlaub weggeblasen – wie nicht gewesen.
es beginnen kältere tage…
baumsein
ausgesetzt
dem lärm der strassen
der unaufmerksamkeit der menschen
kraftstrotzend trotz alledem
5. OKTOBER 2011
22. OKTOBER 2011
27. OKTOBER 2011
hinausgehen
auf der farbleiter
spazierengehn
die bilder einsaugen
wie honig
vom aug
direkt ins herz
endlich farbspielt der herbst
nimmt all seine kraft
und malt ein bild
schöner als das andere
IM BERGPARK WILHELMSHÖHE
SCHÄNDUNGEN IM URWALD SABABURG…
´sanfter tourismus´
ist nicht das, was er sein sollte – sanft.
er lockt grössere besuchergruppen in den urwald und damit auch solche, die nur aus attraktionslust und langerweile in diesem wald mal gewesen sein müssen.
raudis nicht ausgeschlossen.
solche haben nämlich kürzlich grössere schäden angerichtet, indem sie bäume beschädigt und an ihnen herumgehackt haben.
dieser ´dunklen schönen´, nach der ich mein buch benannt habe, sind sie tüchtig zu leibe gerückt. in bein, schulter und hinterkopf ist mächtig hineingehackt worden. kinder oder tiere können es nicht gewesen sein, sie ist ca. zweimeterfünfzig gross.
jetzt
ein paar wochen vorher
nicht nur meiner ´dunklen schönen´ wurde gewalt angetan – mir blutet das herz – sondern auch anderen bäumen.
meinen urwaldwesen habe ich versprochen, dass ihnen hier nichts geschehen würde. weit gefehlt. der unter naturschutz stehende urwald ist nicht so geschützt, wie es sein sollte. den menschen den zutritt zu verwehren wäre die einzige massnahme, die solche schändungen vermeiden könnte.
der urwald sollte ein
FRIEDWALD FÜR BÄUME
sein.
an dieser eiche haben sie besonders gewütet. solange daran herumgeschlagen, bis der baum sein innerstes zeigte. nun rieselt das, was er bisher noch halten konnte, nach aussen. das lässt ihn schneller morsch werden und beschleunigt seinen verfall. auch aussen sind teile abgeschlagen und zerstört. sie haben ihm seinen fuss weggeschlagen…
heute
foto peter bräutigam
meinem moosengel haben sie den ganzen kopf abgeschlagen. ein pilz versucht die wunde zu verschliessen. die gestalt eines kopfes wird sich nun nicht mehr herausbilden, nicht mehr herauswagen…
heute
vorher
dem entenküken haben sie das maul abgeschlagen und den nacken weggekratzt.
an den gegenüber liegenden baumstämmen sind grosse pilze herausgerissen.
auch das können kinder kaum getan haben. die sitzen so fest und diese waren bis zu 25 zentimeter durchmesser gross, dass einige gewalt dazu nötig gewesen ist.
jetzt
vorher
ich kenne meinen urwald gut und bin besonders aufmerksam für veränderungen jeglicher art. wenn den bäumen ein leid geschieht, geschieht es auch mir. bäume haben eine seele. sie sind weiser als wir denken. aber gegen rohe gewalt können sie sich nicht wehren. dass wir uns umbringen, wenn wir sie vernichten, ist aber klar.
dass besucherinnen und -besucher des urwaldes den nötigen respekt aufbringen mögen den bäumen, den pflanzen und den tieren gegenüber und achtsamkeit walten lassen – das wünsche ich mir.
URALTEICHE
für mich wird jeder tag zum tag des baumes, an dem ich solch einem altehrwürdigen baum begegne. die begegnung mit dieser eiche war eindrucksvoll. ihre morbide melancholie wirkte auf mich ein, liess mich still und nachdenklich werden.
als einzelner baum hat nichts und niemand sie gehindert, ihre eigenarten auszubilden. die machen sie zu etwas besonderem, etwas einzigartigem. sie ist nicht nur ein einziges wesen, sie ist viele wesen, die sie ausmachen.
wenn ich wüsste, wie ein baum das fertig bringt, sich in dieser vielheit zu äussern, sich zu veräussern, in die gestaltung zu treten, wüsste ich viel. in voller bewunderung umkreise ich ihn, nehme blickkontakt auf, wage ihn zu berühren.
vor lauter begeisterung haut es mich um, und ich liege langgestreckt auf dem rücken unter seinen zweigen im satten grünen gras. das wächst hier besonders üppig aufgrund einer symbiose und fruchtbarem austausch. mein austausch mit der eiche gelingt zögerlich. die geballte energie macht mich sprachlos.
meine aufnahmefähigkeit gerät ins stocken.
diesen baum, der so weise ist in seiner art, muss ich immer wieder besuchen. ich bin noch hier und freue mich schon auf den nächsten besuch.
NOCH EIN NEUES BUCH IST DA!!!
NOTATIONEN EINES BAUMES
URALTEICHE
100 SEITEN
45 FOTOS
18,90 EURO
BESTELLEN BEI MIR
zwei weiden umarmt
über den see geneigt
verbringen sie
sommer und winterzeit
sie schauen
auf das wasser hinaus
enten und vögeln
sitzplatz und haus
der wind verzaubert
das weidelied
erklingt
wenn die sonne kommt
und wenn sie entflieht
zwei weiden am see
haben ihre geschichte
und ich die meine
macht niemand zunichte
rosadora
der baum ist ein baum, ist ein baum, ist ein baum…
dieser hier ist es schon ziemlich lange, an unserem eigenen leben gemessen.
einmal wird er nicht mehr baum sein, so wie wir einmal nicht mehr mensch sein werden.
nicht jeder baum hat so einen ort, von dem er nicht fort muss.
dieser hier steht unter naturschutz.
dieser hier ist schon gereist, was nicht viele bäume von sich sagen können.
2006 hat er die reise angetreten, da hat ihn johannes graf auf einer briefmarke verewigt.
verewigt ist vielleicht übertrieben. ich denke mal, dass die originaluralteiche die briefmarke überleben wird.
verbundenheit, mal mehr, mal weniger, dieses verpflichtende wort, zwischen den dingen, den menschen, den taten. verbunden sein mit allem. verknüpfungen herstellen, damit wir verstehen.
an verschiedenen orten passiert ähnliches, in anderen gegenden wachsen gleiche gestalten, gleiche bäume.
so hat caspar david friedrich bei seinen baumstudien einen ganz ähnlichen baum entdeckt. auch dieser sieht aus wie eine uralteiche. ob er ihr verbunden war, kann ich nicht sagen. imponiert haben wird sie ihm schon, um ihm als objekt zum zeichnen zu dienen.
viele dinge dienen uns, nicht nur zum zeichnen. wir nehmen sie in unsere dienste, ohne zu fragen.
mit meinem baum rede ich, ich begrüsse ihn und frage, ob ihm meine gesellschaft angenehm ist. für seine vielen geschenke bedanke ich mich.
letztens klopfte ich an, als ob ich durch eine tür zu ihm gehen wollte. das klang ganz hohl, was mich verwunderte, sehr verwunderte, weil ich ein florierendes wasserwerk in ihm vermutete, so, wie das im fs oft gezeigt und erklärt wird. aber kein baum war davon so alt.
und nun grübele ich, wie er das schafft, leben immer wieder in sich aufkeimen zu lassen.
es gibt äste an ihm, die sind ganz grün und üppig belaubt. junges und altes so dicht beieinander. ganz bedeutungsvoll ist er mir, wenn ich auf seinen baumwurzeln unter ihm stehe. sobald ich von ihm wegtrete, fällt er ins nichts und erst in meinen bildern und gedanken wird das erlebte wieder lebendig.
und, als wäre caspar david friedrich am gleich ort gewesen, eine baumreihe, wie auf den beberbecker huden.
weltweit scheinen die bäume die gleiche sprache zu sprechen.
hier ein oelbaum auf der insel mallorca.
den hat sohn mirko bei seinem besuch dort gefunden und fotografiert.
olivenbäume übertreffen die eichen noch an alter, und so einen sah ich bisher noch nicht.
er muss einer der ältesten und eindrucksvollsten oelbäume der welt sein.
er nimmt sich aus wie ein gedenkbaum für alle oelbäume stellvertretend.
was ist kunst?
das, was die natur hervorbringt, oder das, was wir, durch sie angeregt, nachahmen?
ich neige dazu, ersteres anzunehmen. schliesslich hat die natur die älteren anrechte.
sie war vor uns da.
die zartesten muster hat diese uralteiche in seine rinde gezeichnet.
sie sind für mich wie gedichte aus wind und sonne.
wie noten eines sehr alten liedes.
wie allerfeinste stickereien.
wie notationen eines wesens, das wir nie ergründen werden.
sich einem baum anzunähern, das ist ein ungeheures anliegen, nur in kleinsten nuancen erreichbar.
heute zeigt er mir ein klar erkennbares bild, morgen kann ich es nicht mehr finden.
er lehrt mich, immer neu zu schauen.